„Die Hetze über die angeblich faulen Griechen ist ein Skandal“

Interview mit zwei Studentinnen aus Griechenland

Am 1. Mai 2013 lernten wir in Bochum zwei junge Griechinnen kennen. Myrto und ihre Freundin Xenia sind Medizinstudentinnen. Myrto nimmt am europäischen Studentenaustauschprogramm „Erasmus“ teil. Zurzeit absolviert sie eine Famulatur (Praktikum für werdende Ärzte und Apotheker, Anm. d. RF-Red.) in einem Krankenhaus in der Region. 

In Deutschland wurde viel über Griechenland berichtet. Wir möchten die Gelegenheit nutzen, uns aus erster Hand zu informieren. Wie seht ihr die Entwicklung in Griechenland?

Myrto: In den 1960er Jahren gab es in Griechenland eine entfaltete Wirtschaftstätigkeit: Autos, Schiffe, Leichtindustrie und Landwirtschaft. Mit der Politik der europäischen Vereinigung und der Gründung der Europäischen Union hat sich vieles zum Negativen verändert. Etliche Industriebereiche wurden systematisch ruiniert und die EU hat Flächenstilllegungen durchgesetzt. Diese Flächenstilllegungen wurden zwar bezahlt, aber danach wurden Überschüsse an Agrarprodukten wie zum Beispiel Orangen aus Spanien eingeführt und mit den Dumpingimporten hat das „Bauernsterben“ eingesetzt. Die Griechen sollten nur noch mit Tourismus Geld verdienen dürfen.