Diskussion bei Palästina-Demonstration

Diskussion bei Palästina-Demonstration

Freiheitskämpfer Hamas? Was soll mit denen aus Palästina werden?

Am vergangenen Freitag nahm ich in Gelsenkirchen an einer Demonstration zur Solidarität mit Palästina statt. Einige Hundert, vielfach schon lange in Deutschland lebende, vorwiegend junge Leute brachten lautstark und voll berechtigt ihre Empörung über die Kriegsverbrechen des israelischen Militärs im Gazastreifen zum Ausdruck .

Von Anna Bartholomé

Aber was sagen die, mit denen ich am Rande diskutieren konnte, zu den faschistischen Überfällen der Hamas in Israel? Was sagen sie zu den bestialischen Morden und Geiselnahmen, selbst bei einem Festival, das kritisch zur Netanjahu-Regierung stand? Die Hamas-Angriffe seien Notwehr gewesen, entgegnete mir eine Gruppe junger Teilnehmenden. Einmal sei das Fass übergelaufen und niemand anderes als die Hamas wehre sich gegen die israelische Vernichtungspolitik. Die PLO-Führung im Westjordanland sei doch nur auf faule Kompromisse aus.

 

Weil wir in unserem Anliegen für den Kampf um die Befreiung des palästinensischen Volkes eine Einheit hatten, konnten wir sachlich diskutieren. Ich gab ihnen mit der Kritik an der PLO-Führung Recht, und auch, dass der palästinensische Befreiungskampf das Recht hat, bewaffnet gegen die imperialistische Aggression Israels zu kämpfen. Ich widersprach ihnen aber bezüglich ihrer Haltung zur Hamas: Wer wirklich für die Freiheit kämpfen will, muss Freund und Feind unterscheiden. Freiheitskämpfer können nicht mit den selben, mörderischen Methoden kämpfen, wie der Gegner. Genau das tut die Hamas und macht damit den Zusammenschluss auch mit fortschrittlichen oder jedenfalls friedenswilligen Kräften in Israel fast unmöglich. Wer unterstützt und finanziert die Hamas – das sind doch extrem reaktionäre, besonders frauenfeindliche Regime, wie im Iran und in Katar. Kann denn die Errichtung eines islamistisch-fundamentalistischen „Gottesstaats“ die Zukunft für das palästinensische Volk sein? Genau das aber ist das Ziel der Hamas.

 

„Aber, was tun?“, war die nächste Frage. Es ist eine Lüge, dass die Hamas als einzige die Sache der Palästinenser verteidigt. Im Gegenteil, sie schadet dem Freiheitskampf. Weltweit gibt es dagegen seit Jahrzehnten gerade für die kämpfenden Völker in Kurdistan und Palästina allergrößte Solidarität.

 

Kein Volk kann alleine gegen den Imperialismus siegen. Darum wurde die Einheitsfront gegen Faschismus, Krieg und Umweltzerstörung gegründet. Leider hatte ich nur zwei Zettel mit dem Spendenaufruf der Einheitsfront „Gaza muss leben!“ dabei. Regennass und nachdenklich haben wir uns verabschiedet.