Der Schandvertrag von München
Die Legende von der Friedenspolitik des Westens vor dem II. Weltkrieg
Kassel (Korrespondenz): 75 Jahre nach München behaupten bürgerliche Historiker und Geschichtsfälscher noch immer, Großbritanniens Premier Neville Chamberlain und Frankreichs Ministerpräsident Edouard Daladier hätten mit ihrer Zustimmung zum Abkommen von München einen Krieg verhindern und Frieden in Europa sichern wollen. Jacques Schuster schreibt in „Die Welt“, Chamberlain „wollte die Wiederholung des Wahnsinns von 1914“ vermeiden.1 Auf dem Treffen am 29./30. 9. 1938 wurden Hitlers Forderungen erfüllt, Gebiete der Tschechoslowakei, in der mehrheitlich Sudetendeutsche lebten, an Deutschland abzutreten. Obwohl das Abkommen den Bestand der restlichen Tschechoslowakei garantierte, okkupierte die Wehrmacht im Frühjahr 1939 die restlichen Gebiete und machte sie zum Protektorat Böhmen und Mähren. In der Slowakei wurde das faschistische Tuka-Regime installiert, das eng mit Nazideutschland zusammenarbeitete. Mit der Besetzung des Sudentenlandes begannen Flucht und Vertreibung von Juden, Tschechen und Antifaschisten. In kurzer Zeit flüchteten 200.000 Menschen in die vermeintlich sicheren Gebiete Böhmen und Mähren. Ihren Besitz mussten sie meist zurücklassen oder weit unter Wert an Spekulanten und Sudetendeutsche verkaufen. Mit der Entstehung des Protektorats Böhmen und Mähren wurde auch dort das mörderische deutsche Besatzungsregime installiert.2 Chamberlain hätte sich redlich um Frieden bemüht, sagt Schuster.3 In Wahrheit hat er die Bevölkerung der Tschechoslowakei dem Terror der Nazis ausgeliefert.