Impfungen reduzieren diverse Risiken

Impfungen reduzieren diverse Risiken

Neue Erkenntnisse zu Covid-19, Grippe und Impfungen

Mit dem Herbstanbruch gehen wir bekanntermaßen wieder auf eine Häufung von Infektionskrankheiten zu, in den Arztpraxen ist wieder „Impf-Saison“. Wir versuchen, hier einen Kompass zu liefern und Hintergründe aufzudecken.

Von Dr. med. Günther Bittel
Neue Erkenntnisse zu Covid-19, Grippe und Impfungen

Steigt das Risiko von Long-Covid-Erkrankung mit der Zahl der Covid-19-Infektionen?

Grundsätzlich kann bei jeder Corona-Infektion anschließend eine Vielzahl chronischer Symptome auftreten, die als „Long-Covid“ oder „Post-Covid-Syndrom“(PCS) bezeichnet werden. Bei den gegenwärtig zirkulierenden Mutationen von SARS-CoV2 geht man von knapp 5% der Infizierten aus, die anschließend ein PCS entwickeln.

 

Ziyad Al-Aly, Forschungsleiter am St. Louis Healthcare System und klinischer Epidemiologe an der Washington University in St. Louis, fand in einer Studie heraus, „dass eine  Reinfektion ein zusätzliches Risiko für Long Covid darstellt ... Wenn Sie schon einmal Long Covid hatten, besteht bei einer erneuten Infektion das Risiko, dass sich die Probleme verschlimmern. Möglicherweise hatten Sie bereits Gehirnnebel und Fatigue, aber keine Dysautonomie oder andere Symptome. Long Covid ist ein breiter Korb von Erkrankungen.“ Er geht aber auch davon aus, dass bei einer größeren Patientengruppe die Infektionen einen Lerneffekt für das Immunsystem hervorrufen und erneute Infektionen dann abgeschwächt verlaufen. Er warnt, dass es bisher so aussieht, dass Long-Covid nicht von selbst ausheilt und verlangt dringend nach der Entwicklung von Therapien. [1]

 

Die Forderung nach präziser Diagnostik und Entwicklung effektiver Therapie mit voller Übernahme der Kosten durch die Gesetzliche Krankenversicherung ist dringlich. Sie muss mit der Forderung nach Finanzierung aller Sozialversicherungskosten durch eine umsatzbezogene Unternehmersteuer verbunden werden.

Reduzieren Impfungen das Risiko von Long-Covid?

Eine chinesische Forschergruppe erstellte eine Metaanalyse aller verwertbaren Studien zu dieser Fragestellung und kam zu dem Ergebnis, dass bei mindestens zweifach geimpften Personen das Risiko, nach einer dann doch erfolgten Corona-Infektion Long Covid zu entwickeln, um 29 Prozent geringer ist. [2]

 

Belegt ist inzwischen auch, dass Geimpfte zwar immer häufiger an SARS-CoV2 erkranken, dass aber spezifische Gedächtniszellen gegen Spike-Proteine sofort reagieren und es zu im Vergleich zu Ungeimpften deutlich leichteren Verläufen der Erkrankung kommt. Eine internationale Forschergruppe kam in der Zeitschrift „Nature“ zur Schlussfolgerung: „Zusammengenommen belegen diese Daten die Funktionalität des durch Impfstoffe vorbereiteten Immungedächtnisses und verdeutlichen, dass Gedächtnis-T-Zellen während einer SARS-CoV-2-Infektion schnell reagieren.“ [3]

Welche Kontroversen gibt es um die Einschätzung der Infektionsentwicklung und die Notwendigkeit vorbeugender Maßnahmen?

