Live-Talk

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Wie ist die Einschätzung einer "akuten faschistischen Gefahr" zu verstehen?

Im Live-Talk des Spitzentrios der Internationalistischen Liste/MLPD - Ilka May, Tassilo Timm und Stefan Engel - sprach letzterer von "akuter faschistischer Gefahr". Um diese Qualifizierung entspann sich ein Briefwechsel.

Briefwechsel

Ein Leser schrieb am 18. August 2024:

 

Ich konnte zwei wunderbare Aktivitäten unserer Partei erleben. Den Live Talk und die Demonstration in Eisenach. Wir werden eine Bresche schlagen, davon bin ich fest überzeugt. Der Live Talk war sehr überzeugend, mit neuen Argumenten, souveränen Kandidaten und einer munteren Moderatorin. Wie immer hat Stefan sehr packend uns Zuschauer mitgenommen, aus dem Leben und aus dem Herzen gesprochen. Dabei fiel mir die Qualifizierung der „akuten faschistischen Gefahr“ auf. Meine Frage: Ist das eine Änderung der bisherigen „wachsenden faschistischen Gefahr“, was ich mir allerdings nicht denken kann. Oder war es eine in der Rede verwendete Betonung. Oder meinte er eine in Thüringen bestehende akute Gefahr der Regierungsübernahme im Erfurter Landtag, was aber nicht gleichbedeutend mit einer akuten Gefahr der faschistischen Machtübernahme bzw. des Wechsels der Herrschaftsmethoden ist. Ich bin gespannt. Mit herzlichen Grüßen, K.

 

Peter Weispfenning antwortete am 26. August 2024:

 

Lieber K.,

 

herzlichen Dank für deinen Brief vom 18.8.2024 zur Frage der akuten faschistischen Gefahr. Stefan hat uns gebeten, im Einvernehmen mit ihm den Brief zu beantworten.

 

Hier muss man die Flexibilität der Begriffe beachten. Es gibt ja einen unterschiedlichen Grad einer faschistischen Gefahr.

 

Du fragst, wie die Qualifizierung der „akuten faschistischen Gefahr“ von Stefan Engel im Live Talk zu verstehen ist. Es ist richtig, gerade im Zusammenhang mit der Situation in Thüringen von einer akuten faschistischen Gefahr zu sprechen. Laut Duden meint akut ja „brennend, vordringlich“, und das kann man bei der faschistischen Gefahr auf alle Fälle sagen. In Thüringen geht es durchaus konkret darum, dass die AfD stärkste Kraft und allgemein die Möglichkeit besteht, dass Höcke Ministerpräsident einer rechten Regierung wird, auch wenn es bisher nicht so aussieht, dass sie Bündnispartner dafür haben.

 

Die faschistische Gefahr ist nicht mehr einfach latent, also „vorhanden, aber noch nicht in Erscheinung tretend“, sie ist auch nicht nur ein chronisches Problem, wie die Europawahlen oder die faschistische Hetzkampagne jetzt zeigen.

 

Das ist nicht gleichbedeutend mit der „akuten Gefahr der Errichtung einer faschistischen Diktatur“ (Revolutionärer Weg 32-34, Seite 381). Dazu kann es aber werden, unter anderem, wenn wir der akuten faschistischen Gefahr nicht entschlossen in einem breiten Bündnis entgegentreten.

 

Stefan weist darauf hin, dass man das im Live-Talk noch genauer hätte unterscheiden können, um Missverständnissen vorzubeugen.

 

Mit herzlichen Grüßen, Dein Peter