Italien
Hauen und Stechen auch in der italienischen Stahlindustrie
Das internationale Hauen und Stechen, die Verschärfung um die Neugruppierung in der Stahlindustrie im internationalen Konkurrenzkampf, hat auch Italien erfasst. Sechs internationale Konzerne – zwei aus Italien, Indien, aus der Ukraine und aus Kanada – konkurrieren um die zukünftig geplanten 8 Millionen Tonnen Stahl pro Jahr aus dem Stahlwerk in Taranto.
Es geht um den drohenden Verkauf und um die anstehenden Entlassungen in der Größenordnung von mehreren Tausend Arbeitsplätzen in einem der größten europäischen Stahlwerke.
Dazu veröffentliche das italienische Ministerium für Unternehmen und Made in Italy - MIMIT - am 2. September: "Die 'Ilva-Gruppe' und die 'Acciaierie d'Italia-Gruppe' ... werden zum Verkauf angeboten. Die Investoren können ihr Kaufinteresse bis zum 20. September bekunden". In mehreren Onlineberichten kann man über die jahrzehntelange, verbrecherische Politik der ILVA Gruppe und ihrer Eigentümer in Bezug auf Mensch und Umwelt lesen. Wissentlich sind sie verantwortlich für jahrzehntelange Umweltverbrechen und die Vergiftung Zehntausender Bewohner in der Stadt und Region. Dafür wurden zwei Eigentümer und ein Betriebsdirektor zu 20 und mehr Jahren Knast verurteilt. Meines Wissens haben sie diese noch nicht angetreten, weil sie Revision eingelegt haben.
Die Onlineausgabe des Neuen Deutschland (ND) veröffentlichte dazu am 25. Juni: "Im Juli 2012 verkündete die Regierung in Rom quasi über Nacht eine vorübergehende Werksschließung. Der Betreiber Riva konnte die Realisierung von Umweltauflagen nicht finanzieren und meldete Konkurs für das Werk an. Der multinationale Konzern Arcelor Mittal übernahm und erhielt 10.000 der 14.000 Arbeitsplätze.¹ Doch auch in den Folgejahren änderte sich am Standort trotz aller Beteuerungen nichts. Die juristische Aufarbeitung, die 2016 begonnen wurde, führte im Mai 2021 zu drastischen Urteilen²: Die früheren Besitzer der Ilva-Hütte, Fabio und Nicola Riva, wurden in erster Instanz von einem Schwurgericht zu 22 und 20 Jahren Haft verurteilt. Insgesamt saßen in Italiens größtem Umweltprozess, der sich über fünf Jahre und 329 Gerichtssitzungen hinzog, 47 Angeklagte sowie drei Gesellschaften auf der Anklagebank."
Neben den erwähnten Gewerkschaften sind vor Ort in Taranto ebenso die Gewerkschaft Fiom-CGIL und die Basisgewerkschaft SL Cobas vertreten und aktiv.