Rebellisches Musikfestival
Das bisschen Wasser ist doch (gar k)ein Problem
Das Wetter am Sonntag beschenkt das Rebellische Musikfestival im Überfluss: Mit viel, viel Wasser. Die Pflanzen brauchen‘s in diesem trockenen Jahr, aber der Boden wird zum Morast. Davon aber lässt sich nicht nur niemand beeindrucken: Es gehört zur Einstellung des Festivals und seiner Teilnehmer, solche Herausforderungen anzunehmen und zu meistern. Und mittlerweile kommt die Sonne heraus. Am Abend soll es sogar trocken bleiben. So oder so ist überall auf dem Platz viel los.
Vor der Bühne wird getanzt; auf Matten, die dort ausgelegt wurden. Sicher, wenn dann mal wieder ein kräftiger Schauer kommt, sammeln sich die Teilnehmer jeder Altersgruppe auch bei den Zelten - aber die Gespräche verstummen nicht, das Lachen bricht nicht ab. Und leer wird es vor der Bühne dabei nie, egal wie sehr es auch gießt.
„Wir lassen uns doch von ein wenig Regen nicht einschüchtern“, so oder so ähnlich antworten die meisten, wenn man sie auf die Wechselwirkung zwischen Wetter und der Stimmung anspricht. Fast hundert Leute sind dabei, wenn die Kinder ihren Liederwettbewerb „Dein Lied gegen Faschismus und Krieg“ abhalten, und auch die Jüngsten lassen sich die Stimmung nicht verbiegen. Ein kleiner Junge, pure Lebensfreude, rennt Barfuß durch den Schlamm zur Hochform auf. Ein Jugendlicher meint: „Das Wetter ist ein prominenter Faktor, aber“ - und dann lacht er.
Fast jeder ist vorbereitet, wetterfeste Kleidung, Schirme und Gummistiefel sind da. Und irgendwie geht‘s ja auch darum, dass man mit den Umständen arbeitet, ist das ja auch die Einstellung, für die die rebellische Jugendkultur steht: Probleme als Herausforderung begreifen, statt sich ihnen zu entziehen oder davor zu zu kapitulieren. Man erträgt das Wetter nicht einfach nur, sondern jetzt gehört es eben dazu, wie schnell und gut man beim plötzlichen Regen Material sichert und wie man die Wege begehbar hält.
Die Stände bieten dabei natürlich viel mehr, als nur einen kurzzeitigen Schutz vor den Regenschauern. Bei Solidarität Internastional gibt es zum Beispiel eine Ausstellung über die Geschichte Israels und Palästinas vom Osmanischen Reich bis in die Gegenwart darstellt. Beim REBELL gibt es nicht nur Aktionen - sondern auch T-Shirts mit verschiedenen Motiven. Die Rote Fahne macht eine Umfrage, was sich ihre Leser von einer proletarischen Illustrierten erwarten. Und für das leibliche Wohl ist überall gesorgt: Vom Schoko- oder Bananen-Shake beim Internationalistischen Bündnis, über knusprige Waffeln und würzige Linsensuppe bis hin zu Brathähnchen und original Thüringer Bratwürsten ist für jeden etwas dabei, natürlich auch vegetarisch. Auch zwischen den verschiedenen Diskussionsrunden und Aktivitäten an den Infopoints - es ist also immer etwas zu tun.
„Wir sind alle motiviert“, meint ein anderer - und das merkt man an jedem Stand, aber auch besonders vor der Bühne. „Der Übergang vom Aufbau in das Festival war buchstäblich fließend“, und das passt auch, denn die Arbeit gehört zum Festival wie das Feiern. Da macht keiner Abstriche, jeder gibt sein Bestes und alle zusammen habe eine großartige Zeit, nicht nur trotz, sondern gerade wegen des klaren politischen und weltanschaulichen Gehalts dieses - das kann man in jedem Fall guten Gewissens sagen - einzigartigen Festivals. So hat man ja auch das Festival selbst „im antikommunistischen Gegenwind“ erkämpft. Verschiedene Städte hatten sich bekanntlich geweigert, dem fortschrittlichen Festival eine Fläche zur Verfügung zu stellen.