Umweltkampftag

Umweltkampftag

Essen: Fünf nach zwölf …

Fünf nach zwölf begann am 9. Dezember in Essen vor dem Einkaufszentrum Limbecker Platz eine Kundgebung zum Internationalen Umweltkampftag unter dem Motto „Nehmt ihnen die Welt aus der Hand, eh sie verbrannt“.

Von einem Korrespondenten

In der Tat ist es für das Ziel, das Umschlagen der seit langem schwelenden Umweltkrise in eine Umweltkatastrophe zu verhindern, bereits „fünf nach zwölf“: Die globale Umweltkatastrophe hat begonnen! Aber viele Menschen, vor allem Jugendliche, sind aktiv im Kampf für den Schutz der Umwelt und stehen dem Kapitalismus kritisch gegenüber. Das machte die Vertreterin der Essener Gruppe der Umweltgewerkschaft gleich zu Beginn deutlich.

Sie machte zunächst deutlich, wer weltweit zu den Hauptgegnern im Umweltkampf zu zählen ist:

Da ist die Klimakonferenz in Dubai, die versucht, den Erhalt und sogar den Ausbau der fossilen Energien (Öl, Kohle, Gas) und der Atomindustrie voranzutreiben. Da ist die Ampel-Regierung, die im krassen Widerspruch zu ihren Wahlversprechen ebenfalls den Rollback dieser zerstörerischen Technologien betreibt und gleichzeitig die Masse der Menschen mit explodierenden Energiekosten drangsaliert. Und da sind die Leugner der Klimakrise wie die AfD, die sich zur Protestpartei der kleinen Leute aufschwingt, obwohl sie eine durch und durch arbeiterfeindliche Politik betreibt, z.B. die Vermögensteuer ebenso blockiert wie die Erhöhung des Bürgergeldes.

 

All dem stellte die Rednerin die Forderung der Umweltgewerkschaft "Umweltschutz auf Kosten der Konzerne und Milliardäre statt CO2-Steuer für die breiten Massen!" entgegen. Sie schloss mit den Worten: „Wir heißen Umweltgewerkschaft, weil wir für die Einheit von Arbeiter- und Umweltbewegung stehen. Wir lassen uns nicht gegeneinander ausspielen.".


Die Parteivorsitzende der MLPD, Gabi Fechtner, Mitautorin des Buches „Die globale Umweltkatastrophe hat begonnen!“, griff dessen Titel auf und betonte, dass jetzt ein Wettlauf mit der Zeit begonnen habe. Es geht darum, ob der Kapitalismus mit der begonnenen Umweltkatastrophe die Existenz der Menschheit beendet oder ob die Menschheit ihn noch rechtzeitig revolutionär überwinden, eine sozialistische Gesellschaft aufbauen und den notwendigen radikalen Paradigmenwechsel vollziehen kann, um die tödliche Entfaltung der Katastrophe zu verhindern. Sozialismus, echter Sozialismus, das heißt, an seinen Errungenschaften festhalten, die Fehler, die damals gemacht worden seien, und die bis zum revisionistischen Verrat am Sozialismus führten, müssten vermieden werden.

 

Die Moderatorin fragte, warum das neue Buch erschienen sei. Es sei doch schon 2014 ein Buch über die Umweltkrise „Katastrophenalarm! Was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur?" Gabi Fechtner antwortete, das sei notwendig gewesen, weil man 2014 noch davon ausgehen konnte, dass der Beginn der Umweltkatastrophe verhindert werden könne. Inzwischen habe sich die Realität jedoch qualitativ verändert, die Katastrophe habe begonnen, was sich insbesondere an qualitativen Veränderungen wie dem Abschmelzen des Polareises, dem Abschmelzen der Gletscher oder der fortschreitenden Zerstörung des Regenwaldes ablesen lasse.

