Die Panik vor der revolutionären Weltkrise
Die Mitarbeiter in der Presidio-Kaserne im kalifornischen Monterey staunten nicht schlecht, als sie versuchten die Website der Zeitung „The Guardian“ aufzurufen: Statt der Enthüllungen über die größte Massenüberwachung in der Menschheitsgeschichte sahen sie auf dem Bildschirm einen Warnhinweis ihrer Militärführung, der Zugriff sei ihnen verboten und landesweit in allen Militärnetzen ausgefiltert. Schließlich seien die Dokumente (die schon weltweit über alle Zeitungen und Fernsehsender verbreitet wurden) immer noch als „top secret“ klassifiziert. Besser hätte man die Hilflosigkeit und Panik nicht zum Ausdruck bringen können, mit der die Herrschenden auf die vom ehemaligen Geheimdienst-Mitarbeiter Edward Snowden ausgelösten Enthüllungen reagierten. Auf ein solches Szenario hatten ihre Allmachtsphantasien sie wohl nicht vorbereitet.
Seit dem 5. Juni hatte der jetzt mit US-Haftbefehl gesuchte Snowden über den britischen „Guardian“ immer neue Beweise veröffentlicht. Sie decken ein System auf, das klar Kurs nimmt auf nicht weniger als die flächendeckende Überwachung der Weltbevölkerung. Dieses System, das die breiten Massen pauschal zu potenziellen Verbrechern und Terroristen erklärt, die rund um die Uhr heimlich überwacht werden müssen, ist Ausdruck der sich vertiefenden politischen Defensive der Herrschenden. Mit dem geheimen und massiven Ausbau des Überwachungsapparates ist das internationale Finanzkapital ein hohes Risiko eingegangen. Die Herrschenden wussten, dass bei einer Aufdeckung das Vertrauen breiter Massen in ihre Herrschaft weiter zerrüttet wird. Damit wird auch das System der kleinbürgerlichen Denkweise als heute hauptsächliches Herrschaftsinstrument zunehmend untergraben.
Die Allmachtsphantasien einer weltweiten Kontrolle durch die Hauptachse USA-Großbritannien verschärfen auch die zwischenimperialistischen Widersprüche und die allgemeine Kriegsgefahr.