Massiver Luftdruckunterschied
Jahrhundertsturmflut an der Ostsee
Ist das eine Jahrhundert-Flut, wie jetzt in den Medien verbreitet wird ? Diese Art Sturmflut an der Ostsee ist bisher eher etwas Besonderes gewesen bei einer ungünstigen Wetterlage mit schwerem Sturm aus Ost.
Über dem Norden Europas traf sich ein Hochdruckgebiet mit einem Tiefdruckgebiet aus Westen. Durch den massiven Luftdruckunterschied an den Rändern dieser Wettergebiete bildete sich dieser schwere Sturm mit orkanartigen Böen heraus. Ein Sturmtief aus Osten ist in der Ostsee immer problematisch, da die See die Wassermassen vor allem an die schleswig-holsteinische Ostsee-Küste mit ihren vielen Urlaubsorten drückt. Dabei gibt es bestimmte regelrechte „Nadelöhre" wie die Flensburger Förde, die Eckernförder Bucht, die Kieler Bucht und die Lübecker Bucht. Aber auch die Schlei, eine Art Fjord, die von Kappeln/Maasholm bis nach Schleswig reicht, wo das Meer richtig hineingedrückt wird.
Die Besonderheit gegenüber der Nordsee ist, dass es hier kaum Deiche gibt. Diese schwere Sturmflut führte in den Orten zu Pegelständen, die so bisher noch nicht erreicht wurden. Das letzte Jahrhunderthochwasser der Ostsee 1904 hatte in Flensburg die Flutmarke von 2,23 Meter erreicht. Jetzt kletterte der Pegel in Flensburg auf 2,27 Meter über dem mittleren Wasserstand, wie eine Sprecherin des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Rostock sagte. In Flensburg, Lübeck, Eckernförde war jeweils die Altstadt überflutet worden. In Schleswig und Flensburg musste zur Sicherheit zeitweilig der Strom abgeschaltet werden. In Arnis (Schlei), Maasholm (Schleimündung) sowie in Hasselberg waren einige der wenigen vorhandenen Schutzdeiche gebrochen. Insgesamt mussten 2000 Menschen vorsorglich evakuiert werden.
Die Folgeschäden belaufen sich offiziell auf etliche 100 Millionen Euro. Auch in Dänemark wurden Urlaubsorte vorsorglich evakuiert. In Mecklenburg-Vorpommern waren vor allem die Insel Rügen, Stralsund, Rostock/Warnemünde, Wismar, die Insel Poel und einige weitere Orte betroffen. Feuerwehren, THW, Rettungsdienste, Polizei rückten zu hunderten Einsätzen aus. Vieles erinnert an die schlimme Ahrflut im Jahr 2021. Der SSW-Bundestagsabgeordnete Stefan Seidler - südschleswigscher Wählerverband, dänische Minderheit in Schleswig-Holstein, kritisierte: "Das Wasser kann völlig ungehindert in unsere Städte und Ortschaften fließen. Die Menschen waren auf sich gestellt. Das kann nicht sein."
Ein Augenzeuge berichtet: "Selbst die 'Wetterfrösche' auf der Insel Hiddensee hatten diese Heftigkeit nicht vorrausgesehen. Jedoch das, was hunderte Schaulustige, Einheimische und Urlauber auf der gesamten Ostküste von Rügen erlebten, gab es nach Auskünften vieler Urgesteine der Insel noch nicht. ... Selbst in Mukran, wo demnächst die ungewollten LNG-Terminals errichtet werden, erfreuten sich viele Vorbeifahrende des Naturschauspiels. ... Dass die Sturmwellen aus Ost die Mole in voller Kante so frontal nahmen, war manchen der Einheimischen unbekannt. Selbst an der Piratenbucht bei den Kreidefelsen tobte sich der Sturm richtig aus. Derweil werden von der Halbinsel Dars zwei Deichbrüche wegen des Badewanneneffekts gemeldet. Viele Menschen können sich noch solcher Naturereignisse erfreuen. Sie erkennen teilweise noch nicht, dass auch hier die Anzeichen einer begonnenen Klimakatastrophe zu vernehmen sind."
In dem neu herausgegebenen Buch von Stefan Engel, Monika Gärtner-Engel und Gabi Fechtner „Die globale Umweltkatastrophe hat begonnen!" wird nachgewiesen, dass die globale Klima- und die globale Umweltkatastrophe begonnen haben. In Europa haben wir bereits einen Temperaturanstieg von 2,2° C. Damit ist die Erderhitzung hier doppelt so schnell wie im globalen Mittel. Die globale Erwärmung verlief seit den 1970er Jahren etwa zehnmal schneller als die natürliche Erwärmung seit dem Ende der letzten Eiszeit vor etwa 20.000 Jahren. Weiter wird in dem Buch ausgeführt, dass die globale Klimakatastrophe sich als "Initialkatastrophe" erweist, die weitere Merkmale der Umweltkrise und ihren Umschlag in die globale Umweltkatastrophe forciert.
Wir müssen uns mit dem Beginn der globalen Umweltkatastrophe auf viel mehr neue und immer öfter wiederkehrende regionale Umweltkatastrophen einstellen. Zur Rettung der Menschheit brauchen wir einen gesellschaftsverändernden Kampf. Das Buch gibt nicht nur eine treffende Analyse, sondern entwickelt eine klare Perspektive für eine weltumspannende sozialistische Gesellschaftsordnung als einzige Alternative und stärkt dabei den revolutionären Optimismus, der wissenschaftlich begründet wird.