 

Neue imperialistische Staaten wie China, die Türkei oder der Iran forderten die alten Mächte im Kampf um die Vorherrschaft heraus und würden dabei auch die Umweltzerstörung massiv vorantreiben. Dennoch sei das Buch insgesamt eine optimistische Anleitung zum entschlossenen Handeln und münde am Ende in ein Sofortprogramm. Ein solches Programm sei allerdings in seiner Gesamtheit nur im Sozialismus realisierbar.

 

Auch eine Ver.di-Kollegin aus dem Klinikum und ein IG Metall-Kollege von Siemens warben für einen engen Schulterschluss von Umwelt- und Arbeiterbewegung. Die Ver.di-Kollegin deckte den Schwindel auf, dass die Inflation angeblich auf unter 3 Prozent gesunken sei. Das Kantinenessen zum Beispiel werde demnächst von 2,80 Euro auf 3,80 Euro erhöht - ein Plus von 30 Prozent! Deshalb sei der Kampf um eine kräftige Lohnerhöhung dringend notwendig.

 

Der Siemens-Kollege wies auf das Greenwashing von Siemens hin: Der Konzern sei zwar nach der Katastrophe von Fukushima medienwirksam aus dem Bau von Atomkraftwerken ausgestiegen und versuche sich als vorbildlich nachhaltig zu präsentieren, gleichzeitig sei er aber weltweit im Geschäft mit der Lieferung von Ausrüstungen für solche Anlagen.
Eine Sprecherin von Courage wies auf die immense Zerstörung der Lebensgrundlagen der Menschheit durch Kriege wie in der Ukraine oder in Palästina hin. 25 Prozent der Umweltzerstörung seien auf den militärischen Sektor zurückzuführen. Und immer würden Frauen und Kinder die Hauptlast tragen. Doch sie schloss mit den Worten: „Arbeiter-, Frauen- und Umweltbewegung sind gemeinsam mit der Jugendbewegung unschlagbar!“.

 

Der Sprecher der Essener Stadtgruppe der Bergarbeiterinitiative „Kumpel für AUF“ prangerte die Umweltverbrechen der RAG (ehemals Ruhrkohle AG) an, die aus Profitgründen skrupellos in Kauf nimmt, dass das Trinkwasser von 4 Millionen Menschen im Ruhrgebiet durch 1,6 Millionen Tonnen unter Tage eingelagerten Giftmüll verseucht wird.


Miriam Urbat von der Essener Montagsdemo wandte sich entschieden dagegen, die soziale Frage und wachsende Armut gegen den Umweltschutz auszuspielen und lud zum gemeinsamen Kampf mit der Montagsdemo-Bewegung ein.
Eine passionierte Radfahrerin, Mitglied im ADFC, prangerte an, wie wenig in Essen trotz aller schönen Worte für eine echte Verkehrswende zugunsten von Radfahrern und Fußgängern getan wird. Die neue "Fahrradstraße" in Rüttenscheid zum Beispiel trage diesen Namen zu Unrecht. Auf engstem Raum zwängten sich Auto- und Radfahrer aneinander vorbei.

 

Ein weiteres Grußwort kam von einem Vertreter des revolutionären Jugendverbandes REBELL.

 

Die Umweltgewerkschaft hatte warme Getränke und leckere selbstgebackene Kekse angeboten, die sehr gut angenommen wurden. Die Tatsache, dass durchgängigr nur ca. 20 Personen an der Aktion teilnahmen und eine ganze Reihe von Passanten ohne Reaktion vorbeiging, macht deutlich, wie weit das Umweltbewusstsein noch hinter der tatsächlichen Entwicklung hinterherhinkt. Aber immer wieder blieben Menschen stehen, hörten aufmerksam zu und diskutierten engagiert. Ein iranischer Passant zeigte großes Interesse und kaufte eine gerade erschienene englische Ausgabe des Buches „Die globale Umweltkatastrophe hat begonnen!“, eine andere Teilnehmerin hatte das Buch bereits und kaufte den ersten Band „Katastrophenalarm!...“ dazu.