Große Tarifkommission trifft sich am 6. September
Stahltarifrunde 2023 – Offensiv für Lohnnachschlag und Arbeitszeitverkürzung!
Seit Wochen wird in der IG Metall unter den Vertrauensleuten und Mitgliedern in den Betrieben die Tarifrunde der Eisen- und Stahlindustrie Nordwest und konkret die Forderung diskutiert. Am 6. September 2023 trifft sich die große Tarifkommission, um eine Forderung als Vorschlag an den IG-Metall-Vorstand zu beschließen.
Ende November läuft der Tarifvertrag und damit auch die Friedenspflicht aus. Ab Dezember wird es zu Kampfmaßnahmen und Streiks kommen. Mit der Forderung nach einer Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich hat diese Tarifrunde von Anfang an politische Brisanz. Die Stahl-Betriebsgruppen der MLPD und ihre Genossen fördern eine kämpferische und offensive Tarifrunde der IG Metall, für eine hohe tabellenwirsame Lohnforderung und den Kampf für die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich. Schon 1979 haben die Stahlarbeiter mit ihrem 6-wöchigen Streik, den Einstieg in die 35-Stunden-Woche durchgekämpft. Gerade jetzt, wo der Kapitalismus immer tiefer in die Krise rutscht, die Existenzgrundlagen der Menschheit durch eine globale Umweltkatastrophe zerstört und die akute Weltkriegsgefahr zunimmt, sind Kämpfe der Arbeiter von großer Bedeutung.
Dabei steht die Frage: Warum muss das eigentlich so sein?
Es geht auch anders: in den ehemaligen sozialistischen Ländern wurde schrittweise die Arbeitszeit verkürzt, stiegen die Löhne und gab es keine Inflation. Die steigende Produktivität führte zu einer Verbesserung der Lebenslage. Dagegen wird heute ein antikommunistisches Zerrbild von einer angeblichen Misswirtschaft verbreitet, um die Arbeiter vom Kampf um den Sozialismus abzuhalten. Dabei wird die Entwicklung nach dem Verrat am Sozialismus dem Sozialismus in die Schuhe geschoben. Dabei fehlen ihnen immer mehr die Argumente. Als Antwort auf den von den Kapitalisten selbst verursachten Fachkräftemangel gibt es für die Konzerne nur die Alternative, die Arbeitszeit auszuweiten und das Renteneintrittsalter zu erhöhen. Deswegen richtet sich der Kampf um die Arbeitszeitverkürzung direkt gegen diese Versuche der Monopolverbände. In den letzten zehn Jahren wurden tausende von Arbeitsplätzen, gerade auch in der Stahlindustrie, mit der Schließung von tkSE Duisburg Hüttenheim oder Vallourec Mülheim und Düsseldorf vernichtet.
"Performanceprogramm" von ThyssenKrupp ist Programm für verschärfte Ausbeutung
Erst vor zwei Wochen hat der neue Vorstandsvorsitzende von ThyssenKrupp, Lopez, ein neues „Performanceprogramm“ angekündigt. Hintergrund ist, dass der Profit von 2 Milliarden € in den ersten neun Monaten halbiert wurde. „Mit dem Performance-Programm wollen wir schnell in allen Bereichen Verbesserungspotenziale identifizieren, um das volle Potenzial aus den Geschäften zu schöpfen. Dabei geht es nicht nur um kurzfristige Cash-Effekte, sondern ebenso um die nachhaltige Entwicklung von thyssenkrupp“, so Lopez.
