"Zukunftstarifvertrag" soll nicht verlängert werden

"Zukunftstarifvertrag" soll nicht verlängert werden

Betriebsversammlung bei der MAN in Nürnberg

Das war etwas Neues, unsere Versammlung begann mit dem Einmarsch von etwa 200 Kollegen aus der Logistik und den IG-Metall-Vertrauensleuten. Der noch laufende „Zukunfts-Tarifvertrag" wird von der Geschäftsleitung nicht verlängert.

Von Korrespondenten
Betriebsversammlung bei der MAN in Nürnberg

Sie möchte früher einen neuen Vertrag mit folgenden Angeboten: Senkung der „Kopfzahlen", Ausgliederungen und Lohnsenkung von bis zu 15 % für die Logistik. Dafür "beabsichtigen" sie, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten.

 

Das lehnten wir lautstark ab. Die Geschäftsleitung hatte große Angst und beauftragte die Security, uns ständig im Auge zu haben. Wir durften nicht näher ran ans Podium. Der Vertrauenskörperleiter sprach im Namen der Logistik-Kollegen: Dass wir eine Belegschaft sind und in der MAN bleiben. Das hinter jedem Logistiker auch eine Familie steht. Und die Gewerkschaft keine Verschlechterungen unterschreibt. Er fragte, ob uns die Geschäftsleitung gleich oder später antworten möchte. Dies lehnten wir ab. Wir riefen: Antworten! Jetzt! Alexander Vlaskamp vertröstete die Kollegen auf seinen späteren Bericht. Der VK-Leiter fragte, seid ihr damit zufrieden? Antwort: Nein! Aber wenn sie zu feige sind, mit uns zu sprechen?

 

Diese Betriebsversammlung zog sich enorm in die Länge, bis nach der Mittagspause. Allen knurrte der Magen und nur die Tapferen hielten bis zum Schluss aus. Absicht? Der Betriebsratsvorsitzende versprach, dass sie nichts unterschreiben werden, was zum Nachteil der Kollegen ist. Mehr oder weniger alle Bereiche von der Fertigung bis zum Versand seien von den enormen Umwälzungen in der Strukturkrise zur Umstellung auf E-Mobilität betroffen. An die Geschäftsleitung richtete er die Forderung, sie möge "feste Zusagen über 2030 hinaus" machen. Insgesamt orientierte er auf die reformistische Klassenzusammenarbeit. Genau die hat die VW-Konzernleitung gerade aufgekündigt. Der Gewerkschaftsvertreter Andreas Weidemann forderte "Verlässlichkeit und Planbarkeit". Meinte er damit planbare Arbeitsplatzvernichtung? Das ist nicht, was wir brauchen. Den Kampf um jeden Arbeits- und Ausbildungsplatz müssen wir selbst in die Hand nehmen! Dazu bedarf es eines selbständigen Streiks.

 

Einigkeit gab es von Betriebsrats-, Gewerkschaft und Vertrauenskörper-Seite darin, dass wir nicht bereit sind, in der Metalltarifrunde zu verzichten. Alexander Vlaskamp berichtete uns lang und breit von seinem Mittagessen mit Bundesverkehrsminister Volker Wissing, lobte dessen Team, das ihm gut zuhöre und dass er hoffe, dass die CO2-Verschärfungen von der EU bald wieder zurückgenommen werden. Was für die Gesundheit der Menschen und für die Umwelt eine Errungenschaft ist, ist für ihn eine "Verschärfung". Während er uns auf den Cent genau vorrechnete, wie viel Strafe MAN bei Verstößen in Zukunft erwarte, stellte er sich taub gegenüber den Kollegen, für die es um 400 bis 450 € im Monat geht. Wir sollen ihm dankbar sein. Das neue Batteriewerk kommt hier nach Nürnberg.

 

Obwohl es anderswo für MAN mehr Vorteile gäbe: Höhere Förderungen durch die EU und die Leute arbeiten länger für weniger Geld. Der Hammer folgte: Als er erklärte, für dieses Batteriewerk hätten sie sich bereits im Eckpunktepapier 2022 darauf verständigt, dass sie die Kontraktlogistik einführen. Warum nur erzählen sie uns das erst jetzt, fragen sich viele Kollegen?

 

Einzelne Kollegen haken nach, wollen wissen, warum sie verkauft wurden? Wer wusste noch Bescheid? Fordern bessere Duschen und Beleuchtung. Eine Kollegin spricht zu den Kämpfen bei VW und dass uns in Deutschland die Friedenspflicht versucht die Hände zu binden, während sie bei Audi in Brüssel schon streiken. Sie erklärt, dass die Kollegen nicht einverstanden sind, was hier passiert, viele seien raus gegangen, weil sie es nicht ertragen. Die Logistik ist wie eine Fingerkuppe, nicht zu trennen von der Hand. Aber natürlich können wir auch gemeinsam kämpfen, wenn wir in verschiedene Betriebe aufgeteilt sind.