Argument
Antifaschismus als neuer Faschismus? Wer war Ignazio Silone?
„Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin der Antifaschismus.“ Dieses Zitat wird gerade inflationär von Ultrareaktionären und Faschisten in Umlauf gebracht. Es geistert durch die Social Media und wurde nicht zuletzt von der Co-Vorsitzende der AfD, Alice Weidel, auf dem AfD-Parteitag in Essen vorgebracht. Auch Björn Höcke beruft sich darauf.
Der Urheber dieses Zitats – das übrigens nur aus einer einzigen deutschsprachigen Sekundärquelle bekannt und in seiner Authentizität umstritten ist – ist Ignazio Silone, ein italienischer Schriftsteller. Alice Weidel bezeichnet ihn als „linken Intellektuellen“.
Dass ein angeblicher Kommunist und Sozialist ein solches Zitat gebracht haben soll, wird von den Faschisten regelmäßig als Totschlagargument dafür gebracht, dass der Antifaschismus der eigentliche Faschismus sei.
Doch wer war Ignazio Silone?
Silone war Mitglied der Kommunistischen Partei Italiens. 1931 trat er aus und rechtfertigte dies mit antikommunistischer Hetze gegen Stalin. Er zog sogar Vergleiche zwischen Stalin und dem italienischen Faschismus. Später wurde allerdings nachgewiesen und ist heute auch in der bürgerlichen Geschichtsschreibung unumstritten, dass er über Jahre bis 1930 als Spitzel der italienischen Polizei arbeitete, der dieser anonym immer wieder Informationen über Interna der KPI zuspielte. Seine Informantentätigkeit übte er also auch noch aus, als bereits der Faschismus Mussolinis errichtet war.
Soviel also zum „Kommunisten“ Silone. Es steht Alice Weidel und Björn Höcke gut, dass sie diesen Spitzel und Verräter an der Sache der Arbeiterklasse rezitieren, um ihn als Kronzeugen für ihre faschistische Demagogie zu nutzen.