Bundesregierung
„Faktencheck Artenvielfalt“ erschienen – zwischen Verharmlosung und unabsehbaren Folgen
Man könnte meinen, Friedrich Engels sei endlich ernst genommen worden von der Bundesregierung.
Dieser forderte bereits im Jahr 1878, die Gesetzmäßigkeiten der Arten zu untersuchen: „Übrigens haben die Organismen der Natur ebenfalls ihre Bevölkerungsgesetze, die so gut wie gar nicht untersucht sind, deren Feststellung aber für die Theorie von der Entwicklung der Arten von entscheidender Wichtigkeit sein wird.“
An der Analyse „Faktencheck Artenvielfalt“ arbeiteten mehr als 150 Autorinnen und Autoren. Der Bericht deckt auf, dass mehr als die Hälfte der unterschiedlichen Lebensraumtypen in Deutschland in einem ökologisch unzureichenden oder schlechten Zustand ist.
Es ist der bislang umfassendste Bericht zum Zustand der Biodiversität in der Bundesrepublik. Auf rund 1.200 Seiten wird analysiert, dass von den etwa 30.000 in Deutschland im Bestand erfassten Tier-, Pflanzen- und Pilzarten gut ein Drittel bestandsgefährdet sind. Sie werden auf der Roten Liste als stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht eingestuft. Rund drei Prozent der Arten, die einst in Deutschland heimisch waren, sind ausgestorben. Und etwa 60 Prozent der untersuchten Lebensräume befinden sich in einem unzureichenden oder schlechten Zustand.
Die globale Umweltkatastrophe hat begonnen
Kapitel: "Das Artensterben und die Zerstörung von Ökosystemen", Seite 375
469 Seiten
29 €
Fast alle Daten, die Auskunft über den Stand der Artenvielfalt geben, kommen aus dem Ehrenamt. Repräsentative Langzeitbeobachtungen, die auch einen ganzheitlichen Ansatz ermöglichen, gibt es auf behördlicher Ebene kaum. Dabei ist Biodiversität ein zentraler Faktor für das Funktionieren der lebensnotwendigen Ökosysteme. Eine Störung des Ablaufs biologischer Prozesse, die sich über Jahrmillionen herausgebildet haben, hat unabsehbare Folgen.
Natürlich ist der Mensch nicht machtlos, wie viele Presseberichte nun betonen. Aber wer ist „der Mensch“? Auf den 1200 Seiten werden die Hauptverursacher - das internationale Finanz-, Agrar- und Monopolkapital - aus der Schusslinie genommen. Nur wenn diese machtlos sind, ist der Weg frei für ein wirkliches Leben in Einheit von Mensch und Natur. Deshalb muss der Umweltkampf gesellschaftsverändernden Charakter bekommen.