Kurze Straßenbesetzung als selbständiges Element!

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VW Aktionstag: „Das war ein guter Anfang, aber erst ein Anfang!“

Mindestens 3.000 Kollegen kamen nach Hannover zum Aktionstag anlässlich der ersten (vorgezogenen) Verhandlungsrunde bei VW. Die Stimmung war sehr kämpferisch. Am Vortag hatte VW provokativ auch noch die Beschäftigungssicherungsverträge mit der VW Sachsen GmbH gekündigt, also für die Werke Zwickau, Chemnitz und Dresden.

Korrespondenz
VW Aktionstag: „Das war ein guter Anfang, aber erst ein Anfang!“
(rf-foto)

Ab 9 Uhr kamen Busse aus allen VW-Standorten an. Aus Hannover kamen die Kollegen überwiegend mit der Bahn, darunter auch viele von der Frühschicht. Vom Busparkplatz an den Herrenhäuser Gärten waren es ein paar hundert Meter zum Verhandlungslokal durch die Herrenhäuser Gärten. Mehrere Werke waren gut organisiert und lautstark. Die Braunschweiger kamen z.B. als Block, mit Transparenten, Rufparolen und Megaphon. Die Kassler mit einer Trommelgruppe vorneweg. Die Jugend mit Transparent „We fight for our future“, Bengalos und Knallern.

 

Dabei waren auch Delegationen von Ford Köln, ZF Hannover, Salzgitter Flachstahl, MAN Salzgitter, vom Sitzhersteller Sitech Brose, Kollegen aus Bologna und eine ganze Gruppe aus Finnland, die zu irgendeinem Anlass gerade für eine Woche in Hannover war.

 

Vom Internationalistischen Bündnis und der MLPD haben wir die Kollegen mit Musikern und einem offenen Mikrofon begrüßt. Das wurde als ganz selbstverständlicher Bestandteil akzeptiert. Junge Azubis aus Salzgitter schnappten sich das Micro und sangen begeistert das Lied Bella Ciao mit.

 

Viele Kollegen nickten zu kämpferischen Redebeiträgen und Interviews, dass das hier nur ein Auftakt sein kann, dass eigentlich die Produktion stehen müsste und dass man selbständig streiken muss. Aus hunderten von Gesprächen wurde aber deutlich, das nicht klar ist, was das bedeutet. Viele waren sehr erstaunt, dass es nur ein kastriertes Streikrecht gibt und wir uns das nehmen und erkämpfen müssen.

 

Zustimmung gab es auf jeden Fall, das kein Werk geschlossen werden darf, dass die Parole „Standortsicherung“ nicht geeignet ist, weil ein Standort auch noch besteht, wenn tausende Arbeitsplätze abgebaut sind. Kampf um jeden Arbeits- und Ausbildungsplatz, kein „sozialverträglicher Kapazitätsabbau“, keine Akzeptanz vom scheibchenweisen Abbau, kein Verzicht und keine faulen Kompromisse. Bei vielen aber die Vorstellung, dass die IG Metall das organisiert.

 

Einige Broschüren der MLPD zum Streikrecht und fast 30 Rote-Fahne- und einige Rebell-Magazine wechselten den Besitzer. Vor allem Azubis stimmten oft zu, dass es nicht nur um Arbeitsplätze geht, sondern der Kapitalismus unsere Zukunft zerstört. Wir forderten sie auf, eine sozialistische Jugendbewegung mit aufzubauen. 

 

Um 10 Uhr begann die IG-Metall-Kundgebung direkt vor dem Verhandlungslokal. Bei jeder kämpferischen Passage der offiziellen Redner wie Daniela Cavallo (BR-Vorsitzende Wolfsburg) oder Thorsten Gröger (IG Metall) gab es lautstark Beifall. Sie waren in der Form kämpferisch, orientierten aber im Inhalt auf eine neue Beschäftigungssicherung und den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen. Cavallo betonte richtig, dass VW 1936 aus gestohlenen Geldern der Gewerkschaftsbewegung entstand. Mit ihrer Parole „VW gehört nicht nur den Aktionären, wir sind VW“ und dem Pochen auf die Mitbestimmung verbreitet sie aber Illusionen und behindert den nötigen Kampf. Deutlich wurde, dass sie sich die bisherige „Sozialpartnerschaft“, also Klassenzusammenarbeitspolitik, zurückwünscht. Aber die hat VW ja gerade provokativ aufgekündigt! Angesichts des verschärften internationalen Konkurrenzkampfs hat VW einen Taktikwechsel vollzogen, wie bei Stahl.

 

Gröger orientierte allen Ernstes auf „Warnstreiks nach dem Ende der Friedenspflicht am 1. Dezember“. Das war allen Kollegen zu wenig, mit denen wir sprachen. Über 100 Kollegen entschieden sich in diesem Sinne, ein Zeichen zu setzen, marschierten auf dem Rückweg zu den Bussen unter Trommelklängen direkt auf die Herrenhäuser Straße und blockierten für ca. 10 - 15 Min. den Verkehr. Ein Kollege begeistert: „Das war ein guter Anfang, aber erst ein Anfang!“