Stuttgart
Mercedes-Betriebsversammlung im Zeichen des Generalangriffs bei VW
3000 Kolleginnen und Kollegen strömten am gestrigen 16. September zur Betriebsversammlung von Mercedes Stuttgart-Untertürkheim. Im Mittelpunkt der Auseinandersetzung stand der Angriff auf die VW-Belegschaft und welche Konsequenzen bei Mercedes daraus gezogen werden.
Betriebsrat und IG Metall erklärten die Solidarität mit den VW-Kollegen. Allerdings orientierte der Betriebsratsvorsitzende zusammen mit dem Werkleiter darauf, dass die Beschäftigungssicherung bei Mercedes Bestand habe. Der Betriebsrat wollte eine Zusage zur Verlängerung, was Mercedes aber ignoriert. Das deutet darauf hin, dass auch die anderen Monopole beobachten, wie es bei VW läuft, weil sie ähnliche Pläne selbst haben.
Die Illusion, die Sicherheit von Arbeitsplätzen erkaufen zu können, ist in Wolfsburg doch aktuell geplatzt - warum will man solch ein Luftschloss dann in Untertürkheim aufhübschen? Entsprechend erklärten eine Reihe Kolleginnen und Kollegen in Redebeiträge bei der Aussprache ihre volle Solidarität mit der VW-Belegschaft. Ein IG-Metall-Vertrauensmann versicherte: „Die Busse sind angemietet – wir sehen uns in Wolfsburg – die Kollegen können auf uns zählen.“
Die faschistische Betriebsgruppe „Zentrum“ nahm den VW-Vorstand dagegen aus der Schusslinie: Die „grüne“ Politik der Regierung mit dem Scheitern der E-Mobilität sei die Schuldige. Es brauche eine vollständige Wende, womit der Sieg der AfD nächstes Jahr bei der Bundestagswahl gemeint war. Zuletzt verstieg sich der ideologische Kopf der Faschisten Hilburger noch dazu, das System VW als „echten Sozialismus“ zu bezeichnen „wo nie die Ideologie, sondern immer die Bedingungen schuld seien“.
Ein anschließend sprechender Vertrauensmann entlarvte dieses Verwirr-Manöver: „Zentrum“ liefert damit nur die Argumente für die Arbeitsplatz-Vernichtungspläne des VW-Vorstandes. Ihr gebt euch schein-kritisch als Anwalt der kleinen Leute und der Arbeiter, steht aber tatsächlich auf der Seite von VW, auf der Seite des echten, reinen Kapitalismus. Deshalb kein Wort des Widerstands gegen den Arbeitsplatzabbau von euch.“
Die wirtschaftliche Lage trübt sich auch bei Mercedes zunehmend ein. Internationaler Konkurrenzkampf, Weltwirtschafts- und E-Mobilitäts-Krise brechen durch. Nimmt man darauf Rücksicht oder geht man von der Lage und den Interessen der Arbeiterklasse aus? Dieser Widerspruch wogte durch die Versammlung. Der Arbeitsplatzabbau bei Mercedes geht bisher schleichend vor sich: 4000 Kollegen weniger in vier Jahren.
Gegen Ende griff eine Vertrauensfrau die Verdrehungen von „Zentrum“ nochmal auf: „Wenn wir immer sagen, das ist halt der Kapitalismus, der ist halt so schlimm, dann müssen wir doch gerade über den echten Sozialismus diskutieren, über Alternativen zum Kapitalismus – oder was meint ihr?“ Es bahnt sich auf jeden Fall eine energische und aufgeladene Tarifrunde an. Und die VW-Kollegen können sich der Solidarität aus Untertürkheim sicher sein.