Buchtipp

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Zum Roman "Donbass" von Boris Gorbatow

Der Donbass, die nördlich des Schwarzen Meeres gelegene, vom Bergbau geprägte Landschaft, erscheint in den bürgerlichen Massenmedien seit Jahren fast nur als Kriegsschauplatz.

Korrespondenz

Das bewog mich, den 1953 in Verlag Tribüne erschienenen Roman "Donbass" von Gorbatow etwas genauer zu lesen.

 

Es wird das Bild des Donbass zur Zeit des sozialistischen Aufbaus in der Sowjetunion 1930 bis 1935 gezeichnet. Es werden Arbeiter gezeigt, die sich zu wahren Herren der Produktion entwickeln. Der dazu notwendige Kampf um die Denkweise der Kollegen wird in all seinen Facetten gezeigt, auch die auftretenden Widersprüche werden dargelegt. Die Arbeit und das Vertrauen der Menschen zueinander stehen im Mittelpunkt, Herkunft und Nationalität sind Nebensache.

 

Natürlich werden in dem um 1950 verfassten Werk auch Mängel des damaligen sozialistischen Aufbaus sichtbar. Die Befreiung der Frau, die sich auf die Beruflichkeit, nicht aber konsequent auf das gesamte gesellschaftliche Leben bezog, war dadurch bruchstückhaft geblieben. Die Bedeutung der Umweltfrage hatte man erkannt, es wurde dafür auch einiges getan, beispielsweise in Form von „Anpflanzungen“ auf ehemaligen Halden. Probleme wie Staublunge bei den Bergleuten wurden aber nicht betrachtet. Mit etwa 50 Jahren wurde ein Bergmann für alt erklärt und allenfalls für Hilfsaufgaben vorgesehen. Die überzogene Bedeutung der Sicherheitsorgane in dieser Zeit wird ebenfalls abgebildet, indem man ihnen übertriebene Fähigkeiten zuordnet.

 

Es wird eine kleinstädtische Welt der Jahre um 1935 gezeigt, wie ich sie den Äußerlichkeiten nach auch aus den Erzählungen von Eltern und älteren Verwandten kenne, aber die Menschen waren unter den konkreten historischen Bedingungen in ihrer Denkweise weiter als viele es heute sind.

 

Ein lesenswertes Buch, ein Roman, der bei genauem Lesen durchaus die Qualität eines „begleitenden Lehrbuches“ für die Betriebsarbeit besitzt.