Stahlkocher Extra Nr. 7, 25. August 2024

Stahlkocher Extra Nr. 7, 25. August 2024

Am Dienstag legen wir eine Schippe drauf!

Rote Fahne News dokumentiert den Hauptartikel des Stahlkocher Extra vom 25. August 2024:

Am Dienstag legen wir eine Schippe drauf!
Warnstreik in Duisburg (rf-foto)

Der Donnerstag war eine erfolgreiche 1. Halbzeit! Wir haben an mehreren Standorten von tkSE (Duisburg, Hagen, Bochum, Dortmund, Siegen, Finnentrop, Gelsenkirchen) die Initiative ergriffen und einen selbstständigen Warnstreik organisiert. Der Betriebsrat hatte mobile BR-Büros aufgebaut. Viele Vertrauensleute und kämpferische Kollegen haben es in die Hand genommen, für diesen Streik zu überzeugen.

 

Hörte man vor einer Woche noch: „da kannst du nichts machen“ oder „du bekommst keine Drei unter einen Hut“, hatte sich die Stimmung geändert. Die Versuche der Betriebsleitung weiter zu produzieren und nur einzelne Kollegen weg zu lassen, haben wir selbstbewusst durchkreuzt. Von 2 x 50 Minuten in der Mittelbandstraße in Hagen bis zu 8 Stunden in Duisburg wurde gestreikt. Wir haben die Produktion größtenteils still gesetzt, Tor blockiert und teilweise die Straßen gesperrt (in Duisburg Tor 1 und 3; in Dortmund Demo zum Borsigplatz).

 

Am Dienstag, den 27.08. geht es in die 2. Halbzeit, mit Aussicht auf Verlängerung, bis alle Pläne vom Tisch sind! Um 10:00 Uhr alle an die Tore!

 

Der Stahlkocher hat seit März den Plan von Lopez und Russwurm aufgedeckt. Sie wollen die Stahlproduktion halbieren und weit über 10.000 Arbeitsplätze vernichten. Einige Betriebsräte wollen uns den „Plan“ von Stahlchef Osburg, der „nur“ auf 9 Millionen Tonnen reduzieren will, als die „bessere Seite“ verkaufen. Dabei haben sie die Schließung von HKM und Anlagen in Duisburg schon akzeptiert. Das kommt nicht in die Tüte! Wir lassen uns auf so ein Geschacher gar nicht erst ein. Wir machen jetzt unsere Rechnung auf: Kampf um jeden Arbeits- und Ausbildungsplatz für uns, unsere Familien und die ganze Region – als Arbeiter in die Offensive!

 

Zu einem Streik gegen die Vorstandspläne darf weder die IG Metall oder der BR aufrufen. Wir haben die Initiative ergriffen. Die müssen wir jetzt fest und selbstständig in der Hand behalten. Denn um die Vorstandspläne zu kippen, brauchen wir einen unbefristeten selbstständigen Streik! Das wäre ein gesellschaftliches Politikum! Immerhin gibt es auch in der Autoindustrie einen Generalangriff auf Belegschaften, Entlassungen und Insolvenzen, wie seit langem nicht. Statt ätzendem Gemotzte, wie von der AfD – Arbeitersolidarität und gemeinsamer Kampf! Dann muss sich Russwurm und auch die Regierung warm anziehen!

 

Was müssen wir aus der 1. Halbzeit lernen:

 

Die gemeinsame Beratung am Tor muss intensiver werden. Dazu gehört auch die Diskussion für welche Forderungen wir den Streik führen (siehe Vorschlag auf der Rückseite). Abstimmungen an den Toren, Streikzeit ist Arbeitszeit und wir übergeben an die nächste Schicht. Damit das richtig organisiert wird, brauchen wir eine Streikleitung!

 

Auch die Solidarität gehört zu einem Streik. Eine Frechheit, dass einzelne BR-Mitglieder aus antikommunistischen Motiven Verteiler des Stahlkochers und Delegationen der MLPD rechtswidrig des Platzes verwiesen haben. Es ist doch eine Sache der ganzen Region und wir brauchen die Solidarität! Mobilisiert auch eure Familie und Nachbarn für die Verpflegung, vom Grillen, belegte Brötchen usw.

