Leserbrief von Klaus-Jürgen Hampejs
"Streikrecht gehört auf Tagesordnung"
In der heutigen Ausgabe der Regionalzeitung "Gäubote" ist ein Leserbrief von Klaus-Jürgen Hampejs, Gärtringen, abgedruckt. "Rote Fahne News" dokumentiert den Leserbrief.
Mit Befremden las ich den Kommentar von Matthias Schiermeyer. Die Pläne von Bauern und Lokführern und Co. sind beunruhigend, schreibt er in seinem Artikel. Doch anstatt sich inhaltlich mit den aus meiner Sicht berechtigten Forderungen auseinanderzusetzen, diffamiert Herr Schiermeyer diese Menschen. Indem er sie gleich in Richtung Rechtswidrigkeit schiebt. In Deutschland ist politischer Widerstand rechtswidrig.
Nur zur Erinnerung: Es gab Massenstreiks 1957 über 114 Tage für Anspruch auf Lohn im Krankheitsfall. 1996 reduzierte die Regierung Kohl (CDU) die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall von 100 auf 80 Prozent. Als der Vorstand der Daimler-Benz AG beschließt, die neue gesetzliche Regelung anzuwenden, legen 30 000 Konzernbeschäftigte die Arbeit nieder. Im gesamten Bundesgebiet kommt es in der Metallindustrie, aber auch in anderen Branchen zu Arbeitsniederlegungen, an denen sich mehrere Hunderttausend Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer beteiligen. ... Und wenn jetzt die Bauern demonstrieren und die GDL-Kolleginnen und -Kollegen ab Januar streiken, entscheiden dies die Menschen selber.
Nur zur Erinnerung in der Geschichte Deutschlands: Der Generalstreik gegen den Kapp-Lüttwitz-Putsch im März 1920. Vor gut 104 Jahren erschütterte der Kapp-Lüttwitz-Putsch die Weimarer Republik. Mit einem mehrtägigen Generalstreik der Arbeiter und Gewerkschaftsbewegung, wurde der Putsch niedergerungen. Und im Januar 1933 gab es leider nur im schwäbischen Ort Mössingen einen Generalstreik gegen die faschistische Nazidiktatur. Doch leider nur in Mössingen und nicht in der Republik. Wer Angst hat vor Streiks, sind die Konzernchefs und ihre Berliner Parteien.
Andreas Scheuer, Ex-Verkehrsminister, der über 243 Millionen Euro unserer Steuergelder verbrannt hat, wird nicht belangt. Und wenn die GDL-Kolleginnen und Kollegen streiken, versuchen es einige zu diffamieren. Nur zu Erinnerung: Ein Lokführer verdient rund 3 550 Euro brutto an Grundgehalt. Der Kampf um ein umfassendes gesetzliches Streikrecht gehört auf die Tagesordnung. Wie sagte doch Bertolt Brecht: Wenn Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht.
Klaus-Jürgen Hampejs, Gärtringen