Argument
Thüringer Wirtschaftsministerin für Umstellung auf Kriegsproduktion
Jammern ist der Gruß des Kaufmanns. Glaubt man den Thüringer Automobilkapitalisten, so geht es ihnen aktuell besonders schlecht. Um 15 Prozent sei ihr Umsatz seit 2019 zurückgegangen, jammerten sie auf einem aktuellen Branchentreffen.¹
Die Chef-Kapitalisten-Sprecherin im Thüringer Landtag, Wirtschaftsministerin Colette Boos-John (CDU), hat angesichts der Absatzprobleme einen tollen Vorschlag für die Autokapitalisten: „Wir sollten (…) auch die Möglichkeit der Diversifizierung und des Wachstums in den anderen Sektoren, etwa der (…) Verteidigung diskutieren“.² Übersetzt: Wenn wir halt keine Autos mehr verkaufen, dann lasst uns für den großen Krieg produzieren, der auf der ganzen Welt gerade vorbereitet wird.
Kritik daran vom Koalitionspartner BSW als selbsternannter Friedensgarant der Brombeere? Fehlanzeige. Boos-John ist übrigens nicht nur Wirtschaftsministerin, sondern auch Chefin eines der größten Thüringer Bau-Betriebe.
Schon Karl Marx hat nachgewiesen: Womit der Kapitalist seinen Profit generiert, ist ihm egal, da denkt er pragmatisch. An Profit mangelt es der Thüringer Autoindustrie übrigens auch bisher ganz und gar nicht: 2023 generierte sie einen Netto-Gewinn von 1,6 Milliarden Euro. Der Rückgang der Beschäftigten um 21 Prozent seit 2019 wäre also vom Standpunkt der Arbeiterklasse nicht nötig gewesen. Mit diesen Profiten hätte man die Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich absenken können.