Radevormwald
Kunstwerk zum Gedenken an jungen Widerstandskämpfer gestohlen
Am Sonntag, den 22. Oktober hatten Mitglieder des Runden Tisches gegen Rechts aus Anlass des Todestags Guy Môquet (der am 22. Oktober 1941 im Alter von 17 Jahren in unserer Partnerstadt Châteaubriant hingerichtet wurde) eine kurze Gedenkveranstaltung um 15 Uhr im Parc de Châteaubriant organisiert, bei der eine Kunst-Installation an einem Baum im Park durch einen Studenten der Kunstakademie Düsseldorf angebracht wurde. Nur kurz darauf wurde es gestohlen.
Teil der Würdigung war auch die Verlesung des Abschiedsbriefs, den Guy Môquet nach Ankündigung seiner Hinrichtung an seine Eltern schrieb, sowie eine Gedenkminute.
Die jüngsten Ereignisse in Radevormwald (zuletzt der vierte Fall von rechtem Vandalismus gegen die städtischen Schilder gegen Rassismus in der Nacht vom 16. auf den 17. Oktober) zeigen uns deutlich, dass das Bewusstsein für die jüngere Geschichte bei Manchem in den Hintergrund tritt. Wir wollten dem neben unserer Aufklärungsarbeit auch eine würdige Erinnerungskultur gegenüber stellen.
Die künstlerische Installation sollte für circa eine Woche im Park verbleiben, um den Menschen in Radevormwald das Schicksal von Guy Môquet zu Bewusstsein zu bringen, das sowohl die Grausamkeit faschistischer Unterdrückung zeigt, als auch ein Beispiel für den Mut im Widerstand darstellt. Allerdings war sie schon um 11 Uhr früh am kommenden Montag verschwunden: Weniger als 20 Stunden nach der Anbringung war das Kunstwerk von Unbekannten gestohlen worden.
Beschreibung der Kunst-Installation (durch den Künstler)
Die roten Akzente an der Schleife sind ein Hinweis auf Guy Môquets politischen Hintergrund, welcher kommunistisch geprägt war und zu seiner Verhaftung führte. Sein auf Leinwand geschriebener Abschiedsbrief ist mit den Farben der französischen Flagge hinterlegt. Die Farben laufen herunter wie Blut und sollen sowohl die Opfer des Widerstands als auch die Mitverantwortung der französischen Kollaborateure an Guys Tod symbolisieren.
Guy Môquet
wurde im Alter von 17 Jahren am 22. Oktober 1941 zusammen mit 26 anderen Franzosen nach seiner Auslieferung durch die französische Kollaborations-Regierung von deutschen Soldaten in Radevormwalds heutiger Partnerstadt Châteaubriant erschossen. Er hatte in Paris kommunistische Flugblätter verteilt. Sein Schicksal ist in Frankreich von nationaler Bekanntheit. Sein Abschiedsbrief wird jährlich in den französischen Oberschulen verlesen.
Nach Rücksprache mit Polizei und Ordnungsamt wurde noch am selben Tag Anzeige erstattet. Der Vorfall unterstreicht, wie verfestigt rechte Strukturen in Radevormwald mittlerweile sind, wie beständig ihre Aktivitäten und mit welcher Selbstsicherheit und kriminellen Energie sie vorgehen.
Es gilt nun, die Täter zu finden. Wir bitten die Einwohnerinnen und Einwohner Radevormwalds um ihre Mithilfe. Wer zwischen Sonntag und Montag Beobachtungen gemacht hat, den bitten wir, sie der Polizei und gerne auch uns mitzuteilen. Auch Angaben, die helfen können, den Tatzeitraum einzugrenzen, sind nützlich: Bis wann können Sie bestätigen, dass die Kunst-Installation noch im Park war?
Wir danken den Radevormwalderinnen und Radevormwaldern vorab für ihr Engagement. Wir wissen, dass die große Mehrheit nicht auf Seiten der Rechten steht, ob nun der faschistischen AfD, der mit ihr verbündeten Kameradschaftsszene um den „Freundeskreis Radevormwald“ oder den Verschwörungsmystikern der so genannten „Querdenker“. Sie wollen, wie wir auch, eine lebenswerte und menschliche Stadtgesellschaft auf der Grundlage wirklich demokratischer Werte, Rechte und Freiheiten.
Die Bedrohung von rechts lässt sich nicht ignorieren. Wir alle müssen entschlossen sein, ihnen und ihrer verbrecherischen Ideologie unsere Stadt nicht zu überlassen.