Wie der Sozialismus die Bergbaufragen löst: Höhere Rentabilität kontra kurzsichtigem Profitdenken

Der gescheiterte Börsengang des Evonik-Konzerns wirft ein grelles Licht auf den Widersinn der kapitalistischen Profitwirtschaft. Weil die ehemalige Ruhrkohle AG keine Chance auf eine führende Weltmarktposition mehr sah, hat sie den Konzern in ein Chemie- und Immobilienunternehmen umgewandelt. Weil der aufwändige Untertagebergbau keine Maximalprofite abwarf, wollte sie ihn so schnell wie möglich los werden. Eine RAG-Stiftung wurde 2007 gegründet. Sie ist zu zwei Drittel Besitzer der Evonik. Sie sollte so schnell wie möglich den Konzern an die Börse bringen und mit dem Erlös sollten die „Ewigkeitskosten“ für die Renaturierung der Berghalden und Wasserhaltung bezahlt werden. 11 Milliarden  Euro sollte das bringen. Durch die Weltwirtschaftskrise wurden alle Pläne Makulatur. Da der Börsengang höchstens 8 Milliarden bringen würde, wurde er laufend auf bessere Zeiten verschoben. Eine hochmoderner Industriezweig mit ehemals hunderttausend qualifizierten Arbeitern wurde auf dem Altar der Spekulation geopfert. Unter dem Ruhrgebiet lagern mit die größten Kohlevorkommen der Welt. Zechen, die dicht gemacht werden, könnten nur unter größtem finanziellen und technischen Aufwand wieder geöffnet werden.
Im Sozialismus, wo statt Profitmacherei die Bedürfnisse der ganzen Gesellschaft im Mittelpunkt stehen, wäre so was undenkbar. Wenn die Arbeiterklasse die Macht ergreift, würde sie die Spekulation sofort verbieten und jeden Ansatze in dieser Richtung schonungslos unterbinden. Die Beseitigung der Spekulation wäre unter der Diktatur des Proletariats das einfachste der zu lösenden Probleme. Viel komplizierter wäre dagegen die gesamte Umwälzung des Bergbaus auf die neuen Bedürfnisse. Wenn Kohle nicht mehr verbrannt wird, sondern als wertvoller Rohstoff eingesetzt wird, müsste die gesamte Produktion planmäßig heruntergefahren werden und Bergleute in anderen Tätigkeiten untergebracht werden. Welche Zechen soll man schließen? Da spielen viele Gesichtspunkte eine Rolle, die unter der Diktatur der Monopole dem Profitdenken völlig untergebügelt werden: Regionale Gesichtspunkte der Infrastruktur, von Verkehr und Transport, der Grad der Arbeitssicherheit und des Ausbildungsstandes auf den Zechen, kulturelle Faktoren, usw. 
Man stelle sich vor, Kumpel von Prosper werden in Teams eingesetzt, um eine Untertunnelung des Ruhrgebiets für ein Cargo-Transportsystem zu bauen. Ausgereifte Pläne dafür gibt es seit gut 20 Jahren.
Das Verhältnis von kurzfristigen Gesichtspunkten und längerfristiger Planung muss beachtet werden: Es gibt heute hochprofitablen Tagebau und zugleich auch Untertagezechen mit hohem technischen Aufwand. Es wäre aber kurzsichtig gedacht, nur auf den Tagebau zu setzen. Denn später, wenn der Tagebau erschöpft ist, muss auch wieder in die Tiefe gegangen werden. Wie soll man entscheiden: Einseitig auf den kurzfristigen Ertrag setzen oder auf lange Sicht im Interesse künftiger Generationen planen? 
Da im Sozialismus der Gewinn nicht mehr die treibende Kraft der Wirtschaft ist, kann das Problem auf der Grundlage des „Prinzips der höheren Rentabilität“ gelöst werden. Im Kapitalismus werden Betriebe, die keinen Gewinn abwerfen, entweder geschlossen oder es werden, wenn es sich um unbedingt gesellschaftlich notwendige Investitionen handelt, die Verluste „verstaatlicht“, d. h. auf die Steuerzahler abgewälzt. Im Sozialismus dagegen können solche Verluste planmäßig durch die Gewinne anderer staatlicher Betriebe wieder wettgemacht werden. Stalin, der wichtige theoretische Ausarbeitungen über die Ökonomie im Sozialismus gemacht hat, begründete das Prinzip so:
„Wenn man die Rentabilität nicht vom Standpunkt einzelner Betriebe oder Produktionszweige betrachtet und nicht den Maßstab eines Jahres anlegt, sondern sie vom Standpunkt der gesamten Volkswirtschaft betrachtet und den Maßstab von etwa 10 bis 15 Jahren anlegt, was die einzig richtige Fragestellung wäre, dann steht die zeitweilige und labile Rentabilität einzelner Betriebe oder Produktionszweige in gar keinem Vergleich zu der höheren Form der sicheren und ständigen Rentabilität, die uns die Wirkung des Gesetzes der planmäßigen Entwicklung der Volkswirtschaft und die Planung der Volkswirtschaft gewährleisten …“ (Stalin, Werke, Bd. 15, S. 276)    


Wolf-Dieter Rochlitz