Rücktritt von Papst Benedikt XVI
Dogmen-Hüter der katholischen Kirche wirft das Handtuch
Ist der angeblich aus „Altersgründen“ erfolgte erste Rücktritt eines Papstes seit 719 Jahren nur ein Schritt zu mehr „Normalität“ und „Menschlichkeit“ in der katholischen Kirche? Diesen Eindruck versuchen zumindest die bürgerlichen Medien zu erwecken. Das Image des zunehmend abgelehnten bis verhassten Kirchenführers wird damit nachträglich noch verklärt.
Ein „revolutionärer“ Abgang ausgerechnet von einem Papst, der sich seit Jahrzehnten als erzreaktionärer Verteidiger überholter Kirchendogmen einen Namen gemacht und selbst Hoffnungen auf kleinste „Reförmchen“ enttäuscht hat? Selbst der innerste Führungszirkel der katholischen Kirche reagierte erschüttert und konsterniert. Kardinaldekan Angelo Sodano sprach von einem „Blitz aus heiterem Himmel“ und der Kölner Kardinal Joachim Meisner zeigte sich „regelrecht schockiert“. Lange Zeit habe er gedacht, „ein Glück, dass wenigstens der Papst auf Lebenszeit amtiert“, damit wenigstens „die Kontinuität dieser Vaterschaft gesichert“ sei. Nun ist es auch mit dieser „Kontinuität“ vorbei.
Aus der Rücktrittserklärung des Papstes spricht, was ihm wirklich zunehmend die „Kräfte“ geraubt hat. Darin beklagt er „die Welt, die sich so schnell verändert“ und dass sie „heute durch Fragen, die für das Leben des Glaubens von großer Bedeutung sind, hin- und hergeworfen“ würde. Hin- und hergeworfen wird vor allem die Kirchenführung durch die immer massivere weltweite Kritik und die Austrittswelle von Kirchenmitgliedern. Alleine in Deutschland sind von 2005 bis 2011 820.138 Menschen aus der katholischen Kirche ausgetreten – aus der evangelischen Kirche allerdings fast genauso viele. Benedikt tritt zurück, weil sein Krisenmanagement, das zuletzt seine Amtsführung vollständig bestimmt hat, immer aussichtsloser wurde.