Exkursion vor dem Kongress der United Front
Buchenwald: Antifaschisten und Revolutionäre von 30 Nationen gedenken würdig der Opfer und des Widerstands und lernen für heute
Ein strahlend schöner Septembertag auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald. Man vermag sich kaum vorstellen, welchen Greueltaten der Hitlerfaschisten die Häftlinge - Kommunisten, Antifaschisten, Juden, Christen - und sowjetische Kriegsgefangene hier ausgesetzt waren. Man kann umso mehr den Liedtext nachvollziehen: "Buchenwald, wer dich verlässt, kann erst ermessen, wie wunderbar die Freiheit ist."
"Buchenwald", das steht ursprünglich für die Wälder, von denen das KZ-Gelände umgeben war. Daran erinnert der 86-jährige Ukrainer Oleg beim Gedenkakt am Appell-Platz. Eine wunderbare Landschaft. Und hier erlebten die Häftlinge nicht nur die grauenhaften Qualen, zu denen die Hitlerschergen in der Lage waren. Sie erlebten auch Solidarität, das Gefühl, Mensch zu bleiben, Kampfmoral, das Wiederaufrichten von mutlos gewordenen Lagergefährten. Sie erlebten und leisteten Widerstand bis hin zur Selbstbefreiung des Lagers am 11. April 1945.
Bodenlos niederträchtig ist es von der bürgerlichen Geschichtsschreibung und der immer mehr antikommunistisch ausgerichteten "Erinnerungskultur" des bürgerlichen Antifaschismus, dass sie mit allen Mitteln das Gedenken an diese todesmutige Aktion auslöschen wollen. Das heutige antifaschistische und revolutionäre Gedenken von Internationalistischem Bündnis und United Front ist dazu der klare Gegenpol und leistet einen Beitrag dafür, dass diese Selbstbefreiung unauslöschlich bleibt.
Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Gedenkens leben unter faschistischen Regimes
Ungefähr 200 Freunde der United Front, die in den nächsten Tagen an deren 1. Weltkongress in Truckenthal teilnehmen werden, haben sich heute in der Gedenkstätte des ehemaligen KZ Buchenwald versammelt, das das größte Konzentrationslager der Hitlerfaschisten auf deutschem Boden war. Der Landesvorsitzende der MLPD Thüringen, Tassilo Timm, begrüßt sie: "Es ist uns eine besondere Ehre, dass Menschen aus 30 Nationen hier heute teilnehmen." Viele von ihnen leben in Ländern mit faschistischen Diktaturen. Sie können ermessen, was die Häftlinge hier durchmachten!
Im Lager selbst gab es ein illegales Lagerkomitee, von Kommunisten geführt, das keine Anstrengung scheute, um das Überleben der Häftlinge zu sichern und den Widerstand zu organisieren. Diese Einheitsfront von Kommunisten, Sozialdemokraten, Christen und anderen - ihr Zustandekommen war hart erkämpft - hätte es "im Großen" vor 1933 geben sollen. Dann hätten die Arbeiter und die Massen die Errichtung der faschistischen Diktatur verhindern können. Zwei Bergleute aus Peru: "Wir sind sehr beeindruckt. Es ist schrecklich, was hier geschah. Wir sind jetzt noch mehr überzeugt von der Einheitsfront."
Ein durch und durch würdiges Gedenken
Die heutige Gedenkfeier von United Front und Internationalistischem Bündnis war hart erkämpft. Schon 2019 verbot die Gedenkstättenleitung ein Thälmanngedenken des Internationalistischen Bündnisses, weil dessen Redner Stefan Engel "einen Bogen zu heute" spannen wollte. Auch jetzt wieder musste das Gedenken sogar gerichtlich erkämpft werden. Das ist doch eine Schande für die Leitung einer antifaschistischen Gedenkstätte, wenn Menschen aus 30 Ländern erst darum streiten müssen, dass sie ihre antifaschistischen und kommunistischen Fahnen und Symbole hier zeigen können.
Das war auch erst bei der Kundgebung am Mahnmal erlaubt. Umso größer die Genugtuung, als rote Fahnen vor dem blauen Himmel wehten. In sieben Gruppen gingen wir über das KZ-Gelände; die Erläuterungen wurden in alle "anwesenden" Sprachen übersetzt. Die sehr eindrucksvollen Führungen sprengen den Rahmen dieses Beitrags. Die Mahn- und Gedenkstätte wurde in den Jahren1951 bis 1958 in der DDR mit 33.000 Arbeitsstunden - meist ehrenamtlich - und 4,4 Mllionen Mark Spenden aus der Bevölkerung errichtet. Die Gedenkstätte sollte nicht nur ein Ort der Trauer sein, sondern die Besucher zu einer aktiven Haltung gegen Imperialismus und Neofaschismus anregen.
