Alle paar Jahre eine „Jahrhundertflut“?
Das 21. Jahrhundert ist erst 13 Jahre jung – und schon zum zweiten Mal haben wir ein „Jahrhunderthochwasser“! In Passau stieg der Pegelstand der Donau auf 12,89 Meter, nur im Jahr 1501 war er schon einmal höher. „Noch nie ist der Hochwasserpegel so schnell gestiegen“, sagten Anwohner. Viele Städte und Orte besonders in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt mussten evakuiert werden, etliche Dämme brachen. Es gibt Todesopfer zu beklagen.
An der Elbe wurde zu Redaktionsschluss ein maximaler Pegelstand von neun Metern erwartet, bei der Jahrhundertflut 2002 waren es 9,40 Meter. Auch im Südwesten Polens und in Tschechien wurde der Notstand ausgerufen. Während das Hochwasser in den seit Ende letzter Woche am schlimmsten betroffenen Gebieten langsam wieder abzieht, walzen sich die Wassermassen auf den Flüssen weiter voran und bedrohen weitere Städte und Orte.
Im sächsischen Grimma wurde die Altstadt erneut meterhoch überflutet. Bereits 2002 war Grimma vom Hochwasser schwer zerstört worden. Alles wurde wieder aufgebaut – nun verlieren die Bewohner erneut ihr Hab und Gut. Die Deiche der Mulde waren zwar nach 2002 erhöht worden, die Mauer zum Schutz der Altstadt von Grimma wurde jedoch nicht fertig. Die Stadt Halle erleidet das schlimmste Hochwasser seit 70 Jahren. Überall gibt es wie 2002 eine überwältigende Hilfsbereitschaft der Bevölkerung. Leute kommen zum Sandsäcke füllen, ältere Bewohner werden versorgt …
Hintergründe werden verschleiert
Die bürgerlichen Massenmedien bringen Sonderberichte, doch über die eigentlichen Hintergründe der Hochwasserkatastrophe, warum Überschwemmungen und extreme Wetterschwankungen weltweit zunehmen, erfährt man kaum etwas. So haben auch im mittleren Westen der USA Wirbelstürme und Hochwasser innerhalb der letzten zwei Wochen Tod und Verwüstung gebracht. Mindestens 14 Menschen kamen ums Leben und im Bundesstaat Missouri wurde der Notstand ausgerufen.
Diese ständigen Eskalationen und „Superlative“ sind Zeichen des beschleunigten Übergangs in die globale Umweltkatastrophe. Ihre beiden Hauptursachen bestehen darin, dass „der Übergang zur globalen Umweltkatastrophe einen Punkt erreicht hat, an dem irreversible Schäden der globalen Stoffkreisläufe und des globalen ökologischen Gleichgewichts eingetreten sind“ und dass „mit der Neuorganisation der internationalen Produktion die Überakkumulation von Kapital chronisch“ geworden ist (aus „Morgenröte der internationalen sozialistischen Revolution“, S. 190/191). Die immer hemmungslosere Zersiedelung der Landschaft, Versiegelung von Böden, Durchsetzung maximalprofitorientierter Anbaumethoden in der Landwirtschaft sowie der Verzicht bzw. die Verzögerung notwendiger Hochwasserschutzmaßnahmen steht in Wechselwirkung mit einer inzwischen eingetretenen verheerenden Eigendynamik in der Veränderung des Weltklimas.