„Eine Art singender Vaterlandsverräter“
Zum Tod von Kris Kristofferson
Gestern starb im Alter von 88 Jahren der Sänger, Songwriter und Schauspieler Kris Kristofferson auf Hawaii.
Er hat über 30 Alben herausgebracht, in mehr als 80 Filmen mitgespielt und sich dadurch weltweit eine treue Fangemeinde erworben. In die eher rechtskonservativ eingestellte Country-Musikszene hat er seinen rebellischen Geist eingebracht und in den 1980er Jahren mehrere ausgesprochen fortschrittliche politische Alben veröffentlicht wie „Repossessed“ (Zurückerobert) oder „Third World Warrior“ (Dritte Welt Krieger).
Darin übte er heftige Kritik an der imperialistischen Politik der USA wie gegen Nicaragua und El Salvador. So sagte er später: „Als ich in den achtziger Jahren mehrfach nach El Salvador gereist bin und mich dort für die Sandinisten einsetzte, habe ich zum ersten Mal mitbekommen, was die US-Regierung in Mittelamerika angerichtet hat … Wie die Reagan-Administration die linksgerichtete Regierung in Nicaragua terrorisierte - alles unter der Maxime ‚Bekämpft den Kommunismus‘.“
In dem berühmt gewordenen Song „Don’t let the bastards get you down“ sang er die gerade jetzt wieder brandaktuelle Zeile „They’re killing babies in the name of freedom“. Das brachte ihm den Ruf als eine Art singender „Vaterlandsverräter“ ein mit der Folge, dass seine Songs lange Zeit nicht mehr in vielen Radiostationen gespielt wurden und er in kleinen Hallen auftreten musste.
In den 1990er Jahren nimmt Kristofferson nach den verheerenden rassistischen Anschlägen auf Asylunterkünfte in Deutschland beim Hamburger Event „Künstler gegen Rassismus“ teil, das auch im Fernsehen übertragen wurde. Auch wenn er sich später von den reformistischen Phrasen eines Barack Obama blenden ließ – sein Tod ist ein großer Verlust, nicht nur für die Musikwelt.