 

Machen wir den Dienstag zur 2. Halbzeit – aber diesmal mit Verlängerung und Elfmeterschießen, ziehen wir die Mittagsschicht durch und übergeben an die Nachtschicht. Unbefristeter Streik bis die Pläne vom Vorstand und Russwurm vom Tisch sind!

Redaktion tkSE Hamborn/Beeckerwerth 1

 

Vorschlag des Stahlkocher für ein gemeinsames Stahlarbeiterkampfprogramm:

  1. Auf die Kriegserklärung von Lopez und Russwurm zur Halbierung der Stahlproduktion oder die Pläne von Osburg gibt es nur eine Antwort: „Rheinhausen 2.0“ heißt: selbstständiger Konzern weiter Streik bis die Vorstandspläne vom Tisch sind! Keine Schließung von Anlagen oder Standorten bei thyssenkrupp oder von HKM! Keine Entlassungen bei Baosteel in Duisburg!
  2. Statt leere Versprechen von „keine betriebsbedingte Kündigungen“, Abfindungen und Sozialtarifvertrag – machen wir unsere eigene Rechnung auf, für uns, unsere Familien und die Zukunft der Jugend und im Revier: Kampf um jeden Arbeits- und Ausbildungsplatz! Für die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich!
  3. Schluss mit der verschärften Ausbeutung! Sofortige Aufstockung der Kranken-Reservequote auf mindestens 10 Prozent. Gewährleistung der Arbeitssicherheit!
  4. Schluss mit dem Greenwashing durch den Bau von nur einer Direktreduktionsanlage, die mit Erdgas betrieben wird. Sofortige Umstellung der kompletten Rohstahlproduktion auf das umweltschonende Direktreduktionsverfahren mit grünem Wasserstoff auf Kosten der Profite! Schaffung von gleichwertigen Ersatzarbeitsplätzen für wegfallende Anlagen und Arbeitsplätze!
  5. Hände weg von unseren Betriebsrenten! Herabsetzung des gesetzlichen Rentenalters für Männer auf 60 Jahre und 55 Jahre für Frauen und Schichtarbeiter und zwar abschlagsfrei mit voller Rente.
  6. Unbefristete Übernahme aller Auszubildenden, auch über 2026 hinaus und Erhöhung der Ausbildungsquote auf 10 Prozent der Belegschaft!´
  7. Alle Stahlarbeiter zusammenstehen – konzernweit kämpfen: Gegen die Spaltung in Standorte und der Belegschaften in Stammbelegschaft, Befristete, Leiharbeiter und Werkverträge. Für uns gibt es keine Arbeiter erster und zweiter Klasse. Gemeinsam sind wir stark gegen die Hetze von Rechten und Faschisten gegen Migranten. Für einen gemeinsamen Kampf mit den Stahlarbeitern in anderen Ländern, wie bei Galmed und Acerinox in Spanien, von Tata in den Niederlanden oder ArcelorMittal in Südafrika usw..
  8. Wir brauchen die Gewerkschaft als Kampforganisation und das Recht zu streiken! Keine Maßregelung oder Entgeltabzug von Streikenden. Für ein allseitiges und vollständiges gesetzliches Streikrecht!
  9. Zugleich müssen wir uns das Recht auf Streik aber auch nehmen und dafür selbst die Initiative ergreifen, selbstständig streiken. Gewerkschaft und Betriebsrat dürfen dazu nicht aufrufen. So ein entschlossener Kampf würde ein Signal setzen auch für andere Belegschaften: Vorwärts zu Arbeiteroffensive!
  10. Für eine lebenswerte Zukunft für uns und unsere Kinder – Schluss mit dem kapitalistischen Krisenchaos mit imperialistischen Kriegen, Inflation und Armut, Massenentlassungen und der Ausbeutung von Mensch und Natur. Für viele von uns ist das der echte Sozialismus und darum muss die Diskussion Teil der betrieblichen und gewerkschaftlichen Auseinandersetzungen werden.

 

Hier die komplette Stahlkocher-Extra-Ausgabe vom 25. August 2024