Mit Karl Marx gegen den Marxismus-Leninismus?
Buchkritik: Terry Eagleton „Warum Karl Marx recht hat“
Wer von diesem Buch erwartet, etwas darüber zu erfahren, warum die Lehren von Karl Marx noch heute Gültigkeit haben, wird schnell enttäuscht. Worum es Terry Eagleton wirklich geht, macht der Schutzumschlag deutlich: „Der Kommunismus ist tot, der Kapitalismus ist krank, es lebe Karl Marx!“ In diesem Sinne versucht der Verfasser, der vom Verlag als ein „katholischer Marxist“ angepriesen wird, Karl Marx zu einem Kronzeugen des modernen Antikommunismus zu verbiegen.
So beschreibt Eagleton beispielsweise verständlich die Rolle des Klassenkampfs beim Übergang von einem Gesellschaftssystem in ein anderes. Das nutzt er dann zur Verfälschung von Karl Marx: Der habe bei der Pariser Kommune von 1871 auf keinen Fall an den Sozialismus gedacht (S. 67). Ist dem „katholischen Marxisten“ tatsächlich entgangen, dass Karl Marx und Friedrich Engels die Pariser Kommune als den ersten Versuch bezeichnet haben, den Sozialismus zu errichten? Ist Eagleton wirklich entgangen, was Karl Marx 1871 im seinem Werk „Der Bürgerkrieg in Frankreich“ über die Pariser Kommune unmissverständlich schrieb: „Sie war wesentlich eine Regierung der Arbeiterklasse, das Resultat des Kampfs der hervorbringenden gegen die aneignende Klasse, die endlich entdeckte politische Form, unter der die ökonomische Befreiung der Arbeit sich vollziehen konnte. … Aber dies ist der Kommunismus, der ‘unmögliche’ Kommunismus! … wenn die Gesamtheit der Genossenschaften die nationale Produktion nach einem gemeinsamen Plan regeln, sie damit unter ihre eigne Leitung nehmen und der beständigen Anarchie und den periodisch wiederkehrenden Konvulsionen, welche das unvermeidliche Schicksal der kapitalistischen Produktion sind, ein Ende machen soll – was wäre das andres, meine Herren, als der Kommunismus, der ,mögliche‘ Kommunismus?“ (Marx/Engels, Werke, Bd. 17, S. 342/343)