Adania Shibli
Palästinensische Schriftstellerin von der "taz" verunglimpft
Die palästinensische Schriftstellerin Adania Shibli (geb. 1973) sollte auf der Frankfurter Buchmesse im Oktober 2023 für ihren Roman "Eine Nebensache" mit dem "LiBeraturpreis" ausgezeichnet werden. Die Preisverleihung wurde verschoben, fand bis heute nicht statt.
Was war geschehen? Ausgehend von einem Artikel in der "taz" geriet Adania Shibli in die Mühlen der Antideutschen und Zionisten und wurde mit der Antisemitismuskeule traktiert. Ihr kurzer Roman handelt von einer Massenvergewaltigung einer jungen Beduinin durch israelische Soldaten 1949, die das Mädchen anschließend ermordeten. 25 Jahre später macht sich eine junge Frau aus Ramallah auf eine Spurensuche über diese grausame Tat. Die beiden Geschichten hat Shibli zu dem Roman verwoben. Im Börsenblatt des Deutschen Buchhandels wird berichtet, dass der Roman wahre Begebenheiten zur Grundlage hat. Er wurde positiv aufgenommen; die Schriftstellerin Eva Menasse etwa schrieb: "Dieses Buch ist ein Diamant."
Die taz hingegen behauptete in ihrem Artikel, der kurz vor der Buchmesse erschien, in dem Roman seien alle Israelis Vergewaltiger und Killer,die Palästinenser Opfer. Und: Adania Shibli sei eine engagierte BDS-Aktivistin. Beides ist gelogen. Shibli hat vor 16 Jahren einen von der Boykottbewegung BDS initiierten Offenen Brief unterzeichnet, betätigt sich aber nicht aktiv in der Bewegung (was aus unserer Sicht nicht verwerflich wäre). In ihrem Roman kommen Israelis vor, die als Journalisten israelische Kriegsverbrechen aufdecken. Oder, wie ein Korrespondent an Rote Fahne News schreibt: "Ich habe das Buch gelesen. Es musste erst wieder aufgelegt werden, weil es durch die Schmähungen sehr bekannt geworden ist und ausverkauft war. Die Erzählerin lässt einen älteren jüdischen Mann, der einem kleinen Museum vorsteht, über das Verhältnis von Juden und Palästinensern berichten. Er erzählte, dass jüdische Kibbuzniks extra ein Gästezelt errichtet haben, um Beduinen aus der Gegend zu empfangen, die oft vorbei schauten, um gemeinsam Tee mit Minze zu trinken. Schon nach kurzer Zeit ist eine innige Freundschaft und großes Vertrauen auf beiden Seiten entstanden.“ Erst durch den Krieg 1948 sei diese Freundschaften abgebrochen. ("Eine Nebensache", Seite 97). Daraus atmet doch alles andere als der Geist des Antisemitismus. Dennoch entblödete sich das Landgericht Hamburg nicht, der taz Recht zu geben. Ihre Aussage, dass bei Adania Shibli alle Israelis gemeine Vergewaltiger seien, sei eine von der "Meinungsfreiheit" gedeckte Überspitzung.
Die Verleumdung und Verschiebung der Preisverleihung löste Kritik und Empörung aus. In einem offenen Brief, den unter anderem die drei Nobelpreisträger Annie Ernaux, Abdulrazak Gurnah und Olga Tokarczuk unterschrieben hatten, wurde die Frankfurter Buchmesse aufgefordert, Raum für palästinensische Stimmen zu schaffen. Da sie der Aufforderung nicht nachkam, organisierten fortschrittliche Schriftsteller und Journalisten eine Lesung aus dem Roman - auf der Messe.