Basel
Eurovision Song Contest 2025: Null Punkte für Rassismus und Fremdenfeindlichkeit
Wie nie zuvor wurde der diesjährige ESC zu einem regelrechten weltbewegenden Ereignis hochgejubelt. Die Vorberichte, Ausscheidungs-Wettbewerbe und Voraussagen der Ergebnisse nahmen breiten Raum ein in den Medien. Basel – als Austragungsort - war rappelvoll mit Menschen, die meistens gar keine Karten hatten, aber die Ereignisse live erleben wollten.
Um 1 Uhr in der Sonntags-Frühe war es klar: Der Countertenor JJ aus Österreich mit philippinischen Wurzeln hatte mit „Wasted Love“ den diesjährigen European Song Contest 2025 deutlich vor Yuval Raphael aus Israel gewonnen.
Zum ersten Mal in der Geschichte des ESC trug ein Countertenor-Sänger mit Sopran-Stimme den Siegertitel mit. Mit seinem Techno-Operngesang hob er sich deutlich von den anderen 25 Finalisten ab. So gewann er mit dem dramaturgisch geschickt aufgebauten Song aus anfangs gefühlvoller Ballade und abschließender Steigerung zu peitschendem Techno gerade auch die Herzen und Votierungen eines jungen und queeren Publikums. Mit insgesamt 258 Jury-Punkten und 178 aus den Zuschauervotings setzte er sich am Ende gegen Yuval Raphael aus Israel durch.
Der Beitrag „Balla“ aus Deutschland mit Abor & Tylla war von Stefan Raab ausgesucht. Sein großspurig angekündigter Anspruch auf den ersten Platz landete im Mittelfeld. Das löste in der Presse hämische Kommentare aus. Lange lag auch der israelische Beitrag lediglich im Mittelfeld, sprang dann aber durch das Zuschauer-Voting sehr überraschend auf den 2. Platz. Zwar betonten auch dieses Mal die Macher den vermeintlich unpolitischen Charakter des ESC und wehrten sich gegen eine wachsende Kritik an der Teilnahme Israels wegen des Völkermordes an den Palästinensern. Beim Überfall Russlands auf die Ukraine 2022 hatten sie solche Bedenken nicht und schlossen einen russischem Beitrag sofort auf dem ESC aus - eine derart an den Tag gelegte doppelte Moral wird inzwischen auch von einem wachsenden Teil der ESC-Fangemeinde abgelehnt. Nemo, der den ESC vor einem Jahr für die Schweiz gewann, hat sich wegen des Gazakriegs gegen eine Teilnahme Israels ausgesprochen: "Israels Vorgehen verstößt grundlegend gegen die Werte, die Eurovision hochzuhalten vorgibt – Frieden, Einheit und Achtung der Menschenrechte."
Die diesmal deutlich bekundete Solidarität mit dem palästinensischen Volk, die schon die ganze Woche über in Basel auf den Straßen öffentlich gezeigt wurde, war auch am Finalabend selbst nicht mundtot zu kriegen. Bei der überwiegenden Mehrheit der Fans herrschte eine Stimmung, in der Rassismus, Homophobie und Fremdenfeindlichkeit keinen Platz hatten, was sich letztlich auch im Sieg von JJ ausdrückte. Und bei vielen Fans war gerade in diesem Sinn das seit 2023 für den ESC beschlossene Motto „United by Music“ umgesetzt.