Dass man Infektionen mit SARS-CoV2 jetzt nicht verharmlosen darf, ist durch Forschungsergebnisse belegt: „Die SARSCoV2-Infektion verursacht einen lang anhaltenden Anstieg des proinflammatorischen Transkriptionsstatus, der Patienten nach der Akutphase für die Entwicklung  langfristiger gesundheitlicher Folgen prädisponieren könnte, darunter Autoimmunerkrankungen, die Reaktivierung anderer Viren und die Störung von Immunsystem und Mikrobiom des Wirts.“ Im Klartext: Die Infektion löst lang anhaltende Entzündungsreaktionen aus, die auch nach Abklingen der Akutphase zu einer Entzündungsreaktion, Störung des Immunsystems und zur „Wiederbelebung“ von im Körper schlummernden Viren zum Beispiel aus der Herpesgruppe führen können (Gürtelrose, Ebstein-Bar-Virus …). [4]

 

In einem Brandbrief an die Österreichische Ärztekammer schrieben 16 Ärztinnen und Ärzte unter anderem: „Wir können eine ständige … Durchseuchung der Bevölkerung mit einem Gefäß-schädigenden, neurotropen Virus wie SARS-CoV-2, bei dem eine frühere Infektion nicht längerfristig vor einer weiteren Infektion schützt, NICHT verantworten!"

 

Und weiter: „Durch Infektionen und Reinfektionen sehen wir bereits jetzt, dass den Menschen gesunde Lebensjahre verloren gehen, die Übersterblichkeit anhaltend zu hoch ist, und alleine in Europa 36 Millionen Menschen als Folge einer SARS-CoV-2-Infektion chronisch krank geworden sind. COVID-19 ist kein Schnupfen. Es ist kein grippaler Infekt. Es ist eine systemische, Gefäß-schädigende Erkrankung, die sich lediglich über den respiratorischen Weg, über Aerosole, ausbreitet." [5]

 

Im kapitalistischen Gesundheitswesen werden dagegen lediglich Auffrischungs-Impfungen propagiert, das Testen und andere Vorsichtsmaßnahmen werden dagegen komplett eingestellt. Dass die Menschen nicht auf Dauer mit Masken und „Social Distancing“ leben können, ist allerdings auch nachvollziehbar. Die Anfälligkeit auf andere Viruserkrankungen wie echte Grippe (Influenza) und RSV ist nach der Beendigung dieser Maßnahmen auch sprunghaft gestiegen. Das brachte schon im letzten Winter die durch Klinikschließungen und Personalmangel stark gebeutelten Kinderkliniken in eine Notlage, verschlimmert wird das Ganze noch durch die Lieferengpässe für Medikamente als Auswuchs des kapitalistischen Krisenchaos.

 

Die beiden geschilderten Ansätze klingen erst einmal sehr kontrovers, blenden aber gleichermaßen aus, dass durch die begonnene globale Umweltkatastrophe mit chronischer Volksvergiftung, entwerteter Ernährung und Klima-Extremereignissen das Immunsystem vieler Menschen unter starkem Druck steht. Mögliche diagnostische und therapeutische Maßnahmen zur Stabilisierung des Immunsystems werden zur Privatsache erklärt, vor allem, was die Finanzierung angeht. Gesunde Ernährung, Breitensport und ausreichende Erholungsmaßnahmen als Basisprogramm werden immer schwieriger in der Zeit der Schließung von Bädern und Sportstätten und der horrenden Inflation gerade auch bei Lebensmitteln. Auch wenn man alles tun sollte für eine gesunde Lebensweise, zieht das kapitalistische System hier doch sehr enge Grenzen. Ein triftiger Grund mehr, für die Vereinigten Sozialistischen Staaten der Welt organisiert zu kämpfen!

 

In der 35. Kalenderwoche wurden in Deutschland offiziell 5102 Corona-Infektionen an die Behörden gemeldet, Experten gehen von einer Dunkelziffer von 90% aus, die inzwischen dominierende Variante ist EG.5 („Eris“) mit 46 Prozent. Die Konzentrationen im Abwasser steigen.

