Die Antwort aus Israel kam wie aus der Pistole geschossen: "Wer uns angreift, gegen den werden wir siebenfach zurückschlagen", teilte der israelische Kriegsminister Israel Katz mit.
Israel mobilisiert Zehntausende Reservisten und weitet den Krieg massiv aus
Schon vor dem Raketeneinschlag hatte der israelische Generalstabschef Ejal Zamir bei einem Truppenbesuch Ende letzter Woche angekündigt: "Diese Woche versenden wir Zehntausende Einberufungsbefehle an unsere Reservisten, um unsere Operation im Gazastreifen zu verstärken und auszuweiten“. Netanjahu will eine Neuausrichtung des Militärs. Die Armee werde in "weiteren Gebieten" operieren. Ausdrücklich sagte er in aller Deutlichkeit, dass die Befreiung der noch lebenden Geiseln "nicht mehr oberstes Ziel" der Kriegsführung sei. Ein Ziel ist die dauerhafte Besetzung des Gazastreifens. Außerdem strebe man nicht mehr an, sich aus Gebieten wieder zurückzuziehen, die man im Kriegsverlauf erobere, u.a. in Syrien und dem Libanon.
Angehörige der Geiseln und viele, viele Menschen in Israel sind empört. Hat Netanjahu sie die ganze Zeit angelogen? War die Befreiung der Geislen jemals Ziel der Kriegsführung? Laufend finden Protestdemonstrationen statt, eine wachsende Zahl von Reservisten verweigert den Dienst. Mit Selbstverteidigung hat diese israelische Kriegsführung nichts zu tun. Es geht um das unverhohlene, vom US-Imperialismus unterstützte Streben, zur militärisch, wirtschaftlich und politisch vorherrschenden bzw. einzigen imperialistiischen Macht im Nahen Osten zu werden in Rivalität zum Iran.
Der israelische Außenminister Gideon Sa'ar bedient sich einer besonders dreisten Demagogie: Man wolle und müsse die Gemeinschaft der Drusen in Syrien schützen. Netanjahu hat Anweisungen gegeben, Eyal Zamir hat Angriffsziele genannt, Israel Katz droht mit siebenfacher Vergeltung für den Raketrenangriff der Huthi. "Eine regelrechte Heilsarmee zur Verteidigung der unterdrückten Drusen", schreibt der israelische Publizist Gideon Levy - und dass sich Israel in Wirklichkeit keinen Deut um die Drusen schere.
Gesundheits-, Lebensmittel- und Wasserversorgung vor dem kompletten Kollaps
Bilder von verhungernden und verdurstenden palästinensischen Kindern gehen um die Welt. Ein Rote-Fahne-News-Leser schreibt uns: "Eine Bildschirmaufnahme aus der Tagesschau vom 3. Mai zeigt Osama-Al-Raqab, 5 Jahre alt, 9 kg. Für mich wirkt das Bild ähnlich wie damals das Foto aus Vietnam mit dem Napalmmädchen. Mir kommen die Tränen. Wenn es rechtlich möglich ist, verwendet das Bild bitte in eurer Berichterstattung. Solche Bilder, der langanhaltende Widerstand, die weltumspannende Solidarität und die wachsende Kriegsgegnerschaft in Israel selbst können Israels hemmungslose Raserei beenden. Auch der Vietnamkrieg wurde aufgrund der völligen Zersetzung, dem moralischen Zusammenbruch der US-Armee beendet."
Krankenhäuser im Gazastreifen stehen angesichts der humanitären Blockade und des unerbittlichen israelischen Bombardements kurz vor dem völligen Stillstand. Die israelische Armee verwehrt internationalen und UN-Organisationen weiterhin den Zugang zu den für die Krankenhäuser im Gazastreifen vorgesehenen Treibstofflagern mit der Begründung, dass diese in den so genannten „roten Zonen“ liegen. Ohne Treibstoff können lebensrettende Geräte nicht in Betrieb gehalten werden.
