Leserbrief
Ein Rückblick auf das China Mao Zedongs gibt interessante Anregungen
Den folgenden Leserbrief zum Artikel „Klimaforscher überrascht: Erderhitzung schneller als gedacht“, der am 5. September in der "Frankfurter Rundschau" erschienen ist, hat Jürgen Schäuble aus Herten geschrieben:
Dass es in den letzten drei Millionen Jahren zu keinem Zeitpunkt auf der Erde so heiß war wie heute, ist nicht nur ein Schlag ins Gesicht dreister „Klimaleugner“ von der AfD. Der von den Klimaforscherinnen und Klimaforschern festgestellte deutliche Anstieg der Meerestemperatur in 2023 und die sich beschleunigende Erwärmung der Atmosphäre in den letzten zehn Jahren weist auch darauf hin, dass es längst nicht mehr um einen vergleichsweise harmlosen allmählichen „Klimawandel“, sondern um qualitative Sprünge und Wechselwirkungen einer begonnenen Klimakatastrophe geht.
Klimaforscher Johan Rockström macht darauf aufmerksam, dass ein gesellschaftlicher Paradigmenwechsel nicht nur den Ausstieg aus fossiler Energie, sondern auch eine „Wende in der Ernährung“ und „zirkuläre Wirtschaftsmodelle“, sprich: Kreislaufwirtschaft, notwendig macht. Doch das ist nicht möglich, ohne grundlegende gesellschaftliche Veränderungen. Zu Recht wirft Autor David Zauner auf, dass sich im heutigen Wirtschaftssystem „Produktion nicht am gesellschaftlich Sinnvollen orientiert, sondern dem (…) Profitmotiv folgt.“ Die kapitalistische Produktion ist auf dem heutigen Niveau des internationalen Konkurrenzkampfs gesetzmäßig darauf angewiesen, die Natur rücksichtslos auszubeuten. Sie ist nicht in der Lage, die menschlichen Lebensgrundlagen zu
erhalten.
Ein Rückblick auf das einst sozialistische China zu Zeiten Mao Zedongs dagegen gibt interessante Anregungen, wie die Einheit von Mensch und Natur zur Leitlinie von Produktion und Verteilung werden kann. Dort gab es keinen „Abfall“ im absoluten Sinn. Systematisch wurden Produktionsanlagen so angelegt, dass Reststoffe aus der einen Fabrik als Ausgangsstoffe in der Produktion der benachbarten Fabriken genutzt werden konnten. Der Artikel von David Zauner jedenfalls bietet gute Ansatzpunkte, die dringend notwendige Strategiedebatte zur Rettung der Menschheit vor einer globalen Umweltkatastrophe offen zu führen.