Diese „Verbesserungspotenziale“ kennen die Arbeiter in den Betrieben zur Genüge. Für die Vorstände bedeutet es Steigerung des Maximalprofits durch Vernichtung von Arbeitsplätzen, steigendem Arbeitsdruck und Hetze. Diese führten in den vergangenen Monaten zu schweren und tödlichen Unfällen bei ThyssenKrupp. Was da noch identifiziert werden muss? Das können ihnen die Arbeiter in den Betrieben genau erklären. Die Anlagen sind so marode und fehlt es überall am Personal. Ständig Störung, weil nicht richtig repariert wird und es zu Produktionsausfällen wegen Personalmangel kommt. Selbst die einfachsten Dinge, wie die Freischaltung der neuen Drehtore, zieht sich bei ThyssenKrupp über Jahre hinweg. Das ist das Ergebnis der ständigen „Performanceprogramme“ zur Erzielung von „kurzfristigen Cash-Effekten“. Das führt zu immer chaotischeren Produktionszuständen. Die „nachhaltige Entwicklung“ bedeutet nichts anderes als sich auf die Bereiche zu konzentrieren, in denen ThyssenKrupp noch Maximalprofit erzielt. Also wieder ein neues Programm, was auf unsere Kosten gehen soll, da kommt eine offensive und kämpferische Tarifrunde genau richtig.
Stahlarbeiter fordern "nachhaltige Entwicklung" bei ihren Löhnen
Die Stahlarbeiter fordern eine „nachhaltige Entwicklung“ in ihren Löhnen, die durch die Abwälzung der Kriegs- und Krisenlasten, die spekulationsgetriebene Inflation und die Vorbereitung eines Weltkrieges immer weiter schrumpfen. Während die Konzerne, allen voran aus dem Energie- und Lebensmittelbereich, Milliardengewinne machen, fragen sich viele Stahlarbeiterfamilien, wie soll das noch weitergehen. Die Preissteigerungen von 20 % für den alltäglichen Bedarf einer Arbeiterfamilie müssen in dieser Tarifrunde ausgeglichen und die Löhne müssen erhöht werden. In vielen Pausenräumen kommen deswegen Forderungen von 15-20 % auf 12 Monate auf den Tisch oder monatliche tarifdynamische Mindesterhöhungen von mindestens 500 bis 600 Euro.
Dabei wird auch sehr kritisch diskutiert, warum die Gewerkschaftsführung in der letzten Tarifrunde nicht bereit war, die Forderung mit einem Streik durchzusetzen. Stattdessen wurde die Laufzeit viel zu lang abgeschlossen und so blieb von den 6,5 % nur wenig über. Damit die Konzerne nicht in die Versuchung kommen, uns mit einer Einmalzahlung von 3.000 Euro abzuspeisen, werden Initiativen vorbereitet, diese selbstständig noch vor November durchzusetzen. Jetzt selbstständige Kämpfe für die 3000 € und einen monatlichen Lohnnachschlag zu führen, ist eine gute Vorbereitung für die gewerkschaftlich geführte Tarifrunde Ende des Jahres. Dann wissen die Stahlkonzerne, worauf sie sich einstellen müssen!
Wichtig: Teilnahme von Stahlarbeitern an der 3. Internationalen Bergarbeiterkonferenz und dem 1. Weltkongress der United Front
Da kommt die Teilnahme von Stahlarbeitern an der 3. Internationalen Bergarbeiterkonferenz und dem 1. Weltkongress der United Front in Thüringen genau richtig. So können die Arbeiter von den Erfahrungen der Kämpfe und des Lebens auf der ganzen Welt lernen und dazu beitragen, wie diese Kämpfe international höherentwickelt und koordiniert werden. Dass die Stahltarifrunde und der Kampf um die Durchsetzung der Forderungen dazu beiträgt, dass die Arbeiter international stärker und nicht nur die unmittelbaren Lebensbedingungen verbessert werden. Jeder erfolgreiche Arbeiterkampf schwächt diese internationalen Konzerne, die weltweit die Arbeiter und die Umwelt ausbeuten und gegenseitig in Konkurrenz setzen.
Auch für Kurzentschlossene ist dies jetzt noch eine gute Gelegenheit, mitzufahren und sich an diesen wunderbaren Ereignissen zu beteiligen und dabei Kraft für die Kämpfe im eigenen Land zu schöpfen.
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