Die Kirche hat einen großen Magen …

Da trat mit dem Argentinier Franziskus ein neuer Papst an, der durch bescheidenes und etwas weltoffeneres Auftreten der tiefen Krise der katholischen Kirche entgegentreten sollte. Das nährte auch bei vielen Katholiken Hoffnungen, die sich mit den feudalen, erzreaktionären Strukturen der Kirche nicht mehr abfinden wollen. Und dann kommt ein Bischof namens Franz-Peter Tebartz-van Elst und vermasselt alles mit seiner schier unfassbaren, mittelalterlich anmutenden Prunksucht.

Gelogen und betrogen hat er dabei so dreist, dass schon die Staatsanwaltschaft dem nachgeht. Aber jetzt tut sein ganzes Umfeld so, als habe niemand davon nichts wissen können.

Der pompöse Turmbau zu Limburg markiert allerdings nur Spitze eines Eisbergs. Über den größten Teil ihrer Ein- und Ausgaben muss nämlich die Kirche gar keine öffentliche Rechenschaft ablegen – obwohl es dabei um sehr viel Geld der Steuerzahler und längst nicht nur der Kirchenmitglieder geht.
Anders als in fast allen anderen Ländern zieht in Deutschland der Staat die Kirchensteuer ein: das macht etwa 10 Milliarden Euro im Jahr. Doch damit nicht genug. Mit nochmals mindestens 50 Milliarden Euro werden kirchliche Kindergärten, Krankenhäuser, Altersheime und kirchliche „Dienste“ vom Religionsunterricht bis zur Militärseelsorge bezuschusst. In diesen Einrichtungen arbeiten etwa 1,1 Millionen Menschen – zu über 90 Prozent vom Staat bezahlt, aber von der Kirche in ihren Rechten beschnitten und gegängelt.    

Anna Bartholomé

(Informationen unter anderem aus: Carsten Frerk „Violettbuch Kirchenfinanzen. Wie der Staat die Kirchen finanziert“)