Kontroverse Debatte im "Deutschlandfunk"

Kontroverse Debatte im "Deutschlandfunk"

Israel / Palästina: Anrufer geben Beck Contra

Am 16. Oktober wurde im "Deutschlandfunk" kontrovers darüber diskutiert, wie es im Nahen Osten weitergeht.

Korrespondenz
Israel / Palästina: Anrufer geben Beck Contra
Die Forderung nach Freiheit für das palästinensische Volk und die Perspektive des echten Sozialismus sind aktuell in vielen Städten Deutschlands auf der Straße zu sehen. Hier am Tag X, am 30. September, in Gelsenkirchen (rf-foto)

Volker Beck, Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, sagte: „Israel als Staat hat die Aufgabe, seine Bevölkerung zu schützen, und es muss deshalb die Gefährdung durch die Hamas ausschalten - nach dem letzten Wochenende. Und wer darauf keine Antwort geben kann, der kann auch nicht Israels Maßnahmen in der jetzigen Situation nachvollziehbar kritisieren.“.

 

Im weiteren Verlauf echauffierte er sich über angeblich mangelnde Solidarität in der deutschen Bevölkerung mit Israel, schwingt dabei die Keule, dass sich darin Antisemitismus zeige und Kritik an Israel die Brutalität der Hamas relativiere. Gut und sachlich kontern das die Gesprächspartner, die unzählige Details aus der Geschichte einflechten. Vor allem die vielen Anrufer haben mich positiv beeindruckt. Sie kritisieren die Einseitigkeit der Berichterstattung in den bürgerlichen Medien. Ein Hörer zitiert zur Erwiderung an Volker Beck den ehemaligen israelischen Präsidenten Rabin: „Meine erste Verpflichtung ist gegenüber der Sicherheit der israelischen Bevölkerung, und ich kann dieser Verpflichtung nur gerecht werden, wenn wir Frieden mit den Palästinensern schaffen.“.

 

Das heißt: Es gibt eine Alternative Herr Beck! Allgemein einig ist man sich darüber, dass es dauerhaften Frieden erst geben wird, wenn die Unterdrückung der Palästinenser aufhört und sie menschenwürdig leben können. Es entspinnt sich die Diskussion, ob dafür einfach der verhandlungsbereite Part bei den Palästinensern fehlt, wie Beck behauptet, und wenn ja, warum.

 

Seit 2006 hat im Gazastreifen keine Wahl mehr stattgefunden. Die Hamas hätte heute keine Mehrheit mehr. Die Autonomiebehörde verhindert aber Neuwahlen und hat die Regierung einfach eingesetzt, mit Unterstützung oder Duldung der „westlichen“ Imperialisten und Israels. Ivesa Lübben, Vize-Präsidentin der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft, berichtet vom „Unterwerfungsplan“ der Partei des religiösen Zionismus, die 2017 den Finanzminister stellte. Darin heißt es, dass es darum ginge, jegliche nationale Hoffnung der Palästinenser „auszulöschen“. Die Palästinenser könnten sich entweder unterwerfen oder sie könnten das Land verlassen oder man erkläre ihnen den Krieg. Radikale Positionen, mit denen ebenfalls nicht an Verhandlung zu denken ist. Ein Anrufer wird emotional. Die kleinen Leute auf beiden Seiten wollen doch nur in Frieden leben: „Aber wir bluten, wir bezahlen. Wir bezahlen mit unseren Leben, wir bezahlen mit Geld. Wir sind diejenigen, die das alles ausbaden müssen, was da oben an Mist gemacht wird… .“.

 

Eine wirklich kontroverse und hauptsächlich sachliche Debatte, wie man sie aktuell sonst eher vermisst. Gewünscht hätte ich mir noch einen Beitrag, der die Perspektive einer befreiten Gesellschaft im Sozialismus eingebracht hätte. Solche Positionen waren nicht im Studio, müssten aber per Anruf oder Mail auch selbstbewusst eingebracht werden.