Aktienmärkte brechen ein

Aktienmärkte brechen ein

Globale Börsenkrise

Zweifellos hat die Welt in den letzten Tagen einen globalen Börsencrash erlebt. Alle großen Aktienmärkte rauschten in kürzester Zeit um die 10% nach unten. Auslöser, aber keineswegs die Ursache, war das Verhängen von Zöllen durch Präsident Trump auf Einfuhren in die USA aus der ganzen Welt.

Von js
Globale Börsenkrise
Bulle und Bär stehen in der Börsenwelt für steigende und fallende Kurse – beides basiert heute stark auf Spekulation. Grafik: pixabay geralt

Was aber war die Ursache? Die Welt befindet sich seit 2018 in der längsten Weltwirtschafts- und Finanzkrise in der Geschichte des Kapitalismus. Trotzdem erreichten die Börsen Ende 2024 absolute Rekordhöchststände. Sie speisten sich vor allem aus spekulativen Erwartungen in Maximalprofite für die internationalen Monopole. In China wurde ein massives Subventionsprogramm der Regierung aufgelegt. In den USA wurde Trump gewählt; Bestandteil seiner faschistischen Politik ist, dass die Monopole zukünftig noch weniger Rücksicht auf Umwelt, Arbeiterrechte und soziale Errungenschaften zu nehmen brauchen.

 

In Europa und großen Teilen der Welt befeuerten gigantische Rüstungsprogramme in Richtung Kriegswirtschaft die Börsenkurse. Das Ausmaß der Spekulation zeigt sich auch im sogenannten "Buffet-Indikator", der Börsenwerte ins Verhältnis zur Wirtschaftsleistung setzt. Er lag zuletzt bei unerreichten 200 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Der frühere Höchstwert von 140 Prozent stammt aus dem Jahr 2000, bevor die New-Economy-Blase platzte. Die Massen machen den Kurs nicht einfach mit, wie die erwachende Protestbewegung in den USA zeigt. Bestraft wurde insbesondere der Faschist Elon Musk, dessen Tesla-Autos in Kürze zur unbeliebtesten Marke wurden und deren Absatz im ersten Quartal 2025 um 13 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal einbrach.  [1]

 

Mit den nun verhängten Zöllen hat Trump den einheitlichen Weltmarkt attackiert und die offene Krise der Neuorganisation der internationalen Produktion erheblich verschärft. Innerhalb von Stunden wurden die Auswirkungen auch auf die US-amerikanischen Monopole deutlich, die zum Beispiel grenzüberschreitend in Kanada und Mexiko produzieren. Die MLPD hatte nach Beginn des Ukraine-Kriegs dieses Dilemma der Herrschenden analysiert: „Die seitherige internationale Arbeitsteilung ist infrage gestellt, während sie gleichzeitig unverzichtbare Notwendigkeit für die Maximalprofit bringende monopolistische Industrieproduktion bleibt. Wichtige Produktionsverbünde werden auseinandergerissen und ganze Industriebranchen von Rohstoffen und Vorprodukten abgeschnitten und in dauerhafte Krisen gestürzt. Die Einschränkung oder gar das völlige Abschneiden von bisher offenen Absatzmärkten erschwert auch den Absatz der gesteigerten Massenproduktion der Übermonopole.“

 

Die Zölle von Trump richten sich insbesondere auch gegen den strategischen imperialistischen Rivalen China. Während kleinere Länder sich dem Druck Trumps beugen (oder gar nicht erst in die USA exportieren wie die nur von Pinguinen bewohnten Heard-Inseln), hat China angekündigt: „Wenn die USA darauf bestehen, ihren Willen durchzusetzen, wird China bis zum Ende kämpfen.“ [2] Nach der Ankündigung von Gegenzöllen in Höhe von 34 Prozent kündigte Trump umgehend Strafzölle in Höhe von 50 Prozent an. Damit eskaliert der offene Handels- und Wirtschaftskrieg auf neuer Stufe. Nach aller geschichtlichen Erfahrung sind Wirtschafts- und Handelskriege Vorboten militärischer Kriege. Die Kriegsgefahr heute besteht in der Gefahr eines atomar geführten Dritten Weltkriegs.

 

Zur veränderten Bedeutung der Börsenkrisen in der Wechselwirkung zu den Wirtschaftskrisen schrieb Stefan Engel 2003: „Die grundsätzliche Aussage, dass Börsenkrisen nicht die Ursache der Überproduktionskrisen sind, gilt unverändert. Aufgrund der stark gewachsenen Bedeutung von Aktien auch für Kleinanleger, für Versicherungen und Pensionskassen haben solche Krisen jedoch stärkere Auswirkungen auf die Wirtschaftsentwicklung als früher.“

 

In der aktuellen Börsenkrise haben viele Kleinanleger verloren, bis hin zum ganzen ersparten Vermögen. In Panik verkauften viele unerfahrene Kleinanleger ihre Aktien, was die großen Aktionäre zum verschärften Konzentrationsprozess nutzten. Die Rheinmetall-Aktien erholten sich so schnell von ihrer Talfahrt. Die Börsenkrise geht zu Lasten der Massen, so durch steigende Preise und eine möglicherweise nicht sofortige, aber absehbare massive Steigerung der Inflation. Arbeitsplatzvernichtung bis hin zur Schließung ganzer Betriebe können Folgen sein.

 

Die höheren Zölle werden die Inflation weiter hochtreiben, weil sie die Waren verteuern. Gleichzeitig sind gerade kleinbürgerliche Zwischenschichten verängstigt durch die abstürzenden Börsen. Immer mehr Menschen legen ihr Erspartes als Altersvorsorge in Fonds wie den MSCI World an, die nun heftig abgestürzt sind. Es ist also gut möglich, dass die Weltwirtschaftskrise neue Einbrüche erlebt und weitere Börseneinbrüche folgen. So verlief die als Dotcom-Blase bezeichnete Wirtschaftskrise Anfang der 2000er Jahre auch in Wellen von drei Börsenkrisen. Möglich ist aber auch, dass Trump bei den Zöllen wieder zurückrudert, da sich selbst die Tech-Milliardäre und Wall-Street-Manager in seinem Umfeld kritisch äußern. Die Krise des imperialistischen Weltsystems wird das keineswegs aufhalten.