Rebellisches Musikfestival
Ein Meilenstein in der antifaschistischen und internationalistischen Kulturvernetzung
"Das Wichtigste ist, dass wir weiter zusammenkommen und uns in der antifaschistischen Kulturarbeit vernetzen". Das war ein Fazit von Heinz Ratz, der mit "Strom und Wasser" am Samstag im Block "Alarmstufe Rot" aufgetreten ist und das Publikum mit der ihm eigenen Mischung aus Eindringlichkeit und leisen Tönen fesselte.
Er ist ein Mann der ersten Stunde, ist bisher auf jedem Rebellischen Musikfestival aufgetreten und ist angesichts der faschistischen Gefahr leidenschaftlich dafür, dass die antifaschistische Zusammenarbeit in der Kultur weiter vorankommt. Die antifaschistische Bewegung, die Einheitsfront gegen Faschismus und Krieg stärkt sich mit ihrer Kultur! Dafür leistet das Rebellische Musikfestival einen wichtigen Beitrag.
Am gestrigen Eröffnungsabend - Rote Fahne News berichtete - gab es gegen später noch einen richtigen Kracher. Die kolumbianische Band Scampida sorgte mit ihrem wilden Mix aus Reggae, kolumbianischer Folklore, Cumbia, HipHop, Punk Musik und Ska-Elementen für ausgelassene Tanz- und Feierstimmung.
Pünktlich um 11 Uhr lief die Zukunftsdemonstration wieder auf dem Platz ein und los ging es mit dem heutigen Bühnenprogramm. Louisa und Tristan begrüßten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer: "Willkommen zum Umweltblock 'Alarmstufe Rot'! Die Lage ist ernst. Eine globale Umweltkatastrophe hat begonnen. Viele Politiker behaupten, die Umwelt sei zu sehr im Fokus gestanden. Doch sie kann gar nicht genug im Fokus stehen. Es geht um unsere Zukunft!" Den Auftakt auf der Bühne machte passend zum Thema die Duisburger Band "Fresh Game", zusammengesetzt aus drei Generationen und geleitet von Günther Bittel. Günter Bittel ist seit über 50 Jahren, sozusagen von Whyl bis Fukushima, im umweltpolitischen Widerstand. Als die jüngsten in der Band den Songtext riefen "Halt, das ist unser Wald!", hallte das auch vom begeisterten Publikum zurück. Die ersten tanzten auch schon zu den heißen Rhythmen. Weitere Bands im Umweltblock waren "Velvet Itch", "MC Waldschrat", "Bouba Kante Mandenrasta", Heinz Ratz, "The Flying Bones" und "Retown".
Die Moderatorin fordert von der Bühne aus auf: "Wir müssen uns organisieren! Weil, die da oben machen nichts für die Umwelt. Anders zum Beispiel die Kinderorganisation Rotfüchse, die jedes Jahr beim Kindercamp im Thüringer Wald mithilft, die kaputten Bäume wieder aufzuforsten. Applaus für die Rotfüchse!" Louisa: "Folgt uns jetzt auf die andere Bühne. Da spielt jetzt die Bottroper Band 'Velver Itch'. Sie traten noch nie auf einem Festival mit so viel Publikum auf. Kommt also alle her und feuert sie an!" An die Band gewandt: "Warum tretet ihr hier auf?" Antwort des Gitarristen: "Die politische Situation spitzt sich global zu. Wir wollen ein klares Zeichen setzen gegen Faschismus und Kapitalismus. Dagegen richten sich unsere Songtexte - wenn auch manchal zwischen den Zeilen."
Tristan verabschiedete die Band "Velvet Itch": "Das war doch ein souveräner Auftritt. Und eure Message ist klar geworden. Wer für die Umwelt eintritt, muss auch gegen Faschisten sein. Sie sind die größten Umweltleugner. Man sieht in den USA, wie Trump alles wieder zurückdreht, was an Umweltschutzmaßnahmen bereits erkämpft wurde." "Jetzt geht es weiter mit der Umweltgewerkschaft. Sie ist seit der ersten Stunde beim Rebellischen Musikfestival dabei und hat heute einen kleinen Sketch vorbereitet." Jung und Alt waren auf die Bühne gekommen. Erst stellte sich verschiedene Tiere vor und berichteten, wie sie von der Umweltzerstörung bedroht werden. Dann stellte sich eine VW-Arbeiterin vor: "Umweltschutz schafft Arbeitsplätze für Millionen. Dafür trete ich ein." Denn trat einer vor: "Ich bin ein Kapitalist. Entweder die Umwelt stirbt oder der Kapitalismus." Da waren sich alle anderen schnell einig, dass dann eben der Kapitalismus weichen muss.