 

Angesichts steigender Corona-Infektionen ruft die KV Nordrhein zum freiwilligen Tragen von Masken auf. "Gerade, wenn sich im Herbst und Winter der Alltag oftmals in geschlossenen Räumen abspielen wird, könnten Masken insbesondere zum Schutz vulnerabler Gruppen medizinisch wieder sinnvoll werden", so Frank Bergmann, Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein. [6]

 

Unbedingt zu fordern ist: Wiedereinführung der kostenlosen Bürgertests, Lüftungen und Raumluftfilterung mit Hepa-Filtern in Schulen, Behörden, Produktionsstätten usw. Empfehlenswert ist Maske tragen bei kritischen Konstellationen für eine massive Virusverbreitung (Arztpraxen, Altenheime, öffentliche Verkehrsmittel und Veranstaltungen in vollen Innenräumen) und bei Kontakt mit besonders gefährdeten Personen (z.B. Chemotherapie, Patienten mit schweren Lungen- und Atemwegserkrankungen ...).

Welche Kontroversen gibt es um das Impfen?

Die jetzt an die Arztpraxen ausgelieferten Impfstoffe von Biontech sind gegen die Omikron-Variante entwickelt worden. Die Variante Eris stammt von Omikron ab und unterscheidet sich durch Mutationen des Spike-Proteins an zwei Stellen. Bei der Variante „Pirola“ gibt es bereits an über 30 Stellen einen Unterschied durch Mutationen, Pirola ist in einigen Ländern auf dem Vormarsch, aber noch nicht in Deutschland (das ist aber nur eine Frage der Zeit). Man kann also davon ausgehen, dass dieser Impfstoff gegen Eris einen gewissen Schutz bietet, aber gegen Pirola kaum noch.

 

Nach wie vor bleibt angesichts einer gewachsenen Anzahl von Patienten mit anhaltenden Impfschäden (PostVac-Syndrom, PVS) die Forderung dringlich, dass besser wirksame und besser verträgliche Impfstoffe entwickelt werden müssen. Die Fixierung der Impfstoffe auf die Spike-Proteine, die alleine schon chronische Entzündungen in Blutgefäßen auslösen können und am stärksten mutieren, muss hier kritisch gesehen werden. Konzerne wie Pfizer denken aber im Traum nicht daran, auf ihre patentgeschützten Milliardenprofite zu verzichten – hier ist international der aktive Volkswiderstand und der antiimperialistische Kampf erforderlich!

 

„Die Ständige Impfkommission empfiehlt Menschen über 60 Jahren, Bewohnern von Alten- und Pflegeheimen und Menschen mit Vorerkrankungen alle zwölf Monate eine Booster-Impfung, vorzugsweise im Herbst. Die Empfehlung gilt auch für medizinisches Personal und Pflegepersonal, das durch seine Arbeit ein erhöhtes Infektionsrisiko hat. Betroffene Personen sollten sich jetzt vor der Wintersaison impfen lassen.“ [7]

 

Hierzu sind folgende kritische Ergänzungen notwendig:

 

  • Ein Coronainfekt in den letzten 6-12 Monaten ersetzt die Booster-Impfung.
  • Gab es eine heftige Impfreaktion bei vorausgegangen Corona-Impfungen, sollte bei immungesunden Personen ohne schwere Risikoerkrankung die Impfung unterbleiben.
  • Die hier genannten 12-Monats-Abstände sind bisher nicht wissenschaftlich belegt, sondern eine rein pragmatische Empfehlung.
  • Angesichts einer heftigen Grippewelle in Australien mit dem Influenza-Virus H1N1 sollte die Grippeimpfung nicht vergessen werden.

 

Unter anderem in der Unfähigkeit der kapitalistischen Gesundheitssysteme und der bürgerlichen Medizin, mit diesen Herausforderungen dialektisch umzugehen, zeigt sich die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft. Die Lektüre des gleichnamigen Buches von Stefan Engel sowie des bald erscheinenden Buches „Die globe Umweltkatastrophe hat begonnen“ ist hier unbedingt zu empfehlen! Letzteres kann noch bis zum 30. September im Vorverkauf bestellt werden.

 

 

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