200 Jahre Giuseppe Verdi und Richard Wagner
Bürgerlich-revolutionäre Musik gegen tiefste Reaktion
Die beiden Komponisten Giuseppe Verdi (1813–1901) und Richard Wagner (1813–1883) lebten zur gleichen Zeit, sind aber grundverschieden in ihrer Persönlichkeit und in ihrer Kunst.
Wagner war in seiner Jugend ein Anhänger der bürgerlichen Revolution von 1848 und musste deswegen ins Exil gehen. Seine frühen Opern – etwa über den Volkstribunen Rienzi – spiegeln diese Einstellung wider. Er hat sich aber rasch losgesagt. Er wurde nicht nur zu einem angepassten Bürger, sondern zum abschreckenden Künstler einer Bourgeoisie, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Deutschland alle Züge einer innerlich verfaulten, äußerlich aggressiven und dekadenten, dem Untergang geweihten Klasse aufwies. Richard Wagner war in seinem privaten Leben ein hemmungsloser Schnorrer. Allein den am Ende geisteskranken bayrischen König Ludwig II. erleichterte er um Millionen und lebte auf dessen Kosten.