Louisa fragt "MC Waldschrat", was ihn zu seinen Songs inspiriert, die ja "mega deep" seien. "Seit ich in der Schule über den Klimawandel gelernt habe, bewegt mich das sehr. Sich dagegen einzusetzen, ist das, was die Menschheit zusammenbringen kann." Auf die Frage, was denn ein "Waldschrat" sei: "Das ist eine Fantasiegestalt wie zum Beispiel eine Elfe. Sie stammt aus dem Mittelalter, als die Leute noch mehr Angst vor dem Wald hatten, aber auch von ihm lebten. Es gibt einen netten und einen bösen Waldschrat." Louisa fragt weiter, wie der krasse Widerspruch zusammenpasst, dass er in Berlin lebt und sich für die Einheit mit der Natur einsetzt: "Ich bin da geboren. Und ich will den Ort besser machen, also muss ich bleiben. Es gibt immer mehr Bebauungspläne, aber auch Menschen, die dagegen aktiv werden." MC Waldschrat wird mit großem Applaus verabschiedet.
Tristan: "Ich habe euch ein Buch mitgebracht. Ich will keine Buchleseung machen, aber dieses Buch muss bei Umweltblock zum Thema genacht werden. Es heißt 'Die globale Umweltkatastrophe hat begonnen'. Diese weitreichende Aussage wird darin gründlich bewiesen. Das Buch weist aber auch eine Perspektive, wie im Sozialismus zum Beispiel eine umfassende Kreislaufwirtschaft verwirklicht werden kann. Es kann hier an mehreren Ständen gekauft werden, unter anderem beim Verlag Neuer Weg." Louisa: "Informiert euch, holt euch Literatur und Broschüren dafür. Macht euch stark!" Unser nächster Künstler ist 'Bouba Kante Mandenrasta'. Er hat Ausstrahlung und singt über Armut, Krieg und Frieden, Umweltprobleme. Freut euch mit uns über eine MIschung aus Afrobeat, Reggae und Salsa, die euch vom Hocker reißt."
"Auf der anderen Bühne steht schon Heinz Ratz mit seiner Band 'Strom und Wasser'. Er ist nicht nur als Künstler nun schon zum sechsten Mal beim Rebellischen Musikfestival dabei, sondern auch als Schirmherr. Heinz Ratz ist Weltenbummler und Lebenskünstler, hat schon in acht verschiedenen Ländern gelebt. Er ist mit Projekten gegen Faschismus, Umweltzerstörung und für eine gerechte Welt unterwegs. Jetzt organisiert er eine Tour 'Eine Million gegen Rechts'. Wir freuen uns, dass auch wir bereits ein Teil dieser Tour sind. Bühne frei für Heinz Ratz!"
Stefan Engel, Leiter der Redaktion Revolutionärer Weg, brach in einer Gesprächsrunde - das Zelt war viel zu klein - eine Lanze dafür, dass die Kultur der Arbeiterbewegung sich mit anderen fortschrittlichen Strömungen verbindet, dass man voneinander lernt, zusammenarbeitet, sich gegenseitig inspiriert, sich auseinandersetzt. "Wir brauchen Kulturformen, die die Menschheit voranbringen. Das ist sehr bedeutend auch für den antifaschistischen Kampf." Es ist toll, wie das auf diesem Festival verwirklicht wird.
Beeindruckend war die Eröffnung des Blocks "10 Jahre Kobane Brigaden". 177 Brigadistinnen und Brigadisten und weitere zahlreiche Unterstützer bauten 2015, in vom faschistischen IS zerstörten Kobane/Syrien, ein Gesundheitszentrum auf. Zahlreiche von ihnen kamen zum musikfestival und nun auf die Bühne. Es musste dafür auch extra die zweite Bühne freigegeben werden, soviele waren gekommen. Ein beeindruckendes Bild. Begrüßt wurde auch Dr. Basrani, direkt aus Kobane kommend. Unter großem Jubel konnte er mitteilen, dass das Gesundheitszentrum immer noch gut funktioniert. Es sind bereits 49.000 Kinder dort geboren worden. Er ließ von den Ärztinnen und Ärzten und Beschäftigten des Gesundheitszentrums grüßen und sprach noch mal einen herzlichen und großen Dank aus für diese großartige mutige Soliidaritätsleistung.