Die Geschichte des Lagers wird illustriert auf sieben Stelen am Weg hinab zu den Massengräbern. Auf der Vorderseite der Stelen werden in Reliefs wesentliche Seiten der Geschichte von Buchenwald und die schrittweise Entwicklung des aktiven Widerstands dargestellt: Vom Aufbau des Lagers durch die Häftlinge und ihrer brutalen Ausbeutung und Vernichtung durch die SS bis zur Entwicklung der Solidarität und Bewaffnung der Häftlinge, die illegale Gedenkfeier nach der Ermordung von Ernst Thälmann bis hin zur Befreiung des Lagers und der überlebenden Häftlinge, darunter 900 Kindern. Denn: "Dennoch sagten wir Ja zum Leben!"
Würde- und kulturvoll war das heutige Gedenken auf dem ehemaligen Appellplatz. Ein internationaler Chor, der nur einmal gemeinsam geprobt hatte, schuf mit seinen Darbietungen eine einmalige Stimmung. Oleg aus der Ukraine mahnte, dass der barbarische Ukrainekrieg sofort beendet werden muss. In einer beeindruckenden szenischen Darstellung ließ eine Gruppe vom Jugendverband REBELL die Befreiung des KZ lebendig werden. Und schließlich gingen alle, begleitet vom Lied "Unsterbliche Opfer" zur Gedenktafel und legten rote Nelken nieder.
Menschen aus 30 Ländern erneuern den Schwur von Buchenwald
Gabi Fechtner, Parteivorsitzende der MLPD, betonte, dass das würdige Gedenken angesichts von Rechtsentwicklung und faschistischen Tendenzen wieder sehr aktuell ist. In vielen faschistischen Regimes sind heute kommunistische Symbole oder Parteien und organisierte Arbeit im Interesse des Sozialismus verboten.
In Deutschland wurde vor dem Hintergrund der „Staatsreligion“ des Antikommunismus eine regelrecht zerstörerische Bewegung inszeniert, die besonders gegen das Tragen von Organisationsfahnen ausgerichtet war. Das Fahnenverbot sei zum Symbol gegen die Perspektive des echten Sozialismus geworden, so Gabi Fechtner.
Umso bedeutender, dass die Veranstalter, das Internationalistische Bündnis und die United Front, gemeinsam mit der MLPD gegen das Fahnenverbot auch an der Gedenkstätte des Glockenturms in Buchenwald in die Offensive gingen und es vor Gericht kippten! Aus aller Welt wehten heute stolz Organisationsfahnen am Glockenturm. Völlig zurecht protestierte Gabi Fechtner im Namen aller Teilnehmer gegen den anwesenden Leiter der Gedenkstätte, der den ganzen Tag zusammen mit der Polizei nichts anderes zu tun zu haben schien, als zu überwachen, was wir tun und welche Fahne getragen wird.
Monika Gärtner-Engel, Co-Präsidentin der United Front, arbeitete die Dialektik von Unterdrückung, brutalster Barbarei und Entwicklung des Widerstands dagegen heraus. In Buchenwald schlossen sich Kommunisten, Sozialdemokraten und Christen zusammen. Der Kern waren die Kommunisten, es war aber der breite Zusammenschluss, der den Sieg ermöglichte. "Als Erbauer der antifaschistischen, antiimperialistischen und internationalistischen Einheitsfront schwören wir, den Kampf gegen Faschismus, Ausbeutung, Unterdrückung, das imperialistische Weltsystem zu führen. Es lebe der proletarische Internationalismus, es lebe die antifaschistische und antiimperialistische Einheitsfront!"
Alle internationalen Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen zu Wort. Ein indischer Genosse legte in Verbindung mit der Erneuerung des Schwurs von Buchenwald den persönlichen Schwur ab, den Kampf gegen das faschistische Regime Indiens, den Faschismus und Imperialismus auf der Welt zu führen. Ein Teilnehmer aus Sri Lanka, in dem der mutige Volksaufstand von einem Jahr das Regime verjagt hatte: „Ich schwöre zu kämpfen, bis wir den Sozialismus erreicht haben.“ Ein Teilnehmer aus Irland sagte: "Ich werde zusammen mit meinen irischen Freunden gegen Imperialismus und Faschismus kämpfen. Unsere Rache wird sein, dass unsere Kinder lächeln."