Arbeitsplatzvernichtung
Deindustrialisierung?
Die "Bild"-Zeitung tönt am 8. Januar: "Die Deindustrialisierung geht weiter" und beschreibt so die geplante dramatische Vernichtung von Industriearbeitsplätzen in Deutschland. Der Bundesverband der Industrie beklagt aktuell eine "schleichende Deindustrialisierung".¹ Alle fordern dagegen "bessere Rahmenbedingungen". Besonders die AfD fordert gebetsmühlenartig: „Deindustrialisierung stoppen - Aufschwung für Deutschland"².
Aber wer ist es denn, der in Deutschland die Vernichtung Hunderttausender Arbeitsplätze plant, um die Profite zu steigern? Wer verlagert seit Jahrzehnten aus denselben Gründen Produktion ins Ausland? Es sind gerade diese "Schleicher" aus den Chefetagen des Industrieverbandes. Die am lautesten jammernde Automobilindustrie mit VW an der Spitze fertigt nur noch ein Viertel ihrer Autos in Deutschland. Der VW-Vorstand droht jetzt mit weiteren Verlagerungen, um die Arbeiter zu erpressen.
Deutschland liegt beim Anteil der Industrieproduktion am Bruttoinlandsprodukt mit rund 30 Prozent weltweit im Spitzenbereich, weit vor den USA mit 18 Prozent und der Eurozone mit 23 Prozent. Weltweit ist dieser Anteil der Industrie bei den wichtigsten Industrieländern rückläufig.
In China liegt dieser Anteil momentan am höchsten. Hier produzieren aber auch viele Monopole aus Deutschland, den USA und anderen kapitalistischen Ländern. Niedrigere Löhne, weniger Arbeiterrechte und Umweltschutzauflagen, das ist es, was viele Konzernherren mit ihren Produktionsanlagen nach China oder osteuropäische Länder lockt.
Statt mit dem bewusst verwirrenden Begriff der „Deindustrialisierung“ Angst und Schrecken zu verbreiten, müssen die Folgen der jetzt schon seit Mitte 2018 anhaltenden Weltwirtschafts- und Finanzkrise, verbunden mit der Krise der Neuorganisation der Weltwirtschaft, einer Internationalisierung der Arbeitsplatzvernichtung und einem Rückgang der Industrieproduktion aufgedeckt werden. Nicht weil es zu wenig Kapital gibt, sondern weil zu viel davon nicht mit der Aussicht auf Maximalprofit angelegt wird, sondern in die Spekulation blühender Börsen fließt, lässt sich die Krise nicht mit noch schlechteren Bedingungen für das Wohlergehen von Mensch und Natur entgegenwirken.
Die Fortschritte und Zugeständnisse, die die Arbeiterbewegung und Umweltbewegung in Deutschland im Interesse der breiten Masse erkämpft haben, sind die "schlechten Rahmenbedingungen", die Monopolverbände und ihre Nachbeter unter den Parteien beklagen. Es ist die Frage: Nehmen wir die Vernichtung von Arbeitsplätzen, von Löhnen, sozialen Rechten, weil das angeblich unsere Konzerne nach vorne bringt, an? Oder kämpfen wir gemeinsam mit den Arbeitern aller Länder für eine gesellschaftliche Alternative, für eine Welt ohne Ausbeutung und Unterdrückung.