Umkippende Weltmeere
UN-Ozeankonferenz – bescheidene Bilanz!
Vom 9. bis 13. Juni fand die dritte UN-Ozeankonferenz in Nizza (Frankreich) mit Vertretern aus 170 Staaten statt. Der neue Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) lobt die Konferenz über den grünen Klee: Sie hat den „Meeresschutz deutlich vorangebracht, trotz geopolitisch schwieriger Lage“.
Es gibt sicher viele Absichtserklärungen im „Aktionsplan von Nizza“. Papier ist aber geduldig und das gilt gerade für Erklärungen mit UN-Logo. Seit über drei Jahrzehnten wird auf UN-Konferenzen über die „Rettung des Weltklimas“, den „Erhalt der Biodiversität“ und den „Schutz der Böden“ verhandelt. Doch die Treibhausgas-Emissionen erreichen ständig neue Rekorde, die Artenvielfalt nimmt weiter drastisch ab und die „Verwüstung“ breitet sich aus. Mit derartigem „Greenwashing“ sollen die Umweltkämpfe weltweit desorientiert und desorganisiert werden.
Die Gefahr umkippender Weltmeere
Im Buch „Die globale Umweltkatastrophe hat begonnen!“ (1) wird die zentrale Bedeutung der Weltmeere als unverzichtbare Lebensgrundlage der Menschheit und für das gesamte biosphärische System der Erde bezeichnet. Es kommt zum Schluss: „Die Weltmeere befinden sich in einem dramatischen Übergang zu irreversiblen Selbstzerstörungsprozessen mit kaum absehbaren Folgen für die gesamte Biosphäre.“ Der ungebremste Missbrauch der Meere als CO2- und Wärmedeponie, der jährliche Eintrag von 14 Millionen Tonnen Plastikmüll und die weiter zunehmende Überfischung treiben den Übergang zu irreversiblen Selbstzerstörungsprozessen beschleunigt voran. Das Stoppen dieser dramatischen Entwicklung und echte Maßnahmen zum sofortigen Schutz der Weltmeere und Gewässer sind dringend notwendig!
Die Meere haben Fieber und versauern
Vor allem durch die Verbrennung fossiler Rohstoffe stieg die durchschnittliche Temperatur der Erde seit Beginn der Industrialisierung bis 2024 um über 1,5 Grad Celsius und die der Meeresoberfläche um 0,97 Grad Celsius. (2) Durch den hohen CO2-Gehalt der Atmosphäre versauern die Meere, doch mit der Erwärmung sinkt deren Speicherkapazität für CO2. Doch die Monopole der Öl-, Gas- und Kohleindustrie wollen noch Jahrzehnte Maximalprofite damit machen. Kein Wort der Kritik daran im Aktionsplan.
Stopp der Plastikverschmutzung und Vermüllung!
Bis 150 Millionen Tonnen Plastik schwimmen in den Meeren und beschleunigen das Umkippen und Absterben der marinen Ökosysteme. Der „Weckruf von Nizza“ von knapp 100 Staaten für ein ambitioniertes Abkommen gegen Plastikverschmutzung ist zu begrüßen. Bislang scheiterten die Verhandlungen für ein Plastikabkommen im Dezember letzten Jahres im südkoreanischen Busan am Widerstand von 20 Ländern und Chemiemonopolen wie Dow, BASF, Lanxess und Covestro. (3) Die Ankündigung von 36 Ländern für weniger Unterwasser-Lärm und die Pläne zur Bergung von Weltkriegsmunition aus Nord- und Ostsee sind längst überfällig.
Internationale Schutzzonen durchsetzen!
Laut Weltnaturschutzabkommen von Montreal im Jahr 2022 sollen bis spätestens 2030 30 Prozent der Meeresfläche unter Schutz stehen. Bislang sind allerdings erst 8 Prozent der Meere geschützt. Internationale Gewässer sind weitgehend ein rechtsfreier Raum. Das vor zwei Jahren geplante UN-Hochseeabkommen tritt in Kraft, wenn 60 Länder das Abkommen ratifizieren, also in ein nationales Recht fassen. Bis zur Konferenz hatten das erst 32 Länder getan, danach etwa 50 Länder. Die EU und Deutschland wollen bis zur UN-Generalversammlung im September nachziehen. Andere imperialistische Länder wie die USA, China und Russland blockieren das Abkommen und die Finanzierung steht noch in den Sternen.
Neue Attacke – Plünderung der Tiefsee
US-Präsident Trump und die kanadische „Metals Company“ gieren rücksichtslos nach Mangan, Kupfer, Nickel, Kobalt und Seltene Erden aus Manganknollen aus der Tiefsee. Trump hat die Behörde NOAA per Dekret angewiesen, den Abbau in östliche Pazifik zwischen Mexiko und Hawaii schnell zu genehmigen. Gnadenlos übergeht er im Konkurrenzkampf das 1994 abgeschlossene Seerechtsabkommen (UNCLOS) über die Meeresböden. Auf Druck der Umweltbewegung haben 32 Länder eine vorläufige Pause der Ausbeutung der Meeresböden verkündet. In Nizza schlossen sich lediglich fünf weitere Länder an. Die Tiefsee ist das gemeinsame Erbe der Menschheit. Der Tiefseebergbau und Tiefseebohrungen müssen verboten werden!
Kämpfen mit Perspektive!
Statt ständig zu reden, muss „nur“ endlich angepackt werden, fordern bekannte Ozeanforscher, wie Mojib Latif. Ohne den weltweiten aktiven Widerstand mit Perspektive macht man die Rechnung aber ohne den Wirt und weicht einer grundsätzlichen Lösung aus. Das internationale Finanzkapital verzichtet nicht freiwillig auf Maximalprofite aus fossiler Energie, Plastik, Düngemittel- und kapitalistischer Landwirtschaft. Die Umweltkrise ist eine neue Gesetzmäßigkeit im imperialistischen Weltsystem geworden. Der Kampf für Umwelt- und Naturschutz muss deshalb eine Schule des gesellschaftsverändernden Umweltkampfes sein.