„Toll, dass wir das hingekriegt haben“
Teilerfolg des Streiks der Flugbegleiter
Die Flugbegleiter der Lufthansa haben nach dem flächendeckenden Streik am vorigen Freitag einen Teilerfolg errungen. Die Lufthansa hat Kernforderungen erfüllt: Das Unternehmen wird keine geringer entlohnten Leiharbeiter mehr auf seinen Berlin-Flügen einsetzen. Die rund 200 Leiharbeiter der Aviation Power werden fest angestellt.
Lufthansa verzichtet allerdings nur „auf absehbare Zeit“ auf den Einsatz von externen Kabinencrews. Bei der geplanten „Billigtochter“ Direct4U soll es außerdem nur „freiwillige Wechsel“ ohne Änderungskündigungen geben. 75 Prozent der Bevölkerung äußerten in einer Umfrage ihre Sympathie für den Streik. Auch die betroffenen Passagiere hatten überwiegend Verständnis dafür. Die Streikenden selbst waren sehr stolz auf ihren Arbeitskampf. Eine junge Flugbegleiterin: „Das ist ganz toll, dass wir das hingekriegt haben. Die da oben haben uns unterschätzt, von wegen, wir könnten ja nur Service an Bord machen.“
Bezüglich der Lohnforderungen haben sich Lufthansa und die Gewerkschaft UFO jetzt auf eine „Schlichtung“ geeinigt. UFO fordert nach drei Nullrunden Lohnerhöhungen um fünf Prozent bei einer Laufzeit von 15 Monaten. Die Lufthansa hat dagegen nur 3,5 Prozent bei drei Jahren Laufzeit angeboten. Außerdem soll dafür zwei Stunden länger gearbeitet werden und sollen gestaffelte Lohnerhöhungen nach Betriebszugehörigkeit seltener erfolgen. Das lehnt UFO zu Recht ab. Über „Direct4U“ soll parallel verhandelt werden.
Bis Mittwoch, 12. September, soll die Schlichtung abgeschlossen sein. Der UFO-Vorsitzende Chef Nicoley Baublies erklärte für den Fall, dass die Schlichtung kein annehmbares Ergebnis bringt: „Dann streiken wir alle vier oder alle 14 Tage oder alle drei Wochen mal … Wir sind bereit, Kompromisse zu machen. Es dürfen nur keine faulen Kompromisse sein.“
Allerdings legte er selbst „Einspar“-Empfehlungen von acht Prozent oder 72 Millionen Euro Personalkosten jährlich vor. Damit wird aber die Spirale nach unten durch den scharfen Konkurrenzkampf der Airlines vom Grundsatz her akzeptiert. Vielmehr müssen die Knebelverträge bei den anderen Airlines mit ins Visier genommen und ein gemeinsamer Kampf der Flugbegleiter auch über Ländergrenzen hinweg organisiert werden.
Dieser gegenseitige Vernichtungskampf im Flugverkehr wird auch auf dem Rücken des Bodenpersonals ausgefochten, das deshalb in den Kampf einbezogen werden muss. Hier zeigt sich besonders deutlich die Schwäche einer Spartengewerkschaft wie UFO, die nicht branchenübergreifend kämpfen kann. Das Flughafenpersonal ist in Deutschland z. B. überwiegend bei Ver.di organisiert. Wie viel stärker und schlagkräftiger wären all diese Berufsgruppen im Kampf um einheitliche Tarifverträge, wenn sie in einer einheitlichen Gewerkschaft organisiert und nicht zersplittert wären? Vom Klassenstandpunkt auszugehen, erfordert gerade, sich nicht nur für die „eigene“ Berufsgruppe einzusetzen, sondern für die Interessen aller Werktätigen und die Zukunft der Jugend.
Entschieden zurückgewiesen werden muss die Hetze des Chefs der „Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände“ (BDA), Dieter Hundt, der von der Regierung eine weitere Einschränkung des Streikrechts, insbesondere für Spartengewerkschaften fordert. Stattdessen gilt es, für ein vollständiges und allseitiges gesetzliches Streikrecht einzutreten.