Vorbereitung Revolutionärer Weg 40
Zur Übereinstimmung der »Lehre von der Denkweise« mit dem Marxismus-Leninismus
Auf ihrer Webseite veröffentlicht die Redaktion des theoretischen Organs der MLPD, des Revolutionären Weg, Rezensionen und Briefwechsel zu verschiedenen Produkten und Aspekten ihrer theoretischen Arbeit. Am 5. April erschien dort ein ausführlicher Brief des Redaktionsleiters Stefan Engel zum Thema "Übereinstimmung der »Lehre von der Denkweise« mit dem Marxismus-Leninismus".
Der Brief ist eine bereits ältere Antwort auf eine Leserkritik und in der Vorbereitung des Revolutionären Weg 40 von großer und aktueller Bedutung. Rote Fahne News dokumentiert Auszüge.
Werter Herr Wallmann!
Zunächst möchte ich mich für Ihren gründlichen und kritischen Diskussionsbeitrag bedanken. Nach langer Zeit habe ich endlich Zeit gefunden, die Antwort abzuschließen. Ihr Brief gibt sich mit abweichenden Auffassungen nicht einfach zufrieden, sondern versucht auch eine Begründung dafür abzugeben. Das hilft, Ihre Gedanken zu verstehen und mich damit kritisch und selbstkritisch auseinanderzusetzen.
Ihr erstes Anliegen ist es, die Übereinstimmung zwischen der Lehre von der Denkweise und den Grundauffassungen der Klassiker des Marxismus-Leninismus zu untersuchen. Sie kommen dabei zu einem anderen Ergebnis als die MLPD, indem Sie einen bestimmten Widerspruch in den Aussagen von Marx und Engels zur Lehre von der Denkweise konstatieren. Tatsächlich ist die Lehre von der Denkweise eine notwendige Weiterentwicklung des dialektischen und historischen Materialismus, um die heutigen Probleme im Parteiaufbau und im Klassenkampf zu lösen. Über diese neuen Probleme der heutigen Zeit machen Sie sich nur sehr wenig Gedanken bzw. streiten Sie letztlich ab. Das führt zu einigen verhängnisvollen Fehlern im Umgang mit dem Marxismus-Leninismus, der nie mehr sein kann als eine Anleitung zum Handeln. Auch wenn ich mit vielen Ihrer Grundaussagen nicht übereinstimme, so erkenne ich doch in Ihren Kritiken und Fragen wichtige Hinweise und Anregungen, wie wir die Lehre von der Denkweise weiter konkretisieren und zum Teil auch klären müssen.
Das Buch »Der Kampf um die Denkweise in der Arbeiterbewegung«, mit dem Sie sich hauptsächlich befassen, ist ja bereits vor zehn Jahren erschienen. Seine Erstellung wurde damals notwendig, als sich nach Auswertung jahrelanger Erfahrungen im Klassenkampf, im Parteiaufbau und der revisionistischen Entartung der ehemals sozialistischen Länder und eines großen Teils der internationalen marxistisch-leninistischen und Arbeiterbewegung gezeigt hatte, dass das Problem der Denkweise zur zentralen Frage geworden war. Sie haben Recht, diese Erkenntnis haben wir bei keinem Klassiker des Marxismus-Leninismus abgeschrieben, sondern ist Ergebnis eines jahrzehntelangen Erkenntnisprozesses in der internationalen marxistisch-leninistischen und Arbeiterbewegung. Unser Buch begründete lediglich diesen Erkenntnisprozess und weist seine Übereinstimmung mit dem Marxismus-Leninismus nach. Inzwischen haben wir eine Vielzahl neuer Erfahrungen in der Anwendung der Parteiarbeit auf der Grundlage der proletarischen Denkweise sammeln können und die Lehre von der Denkweise in verschiedener Hinsicht weiter konkretisiert. Sie schreiben die Kritik ausdrücklich als Sympathisant der MLPD, als konstruktiven Beitrag, was ich sehr begrüße. Denn damit handelt es sich um eine nichtantagonistische Diskussion, wo der Kampf um die Einheit der unterschiedlichen Auffassungen im Mittelpunkt steht.
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Der notwendige Neuaufbau einer marxistisch-leninistischen Partei seit der revisionistischen Entartung der ehemals revolutionären KPD war mit ungeahnten Schwierigkeiten verbunden. Eine große Zahl kleinbürgerlicher Studenten drängte in die junge marxistisch-leninistische Bewegung und zersetzte mit ihrer kleinbürgerlichen Denkweise jeden hoffnungsvollen Ansatz im Parteiaufbau. Wie wir inzwischen wissen, war das keine auf Deutschland beschränkte Entwicklung, sondern eine internationale Erscheinung, die ihre Grundlage in der Veränderung der kleinbürgerlichen Zwischenschichten in der Gesellschaft hatte. Darüber haben wir ausführlich in unserem Buch »Der Kampf um die Denkweise in der Arbeiterbewegung« geschrieben. Für den Parteiaufbau bedeutete das große Probleme, mit den Einflüssen der kleinbürgerlichen Denkweise fertig zu werden. Es wurde sogar zum entscheidenden Problem, weshalb wir erst 1982 die MLPD gründen konnten, während der Rest der kleinbürgerlichen ML-Bewegung bei den Grünen, der SPD, der DKP oder in der Resignation landete.
Wir haben in unserem Buch auch dargelegt, dass die kleinbürgerliche Denkweise heute nicht nur auf das Kleinbürgertum beschränkt ist, sondern auch auf die Arbeiterklasse Einfluss genommen hat. Der Kampf zwischen proletarischer und kleinbürgerlicher Denkweise wurde zur entscheidenden Frage, ob es uns gelingt, die Partei erfolgreich neu aufzubauen, sie zu gründen und in der Folge Partei der Massen zu werden.
Die MLPD ist als einzige marxistisch-leninistische Organisation der 1970er Jahre mit bundesweitem Charakter übrig geblieben und hat sich seitdem über alle negativen Bedingungen und Umstände hinweg für einen erfolgreichen Parteiaufbau qualifiziert. Dass er sich nach wie vor relativ langsam vollzieht, hat etwas mit der Kompliziertheit der Parteiarbeit zu tun, die heute auf der Grundlage der proletarischen Denkweise durchgeführt werden muss. Alles andere führt zur Niederlage. Das haben wir ausführlich in der »Geschichte der MLPD« niedergeschrieben. ...
Ungekürzt steht der Brief hier auf der Webseite des Revolutionären Weg zur Verfügung. Jeden Freitag erscheint dort ein neuer Beitrag. Dort sind auch alle bisher durchgeführten "Hintergrundgespräche" - Video- und Textversion - dokumentiert: Ein Füllhorn überzeugender Argumente zu wichtigen Fragen der Zeit!