Gelsenkirchen

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Denkwürdige Teilnahme der „Horster Mitte“ beim „Tag des offenen Denkmals“

Am Sonntag, 8. September, präsentierte die Horster Mitte bei ihrer erstmaligen Beteiligung am "Tag des offenen Denkmals" ein spannendes Programm. Ein erster Höhepunkt um 11 Uhr im Kultursaal war der Vortrag von Professor Dr. Roland Günter. Diesen Saal hatte die Stadt jahrelang verrotten lassen und aus antikommunistischen Gründen versucht, den Kauf durch den Vermögensverwaltungsverein und die heutige Nutzung zu verhindern. Der Saal wurde dann bis 2008 – ohne jede staatliche Unterstützung – von der früheren düsteren Schalterhalle einer "Sparkasse" in ein lebendiges Kulturdenkmal mit Bauhaus-Elementen umgewandelt.

Von cw
Denkwürdige Teilnahme der „Horster Mitte“ beim „Tag des offenen Denkmals“
Blick in den schönen Kultursaal Horster Mitte (Foto: Kultursaal)

Professor Roland Günter war selbst als kompetenter Berater prägend beteiligt. In seinem Vortrag kritisierte er nun erneut die „Abrissmentalität“ der Stadt Gelsenkirchen. Andererseits sieht er in der selbstlosen Umwandlung der Horster Mitte durch Spezialisten, Facharbeiter, Freiwillige auf Augenhöhe ein bundesweit leuchtendes Beispiel: „Dass das Menschen selbst machen, für ihre Zwecke, ihre Nutzung finde ich hoch beachtlich. Sie schaffen damit nicht einfach nur Räume, sondern auch Kultur“. Er sieht darin auch das Wesen der Bauhaus-Kultur verwirklicht, die nicht vom Bau, sondern vom Menschen ausgehen muss. Deshalb - betonte er - fühlt er sich in diesem Saal auch außerordentlich wohl.

 

Die lebhafte Diskussion nahm die Idee der Selbstlosigkeit mit anregenden Beiträgen auf und zog auch eine Verbindung zu den Subbotniks beim sozialistischen Aufbau in der Sowjetunion. Bis 16 Uhr ließen sich etliche Besucher von Vertretern des Vermögensverwaltungsvereins Fragen zum Kultursaal und dem Gebäude und Gelände der Horster Mitte beantworten. Dazu gehörten auch Gespräche zu den Statuen von Marx und Lenin. Ihre Enthüllungen wurden bundesweit - und im Falles der Lenin-Statue auch weltweit bekannt; die Medien brachten an prominenter Stelle Berichte, natürlich auch Hetze. Aber die Aufstellung der Statue Lenins war damals keineswegs als Provokation gemeint. Die Vorsitzende der MLPD, Gabi Fechter, erklärte dazu: "Es ist keine Provokation, aber vielleicht ein bestimmter Tabubruch – ein Bruch des Tabus, dass man in dieser Gesellschaft über die Errungenschaften des Sozialismus und seiner Repräsentanten gar nicht sprechen soll."


Beide Statuen sind inzwischen als Gelsenkirchener Attraktionen bekannt und werden auch gerne für Fotos und Selfies von Besuchern aus dem In- und Ausland genutzt. Nicht zuletzt bot das in der Horster Mitte befindliche Willi-Dickhut-Museum Führungen an. Willi Dickhut war Marxist-Leninist, antifaschistischer Widerstandskämpfer, Gewerkschafter, Vordenker und Mitbegründer der MLPD. Als Arbeitertheoretiker verfasste er 29 Bücher, die heute in acht Sprachen übersetzt wurden und in 57 Ländern vertrieben werden.