Zukunftsprogramm zum Kampf um jeden Arbeitsplatz

Wir dokumentieren ein Zukunftsprogramm von Opel-Kollegen, das am 29. 5. 2012 erschienen ist und für das zahlreiche Unterzeichner gesucht werden:

1. Um jeden Arbeitsplatz kämpfen – Kein 2. Antwerpen! Vor dem Hintergrund des drohenden neuen tiefen Kriseneinbruchs plant GM für Europa massenhafte Arbeitsplatzvernichtung bei Opel und PSA. Allein bei einer Werksschließung in Bochum wären 45.000 Arbeitsplätze betroffen, mit weitreichenden Folgen für die ganze Region. Wir wollen nicht die teuerste Werkschließung, sondern gar keine – weder in Eisenach oder Bochum, noch in Ellesmere Port, Aulnay oder sonst wo! Jeder einzelne Arbeitsplatz ist es wert, um ihn zu kämpfen, denn sonst fehlt er in Zukunft unseren Kindern. Die unbefristete Übernahme der Azubis muss in allen Betrieben durchgesetzt werden! Machen wir unsere Gewerkschaft zur Kampforganisation!

2. Die anderen Autogiganten werden nachziehen, auch aufgrund des Absatzeinbruchs in Südeuropa. Wegen des Exportverbotes nach China und Indien ist Opel davon besonders betroffen. Aber selbst wenn Opel dort hin liefern „dürfte“, wäre langfristig kein Problem gelöst. Denn die kapitalistische Konkurrenz treibt die Konzerne in Hoffnung auf ungebremst wachsende Absatzmärkte zu völlig spekulativen Produktionsplanungen. So wurde bereits auf der Auto-Messe in Peking 2012 vor einer „Abkühlung“ des Automarkts in China und „massiven Überkapazitäten bis 2014“ gewarnt.

3. Wir brauchen Arbeitsbedingungen, die wir unseren Kindern mit gutem Gewissen übergeben können. Kampf gegen die krankmachende Arbeitshetze und Psychoterror! In den Opel-Werken haben vor allem psychische Erkrankungen massiv zugenommen. Mit den Millionen, auf die wir in den letzten Jahrzehnten verzichten mussten, wurden Werksschließungen, Abfindungen, Produktionsverlagerungen usw. bezahlt. Keinen Cent Verzicht mehr – Schluss mit der Erpressung! Für Löhne, von denen wir unsere Familien ernähren können. Volles Weihnachts- und Urlaubsgeld. 

4. Um emmissionsfreie Antriebe und  umweltschonende Verkehrssysteme zu produzieren, werden die Werke und Belegschaften dringend gebraucht. Das wird nicht nur die bisherigen Arbeitsplätze sichern, sondern in großem Umfang neue schaffen. Für einen solchen Umbau wären die 7,1 Milliarden US-Dollar Rekordgewinn von GM gut angelegt. Während die Autokonzerne nur für ihren Maximalprofit produzieren lassen und die weitere Zerstörung unserer Lebensgrundlagen weitertreiben, treten wir für eine Produktion nach den Bedürfnissen der Menschheit im Einklang mit unserer Mutter Erde ein.

5. Die Grenze verläuft zwischen oben und unten – nicht zwischen den Standorten, Leih- und Stammarbeitern oder Nationalitäten. Unsere Stärke ist der gemeinsame internationale Kampf auch mit Kollegen bei PSA, den Zulieferern und anderen Belegschaften. Wir haben starke Verbündete in unseren Familien, der Volksbewegung und in den weltweiten Kämpfen für Freiheit, Demokratie und Sozialismus. Keine Chance dem Antikommunismus, der die Arbeiterbewegung spaltet und ihr die Perspektive raubt! 

6. Die menschenverachtende Arbeitsplatzvernichtung, Massenmobbing und Lohnraub ist völlig legal – ein Streik dagegen „illegal“? Man muss sich das Recht auf Streik nehmen und ein allseitiges und vollständiges gesetzliches Streikrecht durchsetzen! Fordern wir tagtäglich unsere demokratischen, gewerkschaftlichen und betrieblichen Rechte ein!

7. Jetzt ziehen wir Werktätigen Bilanz! Die Arbeiter bei Opel haben keine Verluste produziert. Die „roten Zahlen“ sind künstlich geschaffen durch Bilanzschiebereien zu Gunsten von GM. Die Kapitalisten leben von unserer Hände Arbeit, nicht wir von denen. 2010 hat jeder GM-Beschäftigte 42 Autos produziert, während es zehn Jahre vorher nur 22 waren! Aus dieser Produktivitätssteigerung könnte eine Reduzierung der Arbeitszeit um fünf Stunden pro Woche längst bezahlt werden. Das würde bei 40.000 europäischen Opel-Beschäftigten über 6.500 Arbeitsplätze sichern und die unerträgliche Arbeitshetze reduzieren. Für die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich als europaweite Konzernvereinbarung!

8. Übernehmen wir selbst Verantwortung, statt auf längst gescheiterte Illusionen zu hoffen. Die vielen „Retter“, von Clement bis Koch und Merkel, manipulierte Abstimmungen und das Vertrösten auf Verhandlungen haben nur die Belegschaften ruhig gehalten, aber kein einziges Problem gelöst. Der Streik in Bochum 2004 dagegen hat den größten Weltkonzern in die Knie gezwungen! Diese Sprache verstehen sie.

9. Aufgegeben wird nicht – schließlich geht es nicht nur um uns. Keine noch so hohe Abfindung kann die Arbeitsplätze unserer Kinder ersetzen. Wenn die Opel-Arbeiter gekämpft haben, haben sie Siege erreicht und breite Solidarität erhalten! Rücken wir enger zusammen! Organisieren wir uns in der Gewerkschaft, werden selbst aktiv und stärken die kämpferische Richtung. Millionen Automobilarbeiter international werden eine Macht!

Erstunterzeichner:
Fritz Hofmann, Betriebsrat Opel Eisenach; Annegret Gärtner-Leymann, Betriebsrätin Opel Bochum
Weitere erwünscht!