Zum 121. Geburtstag von Willi Dickhut am 29. April

Zum 121. Geburtstag von Willi Dickhut am 29. April

Lehren zur Verhinderung des Faschismus - damals und heute

Vor 121 Jahren, am 29. April 1904, wurde Willi Dickhut im sauerländischen Schalksmühle geboren. Er starb am 8. Mai 1992.

Von Christoph Gärtner
Lehren zur Verhinderung des Faschismus - damals und heute
Willi Dickhut (rf-foto)

Nach seiner Ausbildung als Schlosser und Dreher zog er nach Solingen. Dort reifte er zu einem überzeugten Kommunisten, aktiven antifaschistischen Widerstandskämpfer, prägenden Kommunalpolitiker ab 1945, einer maßgeblichen Gründungspersönlichkeit der MLPD und zu einem inzwischen weltweit bedeutenden marxistisch-leninistischen Arbeitertheoretiker.


Von den zahlreichen Lehren seiner 70-jährigen politischen Arbeit, die er in ca. 40 Büchern und Broschüren hinterlassen hat, sind auch die Lehren zur Verhinderung des Faschismus gerade heute wieder bedeutend. So schrieb er nach Kriegsende im Mai 1945 in einem Referat an die KPD-Mitglieder unter dem Titel "Welche Ursachen führten zur Aufrichtung der faschistischen Diktatur?"


"Durch die jahrelange falsche Politik des 'kleineren Übels' verhinderte die SPD- und ADGB¹-Führung die Aufnahme des geschlossenen Kampfes gegen diese volksfeindliche Politik der kapitalistischen Regierungen. ... Diese Politik begünstigte die Bourgeoisie bei der Aufrichtung der faschistischen Diktatur. Die Parole der SPD vom 'Abwirtschaftenlassen' wirkte sich gegen die Arbeiterschaft aus und diente nur dem Faschismus. Durch diese jahrelange Politik der Sozialdemokratie wurde der Sozialismus-Marxismus bei den schwankenden Elementen des deutschen Volkes in Mißkredit gebracht. Die SPD trägt die historische Hauptschuld für die Aufrichtung der Hitlerdiktatur in Deutschland!


Es gelang den Nationalsozialisten, durch soziale Demagogie und nationale Phraseologie einen großen Teil der enttäuschten Menschen auf ihre Seite zu ziehen. Die Großkapitalisten begünstigten von Anfang an die Nazibewegung. Sie stellten dieser Partei gewaltige Gelder für ihren Volksbetrug zur Verfügung.


So sahen wir im Jahre 1932 einen Wettlauf zwischen den revolutionären Kräften auf der einen und den reaktionär-faschistischen Kräften auf der anderen Seite.

Willi Dickhut - Ein ungewöhnlicher Arbeiterführer und revolutionärer Theoretiker - Vorbild für die Jugend

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Wenn es den Nazis in diesen Jahren gelang, sich einen solchen gewaltigen Masseneinfluss zu verschaffen, dann war eine wesentliche Ursache hierfür die Spaltung der Arbeiterklasse auf gewerkschaftlichem wie auf politischem Gebiet. Die Arbeiterklasse war nicht jener starke Magnet, der alle schwankenden Elemente anzog.

Die Fehler der Kommunistischen Partei

… Als nach der Zusammenkunft Hitlers mit den Großindustriellen in Düsseldorf Hitler Garantien gegeben hatte, vollzog die kapitalistische Klasse endgültig einen Bruch mit der Sozialdemokratie. Die NSDAP wurde nunmehr endgültig die soziale Hauptstütze der Kapitalisten.


Diesen Wandel hat unsere Partei nicht voll ausgenutzt. Man bezeichnete die sozialdemokratischen Führer als Sozialfaschisten, was falsch war. Statt zu erkennen, daß die Kapitalisten mit der Hitlerclique alle demokratischen Grundrechte vernichten würden, machten die Kommunisten gemeinsam mit den Nationalsozialisten beim Volksentscheid gegen die Preußenregierung mit. Wir hätten die Aufgabe gehabt, das ganze Volk für die Erhaltung der Demokratie zu mobilisieren. Die Herstellung einer gemeinsamen Front der Arbeiterklasse wäre notwendig gewesen. Vor allem hätte man eine organisatorische Einheit auf gewerkschaftlichem Gebiet herstellen müssen, stattdessen führte die Partei die RGO²-Politik fort. Unsere starre Einheitsfrontpolitik 'nur von unten' war nicht richtig. Unsere Parteiführung hätte sich auch an die SPD- und ADGB-Führung zwecks gemeinsamen Kampfes zur Erhaltung der demokratischen Grundrechte wenden müssen. …“


Jahrzehntelang wurde Willi Dickhut in seiner Heimatstadt Solingen wegen seiner prinzipienfesten Haltung gegenüber dem Kapitalismus, dem Opportunismus und Revisionismus in der Öffentlichkeit totgeschwiegen. Als sichtbarer Ausdruck des zurückgehenden Einflusses des Antikommunismus beginnt sich das in den letzten Jahren zu ändern: mit einer Tafel für ihn in einer Ausstellung des antifaschistischen Max-Leven-Zentrums; mit der Präsentation seiner Schnitzereien der „Moorsoldaten“ in einer Ausstellung des „Zentrum für verfolgte Künste“; mit einer indirekten Würdigung in einem viel beachteten Lokalkrimi; und vor wenigen Tagen mit der Würdigung seiner Rolle im antifaschistischen Wiederaufbau in einem Artikel des Solinger Tageblatts.

 

Film: "Unbeugsamer Antifaschist und Kommunist"

Willi-Dickhut-Museum in Gelsenkirchen

Reportage zum 120. Geburtstag