Patente müssen aufgehoben werden
Medizin-Nobelpreis für Grundlagenforschung an mRNA-Impfstoffen
Am Montag wurde vom Nobel-Komitee in Schweden der Medizin-Nobelpreis vergeben. Die 1955 in Ungarn geborene Biochemikerin Katalin Karikó und der US-amerikanische Immunologe Drew Weissman erhielten ihn für ihre bahnbrechende Forschung zu mRNA-Impfstoffen.
Diese sind die Grundlage für die Corona-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna. 2005 veröffentlichten sie einen Artikel, der beschreibt, wie veränderte mRNA vom menschlichen Immunsystem nicht mehr bekämpft wird. Diese veränderte mRNA ist für die menschlichen Immunzellen unsichtbar, besitzt aber genetische Informationen des Erregers und kann so eine Abwehrreaktion des Immunsystems auslösen.
Katalin Karikó erhielt an der Universität Pennsylvania, an der sie seit 1985 über RNA und mRNA forschte, nie eine Professur und musste sogar 2013 ihr Labor räumen. Ihre Arbeiten wurden nicht anerkannt. So wanderte sie aus nach Deutschland, wo sie nach einer Absage bei Curevac in Tübingen bei Uğur Şahin und Özlem Türeci, den Gründern der Firma Biontech in Mainz, eine Stelle bekam.
Nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie wurde fieberhaft an Impfstoffen geforscht. Da war die jahrelange Kenntnis über mRNA-Impfstoffe eine entscheidende Grundlage dafür, dass Biontech/Pfizer einen solchen in kurzer Zeit entwickeln konnte. Auch dem Unternehmen Moderna war es gelungen, auf dieser Grundlage einen Impfstoff zu entwickeln. Über solche Impfstoffe heißt es im Buch „Covid-19 – neuartig, gefährlich, besiegbar!“ von Günther Bittel, Willi Mast und Günter Wagner: „Das Revolutionäre an den neuen Impfstoffen ist, dass die Wechselwirkung zwischen Viren und Zellen genutzt wird, um das Virus zu überlisten. Im Gegensatz zu den herkömmlichen Impfstoffen wird dem Körper statt des Virus nur eine genetische Teilinformation des Virus gespritzt. ... Dieses löst dann die Immunantwort mit Antikörpern und immunaktiven Zellen aus, die das Virus gezielt eliminieren, wenn man sich infiziert hat.“
Covid-19 - neuartig, gefährlich, besiegbar!
Wesentlich erweiterte 4. Auflage - 14 Euro
Fundierte Aufklärung - gegen Verharmlosung und Panikmache gleichermaßen
Mit dem Nobelpreis für Medizin wurde den beiden Forschern Katalin Karikó und Drew Weissman eine späte Ehrung für ihre Ergebnisse zuteil. Mehr als 13 Milliarden Impfstoffdosen gegen Corona wurden seit ihre Entwicklung verabreicht, ein Großteil davon mRNA-Impfstoffe. Sie sind mit verantwortlich dafür, dass die Corona-Pandemie eingedämmt werden konnte.
Das Patent für diese mRNA-Impfstoffe wurde jedoch streng geschützt, mit Unterstützung der Bundesregierung. Dazu heißt es in der 4. Auflage des schon erwähnten Buchs „Covid-19 - neuartig, gefährlich, besiegbar!“: „Angesichts der drohenden Menschheitskatastrophe muss das Patentrecht in seiner bisherigen Form grundsätzlich infrage gestellt werden. Erinnert werden soll an die damaligen Worte von Professor Jonas Salk, als er auf das Patent für seine Polio-Schutzimpfung verzichtet hat: 'Dieser Impfstoff gehört der Menschheit ... Es gibt kein Patent. Könnte man die Sonne patentieren?' Ärzte ohne Grenzen, medico international, BUKO-Pharmakampgne und andere Organisationen haben eine Initiative gestartet für die Aufhebung des Patentschutzes für lebenswichtige Medikamente ('Patente töten').“
Eine solche Aufhebung des Patentschutzes passt jedoch nicht in das profitorientierte kapitalistische Gesellschaftssystem. So konnte das Biontech/Pfizer-Unternehmen in den Jahren 2021 und 2022 insgesamt über 19,7 Milliarden Euro Gewinn machen.[1] Währenddessen sind weltweit laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vom 5.5.23 mehr als 20 Millionen Menschen an oder mit Corona gestorben.[2] In einer sozialistischen Gesellschaft, in der die Bedürfnisse der Masse der Menschen im Mittelpunkt stehen, hätte es keine Patente gegeben. Der Impfstoff und seine Grundlagen wären weltweit frei gegeben worden, um Menschenleben zu schützen.
Die bahnbrechenden Erkenntnisse der Medizin-Nobelpreisträger können auch genutzt werden für viele weitere Entwicklungen von Impfstoffen gegen hunderte von Krankheiten. Genannt werden insbesondere Krebserkrankungen, aber auch HIV. Allerdings steht dieser Entwicklung wieder das Profitinteresse der „Global-Pharma-Player“ im Wege. Nach wie vor bleibt angesichts von Patienten mit Impfschäden (PostVac-Syndrom, PVS) die Forderung dringlich, dass besser wirksame und besser verträgliche Impfstoffe entwickelt werden müssen. Konzerne wie Pfizer denken aber im Traum nicht daran, auf ihre patentgeschützten Milliardenprofite zu verzichten – hier ist international der aktive Volkswiderstand erforderlich.
Das Buch „Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft“ von Stefan Engel qualifiziert diese Situation folgendermaßen: „Die Krise der bürgerlichen Medizin und ihre reaktionäre Weltanschauung hemmen in unverantwortlicher Weise das große Potenzial ihrer unzähligen Einzelerkenntnisse für die Gesundheit der Massen der Welt. Diese Erkenntnis muss zu einem Motor des Kampfs um eine wissenschaftliche Medizin im Sozialismus werden."