„Wo stehen wir im Kampf gegen den Flughafen Notre-Dame-des-Landes?“
Die „Rote Fahne“ erreichte folgender Brief aus Notre-Dame-des-Landes:
Liebe Freundinnen und Freunde, in der Vergangenheit habt ihr den Gegnern des Flughafenprojekts von Notre-Dame-des-Landes eure Solidarität bewiesen. Ich schicke euch hiermit die neuen Nachrichten:
Zum Thema Flughafen ist alles gesagt, wie man es auch dreht und wendet. Die Gegner haben alles Wesentliche ans Licht gebracht: Kosten und soziale und ökologische Schäden dieses Projekts, Zerstörung von Ackerland und der Biodiversität, Verschlingen öffentlicher Gelder und Verknappung fossiler Rohstoffe, Klimaveränderung … aber das änderte nichts, obwohl doch alternative Lösungen bestehen, insbesondere zur Verbesserung des Bestehenden. Die Projektträger dagegen werden irrational, sie glauben krampfhaft an Fortschritt, Entwicklung und Wachstum und dass das alles von einer Verlagerung des Flughafens abhinge.
Wo stehen wir?
Wie ihr wisst, hatte die von Premierminister JM Ayrault einberufene sogenannte „Dialog“-Kommission den Auftrag zu beruhigen – nicht dem Problem auf den Grund zu gehen, sondern „für jeden Bauabschnitt des Projekts zu erklären“, was wozu geschehen solle … Sie führte vermehrt Anhörungen durch mit denen, die zum Dialog bereit waren, während die Ordnungskräfte zugleich Tag und Nacht die wichtigsten Kreuzungen blockierten und das Alltagsleben der Bewohner des umstrittenen Flughafengeländes ZAD vergifteten.
Zur Lage auf dem geplanten Flughafengelände ZAD: Nach einem schweren Winter werden der Aufbau von Holzhütten, die Wiederbesetzung des Hofs von Bellevue, die Rückführung des Viehs und die erneute Bestellung der Äcker unter dem Schutz einer Traktorenkette fortgeführt.
Die drei Kommissionen, die von der Regierung eingesetzt wurden, um die Stimmung nach den sehr harten Auseinandersetzungen im letzten Oktober und November zu beruhigen, haben ihre Berichte abgegeben: Sie bestätigen alle, dass die Argumente der Projektgegner zutreffen: Zum Beispiel kann es sein, dass beim bestehenden Flughafen gar nicht die Piste, sondern das Flughafengebäude überlastet ist! Die von dem führenden französischen Baukonzern Vinci ausgedachte Methode, wie der Ausgleich für die Zerstörung von Feuchtzonen und geschützten Arten zu schaffen ist, wurde von den zehn mit der Untersuchung beauftragten Wissenschaftlern einstimmig abgelehnt. Die Verschwendung von Ackerland wurde verurteilt. Der ständige Ausschuss für Naturschutz CNPN übernahm die Stellungnahme der wissenschaftlichen Experten und eröffnete die Möglichkeit einer Verschiebung um zwei Jahre.
Aber in Frankreichs Antwort an die Europäische Kommission wurden die Schlussfolgerungen aus diesen Berichten in keinster Weise berücksichtigt.
Und die bisher gemachten Vorschläge für den Ausgleich sind auf europäischer Ebene inakzeptabel. Der Präfekt hat sich eine zweimonatige Frist für die Erstellung eines neuen Zeitplans gesetzt und zieht im Augenblick seine Truppen von den beiden Zufahrtskreuzungen zur ZAD ab. Die Zeit des Schlagabtausches mit Argumenten ist vorbei.
Geneviève Coiffard Grosdoy,
Notre-Dame-des-Landes, den 23.4.2013