Brasilien
Umweltkatastrophe mit Ansage - Chemiemonopol Braskem zur Rechenschaft ziehen!
In Maceió, der Hauptstadt des brasilianischen Bundesstaates Alagoas, kommt es seit 15 Jahren immer wieder zu kleineren Erdbeben und Erdfällen. Inzwischen sind fünf Stadtteile über dem unterirdischen Minengebiet, auf dem sie liegen, evakuiert und Sperrgebiet. Rund 55.000 Einwohner mussten in den letzten Jahren ihre Häuser verlassen. Die Stadtverwaltung und der Zivilschutz haben am 7. Dezember stadtweiten Katastrophenalarm ausgerufen!
Grund dafür ist das Steinsalzlager in 1.200 m Tiefe, das seit 1976 unter der Diktatur vom Chemiekonzern Braskem abgebaut wird. Steinsalz wird in der Chemie- und Agrarindustrie benötigt. Das war von Anfang an ein Umweltverbrechen, denn ohne untertägige Sicherung wurde das Salz über Salinen abgebaut, ohne Sicherungsmaßnahmen und ohne eine anschließende sichere Verfüllung der entstandenen Hohlräume. Das geologische und bergbauliche Monitoring war von Anfang an mangelhaft!
Ein Teil der Bewohner und Kleingewerbetreibenden wurde in den letzten Jahren entschädigt, viele aber nicht; meist wurden sie von Militärpolizei und Sicherheitskräften einfach vertrieben. Das geschah trotz vieler Proteste und Klagen vor Gericht: von Anwohnern, Umweltschützern, Geologen, Politikern ... .
Wenn sich das Gebiet weiter absenkt - vor einer Woche um 6,5 cm, drohen nicht nur Lagunenwasser in die Wohngebiete zu fließen, sondern auch massive Erdfälle von der Größe eines Fußballstadions oder kaskadenartige Erdfälle aus unterirdischen Kavernen. Denn die Erdschichten über den ausgespülten Hohlräumen sind nicht selbsttragend, wie Granit, sondern haben selbst ein großes Gewicht.
Hier zeigt sich, wie Monopole und Banken im neuimperialistischen Brasilien Profit, Leben, Gesundheit und Naturschutz mit Füßen treten. Braskem und der Staat haben zwar mehrere Milliarden R$ für Entschädigungen, Sicherungsmaßnahmen und Notfallpläne versprochen. Doch bei den ehemaligen Bewohnern, den Hilfsorganisationen und dem Zivilschutz ist wenig angekommen.
Wie hier zu sehen ist, gibt es immer wieder regionale Umweltkatastrophen in Brasilien, neben den enormen Umweltverbrechen im Amazonas, als das wären: Abholzung, illegale Minen, Landraub, Mord an Indigenen und Landlosen, auch in Mariana und Brumadinho (Bergbau) oder eben Maceió. Hinzu kommen die Verbrechen der Agro-Monopole mit der Vergiftung von Boden, Wasser, Pflanzen und Menschen.
Dazu schreibt das Buch "Die Globale Umweltkatastrophe hat begonnen!" von Stefan Engel, Monika Gärtner-Engel und Gabi Fechtner auf S.72: „Die dramatische Zunahme regionaler Umweltkatastrophen gibt einen Vorgeschmack auf die ganze Dimension einer entfalteten Umweltkatastrophe."
In Brasilien gibt es neben der aktuellen Hitze- und Trockenperiode - angeblich wegen El Niño - und dem Austrocknen der Amazonas-Flüsse auch eine Zunahme extremer Regenfälle und Überschwemmungen im gebirgigen Süden Brasiliens.
Es ist wichtig für die Arbeiter- und Umweltbewegung in Brasilien, sich auf kämpferischer Grundlage zu organisieren, mit den Lehren aus dem zitierten Buch und dem Buch von Stefan Engel, "Katastrophenalarm! Was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur?" zu arbeiten, eine kämpferische und selbstorganisierte Volksbewegung aufzubauen und sich auch damit auseinandersetzen, warum es keine revolutionäre Arbeiterpartei gibt.Der Kampf gilt auch dem Einfluss verschiedener Erscheinungen des kleinbürgerlichen und imperialistischen Ökologismus und Opportunismus, die den Fortschritt im Kampf behindern. Es gibt Zehntausende Umweltkämpfer in Brasilien, aber noch keine gemeinsame Plattform des Kampfes oder ein positives Programm bzw. Prinzipien. Dazu braucht es unsere Hilfe und Solidarität im gemeinsamen weltweiten Kampf für eine Welt ohne Ausbeutung, Unterdrückung - gegen Umweltzerstörung!