Am Streiktag 14. Mai 2025
Interviews mit Kollegen am Tor 9 von Ford
Während des 24-Stunden-Streiks der Ford-Kolleginnen und -Kollegen interviewte ein Rote-Fahne-Redakteur einige Kollegen. Rote Fahne News dokumentiert heute zwei dieser Interviews.
Warum nimmst du heute an dem Streik teil? Worum geht es euch?
Erster Kollege: Wir sind auf jeden Fall solidarisch. Es geht um unsere Arbeitsplätze. Das hat ja nicht nur mit der E-Mobilität zu tun, auch in der Vergangenheit wurden immer wieder Stellen abgebaut. Wir sind komplett gegen Stellenabbau und wollen um jeden Arbeitsplatz kämpfen.
Zweiter Kollege: Es geht um unsere Zukunft und unsere Rechte als Arbeiter. Die Konzernleitung macht sich das zu leicht. Sie ist nur noch fleißig am streichen statt Zwischenlösungen zu suchen, gemeinsame Lösungen mit den Betriebsräten. Sie wollen nur den kurzen Weg gehen und uns auf dem billigsten Weg loswerden.
In dem Sozialtarifvertrag, den die IG Metall offiziell fordert, geht es ja nur um höhere Abfindungen. Was meinst du dazu?
Erster Kollege: Mir persönlich geht es darum, dass die Arbeitsplätze erhalten bleiben. Die Abfindungsprogramme sind vielleicht etwas für die älteren kollegen, die abtreten wollen. Wir wollen aber auf jeden Fall hier in Zukunft weiter produzieren und unsere Kinder und Enkelkinder brauchen auch Arbeitsplätze. Die sind viel wichtiger als Abfindungen.
Zweiter Kollege: Es kann nur um die Arbeitsplätze gehen. Die Abfindung ist im Endeffekt schnell verfrühstückt und was wird dann aus den Generationen nach uns? Was wird aus den jungen Kolleginnen und Kollegen? Die machen sich doch auch Sorgen. Wo sollen die denn unterkommen? Deshalb bin ich hier.
Wie muss es nach dem 24-Stunden-Streik weitergehen? Wäre nicht ein unbefristeter Vollstreik notwendig?
Erster Kollege: Definitiv. Das sehe ich auch so. Wir müssen den Streik weiterführen, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass bei den nächsten Verhandlungen ein Ergebnis zustandekommt, womit die Belegschaft zufrieden wäre. Also unbedingt weitermachen – am besten gleich morgen.
Zweiter Kollege: Ich vermute, die Lage wird sich weiter verschärfen. Auch unsere Betriebsräte wollten sich erst mal die Vorschläge der Deutschland-Geschäftsführung anschauen. Es ist noch nicht mal sicher, ob diese mit der Konzernmutter in Amerika gesprochen hat. Davon hängt viel ab. Und deswegen hoffe ich, dass sowohl die Konzernleitung als auch die Deutschland-Geschäftsführung auf uns zukommen und einen Mittelweg mit uns suchen.
Die IG Metall darf ja nicht zu einem Streik für den Erhalt der Arbeitsplätze aufrufen, sondern nur zu Auseinandersetzungen um Tariffragen. Wäre es nicht richtig, selbständig zu streiken - so wie 1973 beim großen Ford-Streik?
Erster Kollege: Vorhin am Tor 3 haben die Kollegen, die 1973 dabei waren, kritisiert, wie die Medien verschweigen, dass es diesen Streik gab. Sie schreiben, das sei jetzt das erst Mal, dass bei Ford gestreikt wird. Das stimmt nicht. Es liegt aber wohl daran, dass das ein "wilder Streik" war 1973. Genau das brauchen wir eigentlich. Im Betrieb haben wir immer wieder kleine Streiks gehabt, die nicht direkt von der IG Metall organisiert waren. Wenn es sein muss, dann ist das nötig. Warum nicht?
Zweiter Kollege: Ja, das sollte es. Denn auch die Geschäftsführung macht es sich zu leicht. Ich bin auch dafür.
Was erwartest du dir von uns, von der MLPD, von der Roten Fahne und von Rote Fahne News?
Erster Kollege: Ich sehe euch ja immer wieder an den Toren. Ihr habt schon viel früher darauf hingewiesen, dass man kämpfen muss. Auf jeden Fall dranbleiben. Eure Unterstützung brauchen wir immer wieder.
Zweiter Kollege: Ihr habt mehr getan, als ihr musstet. Das gleiche würde ich auch von unseren Abgeordneten in NRW und in Berlin erwarten, auch von unseren Ministern. Würden die sich so wie die MLPD einsetzen, wären wir wahrscheinlich viel weiter. Ich hoffe, dass sie weiter dranbleibt.