Wenn nicht jetzt, wann dann?!

Wenn nicht jetzt, wann dann?!

Die gehen gegen uns in die Offensive – das müssen wir auch, gegen sie!

Fast doppelt so viele Kolleginnen und Kollegen wie sonst besuchten die beiden Betriebsversammlungen von tkSE Hamborn-Beeckerwerth am 12.12. zu beiden Versammlungen. Am Nachmittag demonstrierten rund 400 Kolleginnen und Kollegen, u.a. die von der Schließung Betroffenen der EBA2-Anlage. Kämpferisch dabei viele Azubis mit einem Fackelmarsch vom Parkplatz zur Versammlungshalle im Landschaftspark Nord. Sie zogen unter lautem Beifall der gesamten Versammlung in die Halle.

Von Korrespondenz
Die gehen gegen uns in die Offensive – das müssen wir auch, gegen sie!
(rf-foto)

Vorstandssprecher Grimm wurde in seiner Erklärung des „Eckpunktepapiers“ ständig unterbrochen. Stattdessen hatten die Kollegen das Wort. „Wir akzeptieren die Schließung des Hochofenbetriebes nicht.“ Die Azubis forderten eine Verlängerung der Übernahmezusage aus dem Tarifvertrag und Ausbildungszahlen bis 2030. Die Kollegen der EBA2 griffen die Methode an, dass von einer Schichtenflexibilisierung gesprochen, aber reell eine Schließung beschlossen wurde.

 

Überhaupt war der Vorstand in der Defensive und versuchte sein Heil im Herumtaktieren. Es könne angeblich über alles geredet werden. Im Nebensatz hieß es dann allerdings, dass am Eckpunktepapier nichts mehr geändert werden könne. In der Nachmittagsversammlung erhob sich die gesamte Versammlung in Solidarität mit den Kolleginnen und Kollegen in Kreuztal. Der Vorstand bekam ständig die Roten Karten zu sehen, es wurde gepfiffen und geschrien.

 

Der komplett angetretene Stahlvorstand lieferte einen mehr als peinlichen Auftritt. Vor allem durch Redebeiträge von Kollegen und vom Podium wurde immer deutlicher, dass sie nicht die Wahrheit sagen. Sie widersprachen sich ständig und die Fakten stimmten hinten und vorne nicht. Für die "Fehler der Vergangenheit" (Fehlinvestitionen und Verkäufe; Anlagen kaputt gefahren und Unterbesetzung) seien sie nicht zuständig.

 

So wurde die Versammlung immer wütender, mit lauten Zwischenrufen und Protest. Denn hinter den schönen Worten zeigte sich nur ein Ziel: den Plan des Konzernvorstands ohne Wenn und Aber durchzusetzen. Deutlich wurde, dass Ältere und Kranke von den geplanten Ausgliederungen besonders betroffen sind und den Kindern die Zukunft geraubt wird. Alles, was nicht direkt zur Produktion gehört, soll ausgegliedert werden.

 

Im Schlusswort griff der Duisburger Betriebsratsvorsitzende Ali Güzel das Anliegen der Belegschaft auf: „Wenn bis Januar die Pläne nicht vom Tisch sind, werden die Anlagen Mitte Januar runtergefahren, und zwar so lange, bis die Pläne vom Tisch sind.“ Aber warum erst bis Januar warten? Es ist doch offensichtlich und liegt auf dem Tisch, dass führende Monopole wie thyssenkrupp, VW, andere Autokonzerne und Zulieferer jede Rücksicht auf „mitbestimmte Sozialpartnerschaft“ aufkündigen und zu einem Generalangriff auf die Belegschaften und ihre Familien ansetzen. Politisch drängen sie auf eine reaktionäre Wende unter einer Merz-Regierung.

 

Der Betriebsratsvorsitzende wird heute auch folgendermaßen in den Medien zitiert: "Die Aktionen werde ich nicht planen, das wird die Belegschaft selber planen." Stimmt! Die Belegschaft hat die Vorbereitung und Entscheidung für einen konsequenten Kampf um jeden Arbeits- und Ausbildungsplatz selbst in der Hand und wird diese Verantwortung natürlich annehmen.

 

Richtungsweisend waren die Beiträge von Kollegen aus dem Bereich WBW 2 / KW 2. Sie brachten den Beschluss einer Schicht ein, dass: 1. Der ganze Lopez-Plan muss vom Tisch! 2. Dass keine Stilllegungen von Anlagen, keine Standortschließungen und Arbeitsplatzvernichtung akzeptiert wird! 3. Ein klares Nein zum geforderten Lohnverzicht von 10 Prozent! 4. Keine Maßregelungen von Kollegen wegen kämpferischer Aktionen. Sie betonten: Die bisherigen gewerkschaftlichen Aktivitäten reichen dafür nicht aus. Dafür ist jetzt ein konsequenter Streik notwendig, in dem alle Anlagen still gesetzt werden, bis der Plan vom Tisch ist. In der Nachmittags-Versammlung erhoben sich fast 90 Prozent der anwesenden Belegschaftsmitglieder, um ihre generelle Zustimmung  zu diesen Forderungen und für einen Streik deutlich zu machen! Das war eine klare Ansage und gilt es jetzt in den Betrieben zu organisieren.

 

Nachmittags begrüßte die MLPD den Demonstrationszug mit dem Transparent „Kampf um jeden Arbeits- und Ausbildungsplatz! Für ein allseitiges und vollständiges gesetzliches Streikrecht!“ Mit verteilten Flyern und in persönlichen Gesprächen forderten sie die Kollegen heraus, sich jetzt in den Betriebsgruppen der MLPD zu organisieren. Die MLPD hat das Know-how für die jetzt anstehenden harten und selbständigen Kämpfe. Und sie hat einen Plan für die gesellschaftliche Perspektive – den echten Sozialismus. In vielen Gesprächen waren wir uns rasch einig: Das eigentliche Problem ist der Kapitalismus!

 

Natürlich polarisierten wir damit auch – „nicht meine Partei“ war von einigen zu hören. Aber viele Kolleginnen und Kollegen sind sehr nachdenklich und offen, dass es eine grundsätzliche Lösung und den Platz in der einzigen Arbeiterpartei in Deutschland bedarf. „Tatsächlich – damit setze ich mich auseinander, aber hab noch keine Entscheidung getroffen. Aber wir diskutieren in der Abteilung, welchen Weg wir jetzt einschlagen müssen“, so ein Kollege.

 

Bei der Mehrheit der Kollegen herrscht Ernüchterung, aber auch noch ein Abwarten wie es jetzt weiter geht. Ein Kollege brachte es morgens so auf den Punkt: „Da muss mehr passieren. So was, wie jetzt mit uns umgesprungen wird, habe ich noch nicht erlebt. Die gehen gegen uns in die Offensive – das müssen wir auch.“