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Warnstreiks bei Ford: Kämpferische Stimmung - Sackgasse Sozialtarifvertrag

Diese Woche findet bei Ford in Köln die zweite Welle Warnstreiks statt. Verhandelt wird derzeit ein Sozialtarifvertrag, der vor allem Abfindungskonditionen regeln soll, da Ford massenhaft Arbeitsplätze vernichten will.

Von Korrespondenten
Warnstreiks bei Ford: Kämpferische Stimmung - Sackgasse Sozialtarifvertrag
(rf-foto)

Über die enorm hohen Forderungen der IG-Metall-Tarifkommission wird in der Belegschaft intensiv diskutiert: „Abfindung nehmen und raus aus der Mühle! - Hier ist eh alles gelaufen.“ „Sollen wir uns wirklich die Arbeitsplätze abkaufen lassen? - Was ist mit dem Kampf zum Erhalt der Arbeitsplätze?“, „Ich brauche kein Geld, ich brauche Arbeit!“.

 

Sozialtarifvertrag ist eine Sackgasse! Er setzt voraus, dass die von Ford vorgegebene Grundlinie, die massive Arbeitsplatzvernichtung, akzeptiert wird. Das ist nicht im Interesse der Arbeiterinnen und Arbeiter. Sie würden sich damit selbst die Schlinge um den Hals legen und eine tiefe Enttäuschung werden.

 

Viele Kolleginnen und Kollegen kritisieren den Weg der Tarifkommission und wollen den Kampf um den Erhalt der Arbeitsplätze nicht aufgeben. Dennoch ist die Beteiligung an den Warnstreiks hoch und die Stimmung gut und kämpferisch. Dabei entwickeln sich neue Elemente der Streikkultur. Die ersten Kundgebungen waren begleitet von zwei Kollegen mit Trommel und Flöte - schon zu Beginn und und im Anschluss wurde Halay getanzt. Das stärkte die Stimmung und Kampfgemeinschaft.

 

Gestern wurden in der Nachtschicht mit Fackeln und Bengalos der Auftakt gemacht. Auf Frühschicht gab es eine Demo der rund 6000 Beteiligten zur Europazentrale. Dort hatte die Vertrauenskörperleitung organisiert, dass symbolisch „die Werte von Ford zu Grabe getragen werden.“ Dass Blumen aufs „Grab“ vor den Eingang gelegt wurden, passte vielen nicht und sie nahmen die Blumen lieber selber mit.

 

Ein Highlight war der Besuch von zwei ehemaligen Ford-Kollegen, einer war 1973 führend am legendären selbstständigen Streik beteiligt gewesen. Sie grüßten die Kolleginnen und Kollegen auf Deutsch und Türkisch: „Viele von euch sind Teil und Ergebnis unserer damals erkämpften Zukunft – und ihr kämpft für eure, …. Das Werk hat Henry Ford uns nicht geschenkt. Es ist durch Schweiß und oft auch die Gesundheit zehntausender Kolleginnen und Kollegen geschaffen worden. Es muss verteidigt werden!“

 

Dieser Besuch ist ein Motivationsschub, den Kampf um die Arbeitsplätze nicht aufzugeben und mutig zu sein. Damals wurde der Streik mit Entschlossenheit und Härte geführt, die auch für den jetzigen Kampf nötig ist.

 

Die Bereitschaft dazu wächst. Im Anschluss an den Warnstreik weiteten Kollegen einer Abteilung der Fahrzeugmontage diesen aus, indem sie fast geschlossen zum Betriebsrat gingen und gegen Unterbesetzung und unergonomische Arbeitsplätze protestierten. Eine weitere halbe Stunde standen die Bänder. Es zeigen sich immer mehr Elemente „Die Belegschaft wird die Arbeitsplatzvernichtung nicht kampflos hinnehmen.“

 

Vermutlich wird in der ersten Mai Woche die Urabstimmung über weitere Streiks erfolgen.