Mogelpackung Rente mit 63
Bei Neueröffnung eines Geschäfts gibt es manchmal Lockangebote, die sich oft als Mogelpackung erweisen. Bei der Neuauflage der Großen Koalition ist das nicht anders. Zu beweisen zum Beispiel anhand der geplanten Rente mit 63.
Seit Beginn des Jahres 2012 können Beschäftigte nach 45 Versicherungsjahren mit Erreichen des 65. Lebensjahres ohne die sonst fälligen Abschläge in Rente gehen. Ab dem 1. Juli 2014 dürfen sie laut Koalitionsvertrag das bereits mit dem vollendeten 63. Lebensjahr.
Allzu viele Beschäftigte können das sowieso nicht in Anspruch nehmen. Denn von knapp einer halben Million Männer (418.881), die im letzten Jahr in Rente gingen, erhielten lediglich 10.555 oder 2,5 Prozent eine abschlagsfreie Rente mit 65. Und in Rentenfragen sind wie immer die Frauen die besonders Benachteiligten. Zwar gingen fast gleich viele Frauen in Rente (410.569), aber lediglich 1.751 oder 0,4 Prozent konnten die Hürden nehmen, um mit 65 Jahren ohne zusätzliche Kürzungen in Rente zu gehen. Ein echter Skandal, wenn man die Doppelbelastung der meisten Frauen durch Beruf und Familie bedenkt. (Deutsche Rentenversicherung, „Rentenversicherung in Zahlen 2013“)
Und für die Rente ab 63 wird die Hürde nochmals höher. Denn um im 63. Lebensjahr 45 Versicherungsjahre aufzuweisen, muss man bereits ab dem 18. Lebensjahr rentenversichert sein. Zudem wird mit einem fiesen Formulierungstrick im Koalitionsvertrag die Hürde für fast alle unüberwindbar gemacht. Wurden bei der abschlagsfreien Rente mit 65 noch 45 Versicherungsjahre vorausgesetzt, sollen es nun 45 Beitragsjahre bei der Rente mit 63 sein.