Vor Malta wurde das humanitäre Schiff "Conscience" der Freedom Flotilla Coalition (FFC) am Freitag von zwei Drohnen getroffen. Israel kommentiert den Verdacht, dass seine Armee für den Drohnenabwurf verantwortlich sei, nicht. Das Schiff hat Hilfsgüter und medizinische Ausrüstung geladen. Trotz dringender SOS-Notrufe verweigern die maltesischen Behörden dem Schiff die Einfahrt in ihre Gewässer und die Genehmigung, in einen Hafen einzulaufen. Zusammen mit anderen Aktivistinnen und Aktivisten wollte Greta Thunberg in Malta das Schiff besteigen. "Zwei Millionen dort (im Gazastreifen) festsitzende Menschen werden systematisch ausgehungert, und man kann nicht schweigen und einfach zusehen", prangerte sie das barbarische Verhalten Israels an.
„Die Welt ist Zeuge eines live übertragenen Völkermords“
Amnesty International hat Israel in einem aktuellen Bericht völlig zu Recht vorgeworfen, im Gazastreifen einen „live-übertragenen Völkermord“ an der palästinensischen Bevölkerung zu verüben. Eindeutig gehe aus den Handlungen der israelischen Regierung hervor, dass sie die Absicht habe, die Palästinenser zu vernichten. Israel habe wiederholt den humanitären Zugang zum Gazastreifen „verweigert, behindert und verhindert“. Israel beharrt darauf, dass es in Selbstverteidigung gegen die Hamas handele und "außerordentliche Maßnahmen" zum Schutz der Zivilbevölkerung ergreife. Tatsächlich haben führende Hamas-Vertreter Mitte April eingeräumt, die Verwaltung des Gazastreifens an eine andere Organisation abgeben zu wollen, nachdem sich die Kritik der Bevölkerung auch an der Hamas verstärkt entwickelte. Die ultrareaktionäre Neue Züricher Zeitung empört sich über den sachlichen Amnesty-Bericht und kreischt, niemand könne Amnesty International mehr ernst nehmen. Umgekehrt wird ein Schuh daraus!
Gezielt ermordet die israelische Armee Journalistinnen und Journalisten, die über Kriegsverbrechen im Gazastreifen berichten. Das ist ein weiteres Kriegsverbrechen! Laut „Reporter ohne Grenzen“ (RSF) und dem „Comitee to Protect Journalists“ wurden seit dem 7. Oktober 2023 fast 200 Medienschaffende getötet. Das sind mehr als im Ersten und im Zweiten Weltkrieg! Nach der Genfer Konvention dürfen Journalisten, die nicht an Kampfhandlungen teilnehmen und in sie eingreifen, nicht angegriffen werden. Al Jazeera-Journalisten erklärt Israel generell zu "Terroristen" und setzt sie damit auf eine Todesliste.
Die Kriegsführung verschärft sich, aber in fast gleichem Maß die politische Krise in Israel. Eine wachsende Mehrheit der Menschen in Israel lehnt den Krieg und den Vernichtungsfeldzug gegen die Palästinenser inzwischen ab - bis in die Armee hinein.
Gaza soll leben! Schluss mit Völkermord und Vertreibung!
Der Solidaritätspakt zwischen der revolutionären Weltorganisation ICOR steht für den Lebenswillen des palästinensischen Volks, für seinen Freiheitskampf und die Solidarität mit ihm. In der aktuellen Situation wird auch die Diskussion über die Perspektive des palästinensischen Befreiungskampfs verstärkt geführt. Gelegenheit ist dafür u.a. bei der Internationalismus-Live-Veranstaltung der MLPD am 14. Mai 2025 in Gelsenkirchen und bei den Aktivitäten zum diesjärigen Nakba-Tag am 15. Mai.
Spendenkonto: Solidarität International
IBAN: DE 86 5019 0000 6100 8005 84
Stichwort: Gaza soll leben